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„Labaule & Erben“: Harald Schmidts Sprachnachrichten vom „Traumschiff“

Die Satireserie „Labaule & Erben“ entstand nach einer Idee von Harald Schmidt. Wie „labaulig“ es nach seinem Treatment weiterging, verrät Drehbuchautorin Anneke Janssen.

Der schöngeistige, liebenswerte, aber wenig geschäftstüchtige Wolfram Labaule (Uwe Ochsenknecht) übernimmt nach dem überraschenden Tod des Patriarchen den familieneigenen Zeitungsverlag… Die neue sechsteilige Mini-Satireserie „Labaule & Erben“ startet am heutigen Donnerstag um 22:00 Uhr im SWR Fernsehen – in der ARD-Mediathek ist sie schon komplett zu sehen.

Entstanden ist das sehenswerte Format nach einer Idee von Entertainer Harald Schmidt (61). Das Drehbuchautoren-Team Richard Kropf (u.a. „4 Blocks“), Bob Konrad („You Are Wanted“), Hanno Hackfort („Verbotene Liebe“), Elena Senft („Ellas Baby“) und Anneke Janssen („Das Wichtigste im Leben“) entwickelte aus dem ersten Treatment die Serie. Wie „labaulig“ die weitere Zusammenarbeit mit dem Ideengeber war, verriet Drehbuchautorin Anneke Janssen der Redaktion.

Die Zusammenarbeit mit Harald Schmidt

Schon das 13-seitige Treatment von Harald Schmidt dürfte ziemlich lustig gewesen sein, denn das war Janssens Reaktion bei der ersten Lektüre: „Gelacht habe ich. Das lag natürlich vor allem an den sehr guten Sätzen, die in diesem Treatment standen. Nach ‚Glottertal goes digital‘ war ich bereits ziemlich überzeugt, nach dem angerissenen Figurenkabinett komplett.“ Ein klassisches Serienkonzept sei es zwar noch nicht gewesen, aber „ein fröhliches Sammelsurium, ein Konzentrat von allem, was eben in den besten Familien vorkommt“.

Die weitere Zusammenarbeit mit Harald Schmidt sei „speziell und nicht sehr eng im analogen Sinne“ gewesen, „dafür aber sehr labaulig“, erinnert sich Janssen. „Nach dem Treatment kam erstmal eine ganze Weile gar nichts mehr von ihm […] Danach erreichten uns über den Produzenten Alexis von Wittgenstein immer wieder Sprachnachrichten, ‚Sprachis‘ wie Vanni sagen würde, oder Whatsapp-Videos.“ Besagte Vanni ist Vanessa, gespielt von Jil Funke. Sie ist die Freundin von Wolfram Labaules Sohn Tristan (Lukas Rüppel) und Social-Media-Influencerin…

Die Nachrichten an das Autorenteam schickte Harald Schmidt aber nicht etwa vom heimischen Schreibtisch aus. „Sie stammten teilweise vom ‚Traumschiff‘ [seit 2015 spielt er in der ZDF-Reihe Kreuzfahrtdirektor Oskar Schifferle, A.d.R.], teilweise mit lautem Meeresrauschen, trötenden Elefanten, barocken Orgelstücken oder vatikanischem Angelusläuten im Hintergrund“, beschreibt Janssen die Klangkollagen. „Das Ganze hatte ein bisschen was vom Dichter Stefan George bzw. Usain Bolt, von denen man ja auch nie wusste, wo und ob sie überhaupt irgendwo waren.“

Doch es kommt noch besser – und wohl auch noch inspirierender für die Drehbuchautoren, denn: „Hinzu kamen leichte technische Gebrechen: Manchmal war aufgrund der Hintergrundgeräusche kaum etwas zu verstehen, manchmal war die Sprachqualität wegen seines Netzes zu schlecht, manchmal gab es Impulsreferate über tagesaktuelle Themen, manchmal nur sehr höfliche Grüsse […]“, sagt Janssen. „Es lag in jedem Fall immer ein Hauch von Wolfram [zentrale Figur der Serie, A.d.R.] in der Luft, der einerseits an der Technik scheitert, aber zum Teil auch ziemlich gut verwertbare Ausbrüche hat.“

Von der guten Idee zur sendereifen Serie

Wie aus der guten Idee dann eine sendereife Serie wurde, erklärt die Autorin so: „Das Plotten der sechs Folgen findet tatsächlich an einem grossen Tisch statt. Richard, Elena, Bob, Hanno und ich in einem Raum. Dabei werden auch schon Dialogfetzen notiert, Figuren präzisiert oder Bilder besprochen […] Zwischendurch springt auch mal jemand auf und spielt eine der Figuren. Die Szene, in der Wolfram zum Canapé eines Gastes auf der Daedalus-Verleihung greift, hat Richard etwa 20 Mal virtuos performt, bevor an den ersten Rohschnitt überhaupt zu denken war.“

Die konkreten Drehbücher wurden dann aber allein geschrieben, „allein und einsam im Kämmerlein“. Danach wurde nochmal gemeinsam überarbeitet…

Wird es eine 2. Staffel geben?

Wer die Satireserie in der Mediathek schon ganz angesehen hat, dem stellt sich schnell die Frage nach der 2. Staffel. Dazu äussert sich der Sender zwar noch nicht, Stoff gäbe es aber wohl genug: „Allein das, was aus Platzgründen rausgeflogen ist, reicht vermutlich für eine zweite und dritte Staffel. Die Ereignisse der letzten zwei, drei Wochen für sechs weitere und zwei Spin-offs“, lacht Janssen, ohne ins Detail zu gehen.

Bei ihrer persönlichen Lieblingsszene wird sie dann aber wieder konkret: „Ganz klar: Die weinende Esther [Wolframs Ehefrau, A.d.R.] auf dem Aufsitzrasenmäher. Fasst das Leben ganz gut zusammen, finde ich. Perfekt gespielt, perfekt inszeniert – und natürlich perfekt erdacht von den fünf Autoren…“ Die Szene ist in der 6. und letzten Folge „Der lange Weg nach Borgentreich“ zu sehen, die am 14. Februar um 22:00 Uhr ausgestrahlt wird.

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