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J.R.R. Tolkien: Der Geist hinter „Herr der Ringe“ kommt ins Kino

Wohl jeder kennt die Geschichte über den „einen Ring“. Über das ebenso filmreife Leben des „Herr der Ringe“-Autors soll derweil der neue Streifen „Tolkien“ aufklären.

Gibt es im Schützengraben wirklich keine Atheisten? Einer, der die Antwort darauf gewusst haben muss, war J.R.R. Tolkien (1892-1973). Wie abertausende andere junge Männer kauerte der Autor 1916 an der Westfront des Ersten Weltkriegs, unter ihm die blutige Erde Frankreichs, über ihm das nicht enden wollende Trommelfeuer. Doch gläubig machten ihn nicht erst der Stellungskrieg, die Grabenkämpfe oder das Giftgas – Tolkien war es schon seit frühester Kindheit.

Und so inspirierte ihn die schreckliche Erfahrung zu etwas anderem. Zu einer Fabel, in der das Böse in die friedliche Welt einfällt und droht, sie „ins Dunkel zu treiben.“ Der Kinofilm „Tolkien“ (Kinostart: 20. Juni) mit Nicholas Hoult (29) in der Titelrolle erzählt folglich die Geschichte hinter den weltberühmten Geschichten „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“. Tolkiens Leben ist ähnlich kinoreif wie die Heldenreise der Gefährten, war es doch bereits von Anfang an eng mit Mittelerde verbunden – auch, wenn er das anfangs selbst noch nicht wusste.

Idylle und Spinnenphobie

Schon Tolkiens Geburtsort mutet ein klein wenig wie aus dem Märchen an. Im Oranje-Freistaat, einer ehemaligen Burenrepublik in Afrika, erblickte Tolkien am 3. Januar 1892 das Licht der Welt. Dort machte er eine extrem unangenehme Erfahrung: Er wurde von einer Tarantel gebissen – das Motiv der scheusslichen Riesenspinne wollte daraufhin nicht mehr aus seinem Kopf. Erst danach ging es für ihn ins englische Landleben nahe Birmingham, wo der Begriff Industrialisierung noch ein Fremdwort war. Später nannte er die als Kind erlebte Idylle „Auenland“ und lernte ganz nebenbei ein regionales Wort für Baumwolle kennen: Gamgee, der spätere Familienname eines gewissen Hobbits mit grossem Magen.

Tolkiens Mutter starb, als er noch keine 13 Jahre alt war. Doch auch aus dieser Tragödie leiteten sich Elemente seiner Geschichten ab – wie etwas das Leben nach dem Tod, das ewige Leben oder andere spirituelle Überzeugungen. Und dass Tolkien später ganze Sprachen für seine unterschiedlichen Bewohner Mittelerdes erschaffen sollte, fusste in seiner frühen Begeisterung und dem Talent für Linguistik, der er sein Studium widmen sollte. Am Finnischen und Walisischen orientiert entstand schliesslich seine melodische Kunstsprache der Elben.

Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt

Bevor es wie eingangs erwähnt für Tolkien an die Front des Ersten Weltkriegs ging, heiratete er seine grosse Jugendliebe Edith (im Film von Lily Collins verkörpert). Doch auch dieses Kapitel seines Lebens verlief alles andere als gewöhnlich. Edith war mit einem anderen Mann verlobt, jedoch gelang es Tolkien, sie stattdessen von seiner Liebe zu überzeugen. Zwei Jahre später, 1916 und kurz vor Tolkiens Kriegserfahrung, fand die Hochzeit statt. Vier gemeinsame Kinder erblickten das Licht der Welt, erst Ediths Tod im Jahr 1971, nach 55 Ehejahren, schied die beiden.

In den 30er Jahren gehörte Tolkien den „Inklings“ an, wenn man so will den literarischen „Gefährten“ der Uni Oxford. Zur selben Zeit arbeitete an einem Kinderbuch namens „Der kleine Hobbit“, das so gut ankam, dass der Verlag auf einen Nachfolger drängte. Wer nun aber schon bei „Game of Thrones“-Autor George R.R. Martin (70) lange Wartezeiten moniert, der kann froh sein, keine Fantasy-Leseratte zu Lebzeiten von Tolkien gewesen zu sein.

Was lange währt…

1937 begann er mit der Arbeit an „Der Herr der Ringe“, erst zwischen 1954 und 1955 wurde die Geschichte in drei Teilen veröffentlicht. Der Rest ist (Fantasy-)Geschichte – über 150 Millionen Mal verkaufte sich die Sage über Elben, Zwerge, Zauberer und Mordors Schreckensherrscher Sauron.

Rund zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau verstarb auch Tolkien. Die gemeinsame Grabstätte befindet sich in Oxford, wo neben ihren echten Vornamen noch zwei weitere zu lesen sind – Beren und Lúthien. Er ein sterblicher Held, sie eine unsterbliche Elbin aus Tolkiens fantasiereichem Geist, die eine unendliche Liebe verbindet. Und so ist nicht nur Tolkiens Leben, sondern auch sein Tod auf ewig mit Mittelerde verbunden.

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