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Die Ära Merkel endet: Michael Michalsky über Politiker, Macht und Mode

Michael Michalsky gibt seine Einschätzung zum Stil von Angela Merkel und welche Absicht sie damit verfolgt.

Margaret Thatcher hatte die ikonische Handtasche, die Grünen in den 90ern die Birki-Latschen. Doch wie sieht Mode in der Politik heute aus? Anlässlich der Bundestagswahlen am 26. September wirft Designer Michael Michalsky einen Blick zurück auf die Ära Merkel und den „mutigen Stil“ der Kanzlerin.

Am 26. September entscheidet Deutschland über eine neue Regierung. Denn Angela Merkel (67) wird nach 16 Jahren das Amt der Bundeskanzlerin niederlegen. Sie gilt überall auf der Welt als einflussreiche Politikerin und sorgt modetechnisch regelmässig für Resonanz bei der Presse. Mit der CDU-Politikerin hielt 2005 ein nüchterner Stil Einzug ins Kanzleramt. Doch bei aller Klarheit ist Mode immer auch ein mächtiger Stoff, weiss Michael Michalsky (54), dessen Buch „Minimal Style“ am 28. September beim DK Verlag erscheint. Darin verrät er, wie man durch eine sorgsam ausgewählte Garderobe den eigenen Style findet und weiterentwickelt.

Mit der Nachrichtenagentur spot on news hat der Stardesigner über den „mutigen Stil“ von Angela Merkel gesprochen und darüber, welche Politiker modetechnisch seiner Meinung nach ganz oben mitspielen.

Blazer waren stets das Mittel der Wahl, wenn Angela Merkel zu Empfängen, Einweihungen und Staats-Events zugegen war – nur die Farbe variierte: Mal war es lautes Magenta, mal leises Marineblau, dazu eine massive Bernsteinkette – fertig ist der solide Business-Look. „Die Message bei Frau Merkel lautet Beständigkeit und Verlässlichkeit“, erklärt Michalsky im Gespräch. Damit macht Merkel einiges richtig. Stiltechnisch könne man von ihr lernen, „wie man sich durch einen persönlichen, konsequenten Kleidungsstil zu einer wiedererkennbaren visuellen Marke machen kann“, sagt der Designer.

Michael Michalsky: Das war sein Highlight unter den Merkel-Looks

Besonders ein Look ist dem 54-Jährigen in Erinnerung geblieben: „Das mutige Ballkleid zur Eröffnung der Oper in Oslo.“ Damals, 2008, wählte die Kanzlerin eine tief ausgeschnittene Robe der deutschen Designerin Anna von Griesheim (55). Thema des Abends war weder die Musik von Wagner noch die grandiose Architektur des Gebäudes, sondern der Ausschnitt der deutschen Bundeskanzlerin. „Wie viel Dekolleté darf eine Kanzlerin zeigen?“, fragte „Die Welt“. Dem ein oder anderen kamen die tiefen Einblicke unangebracht vor. Doch Michael Michalsky ist anderer Meinung: „Niemals kann Mode ‚unseriös‘ sein. Mode ist ein Stilmittel, mit dem sich Menschen ausdrücken. Die Handlungen dieses Menschen können unseriös sein, aber nicht sein Look.“

Angela Merkel ist seiner Meinung nach nicht die einzige Person aus Politik und Wirtschaft mit gutem Geschmack. Kanadas Premier Justin Trudeau (49) und EZB-Chefin Christine Lagarde (65) „pflegen einen sehr guten Stil, der zu ihren Persönlichkeiten passt“, findet Michalsky. Etwas ausgeflippter geht es bei Grünen-Politikerin Claudia Roth (66) zu – „die Lady Gaga der deutschen Politik“.

Während Frauen bei Form, Farbe und Stil weitaus mehr Spielraum haben, kämpfen Politiker oft mit einem buchstäblichen Korsett. Doch auch bei den Männern darf man mit einem Stilwechsel hin zu mehr nonchalant rechnen, meint der Designer. Denn immer mehr Politiker hätten sich von der Krawatte verabschiedet: „Das ist ein kleines Zeichen, dass es auch bei Politikern eine Veränderung in der Mode gibt. Das finde ich gut.“

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