„Um dem Publikum zu gefallen, wurde ich mir selbst fremd.“

Quelle: Tim Dobrovolny

In den vergangenen Jahren war der in Los Angeles wohnhafte Musiker und Schauspieler Carlos Leal vor allem in Serien und Spielfilmen zu sehen, nun widmet er sich wieder seiner zweiten Leidenschaft, der Musik. Die Beweggründe und Absichten zu seinem ersten Solo-Album Reflections erklärt er im Interview mit dem TREND MAGAZIN.

Carlos Leal war Mitgründer und Rapper der erfolgreichen französischsprachigen Westschweizer Rap- und HipHop-Band Sens Unik, die zwischen 1991 und 2004 neun Alben veröffentlichte, wovon vier eine goldene Schallplatte erhielten. Ausserdem war er an Soundtracks bekannter Filme wie etwa „Neutre“ und „La Haine“ von Matthieu Kassowitz beteiligt. Leal ist aber nicht nur Musiker, sondern auch ein international tätiger Schauspieler, der bisher in über 60 Filmproduktionen mitwirkte und für seine Darstellungen mehrfach ausgezeichnet wurde. Trotz seines Erfolges, schwankte der Schauspieler zwischen seinen Rollen hin und her. Die gespielten Figuren und damit die Illusion liessen sich nicht mehr problemlos mit der Wirklichkeit vereinbaren. Um dem Publikum zu gefallen, wurde er sich selbst fremd. Als er eines Tages in den Spiegel blickte und sich kaum wieder erkannte, war es für Leal an der Zeit, wieder zu sich selbst zu finden. Mit seinem ersten Solo-Album Reflections kehrte er zurück zu seinen Wurzeln und damit zu seiner allerersten grossen Liebe, der Musik.

Deine neue Platte ist dir sehr gelungen. Was war deine Inspiration?
Reflections ist eine Reise, die ich selbst gemacht habe und die vor zwei Jahren begonnen hat. Für mich war es sehr wichtig, wieder zur Musik zurückzukehren. Zum einen, weil ich die Musik vermisst habe und zum anderen wollte ich Musik auf einem richtigen und ehrlichen Weg machen. Für das musste ich mich aber zuerst ein bisschen besser kennenlernen. Ich habe mich dann selbst erforscht, bevor ich das dann alles realisiert habe. Die Musik auf meinem Album entstand über die ganze Reise hinweg. Ich habe nicht gewartet, bis ich meine „Forschung“ abgeschlossen hatte, um mit diesem Album zu starten. Auf dem Cover sieht man das sehr gut an dem Art Work. Man sieht, wie die Reise startet und wo sie endet. Es ist auch ganz bestimmt das ehrlichste und persönlichste Album, das ich jemals gemacht habe. Das bin definitiv ich – ohne Maske! Mit dieser Musik lade ich die Leute dazu ein, diese Reise mit mir zusammen zu machen.

„Reflections ist ein Abbild meiner innersten Gedanken und meines
Universums und ich habe das grosse Glück, dieses mit anderen teilen zu können.“

Wie würdest du deinen Musikstil beschreiben?
Ich versuche selbst noch zu verstehen, was für ein Musikstil dieses Album hat. Ich persönlich finde, dass es dafür keine wirkliche Definition gibt und denke, man kann es nicht einfach in eine vorgefertigte Schublade stecken. Das Album ist wie eine Verschmelzung von allen Genre, welche mich in meinem Leben begleitet haben und die ich auch liebe.

Hast du sämtliche Texte und Lyrics selbst beigesteuert?
Ja, auf jeden Fall!

Mit Disco Ball hast du dir eine grossartige Singleauskopplung ausgesucht. Es ist ein fantastischer Song, der diverse Stilrichtungen miteinander vereint. Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Es ist mit Sicherheit eine Fusion von Musikrichtungen, die ich besonders gerne mag. Disco Ball ist dem Nachtleben gewidmet. Sehr häufig sehen wir das Nachtleben als eine schlechte Sache an. Im Nachtleben kommt man aus sich heraus und ich habe das deshalb oft mit verrückt in Verbindung gebracht. Der Song handelt von jemanden, der in einen „Dark Nightclub“ geht und am Anfang nicht ganz sicher ist, was er da eigentlich möchte. Dann ist überall diese Musik, diese Schatten, dieser Rauch, diese Stimmen und dieser Sound. Langsam lässt man sich gehen, ist auf dem Dancefloor und denkt einfach nur „WOW“. Man bewegt die Hände nach oben und schaut in den Himmel. Was sieht man? Die „Queen“ mit den tausenden von Lichtern. Das ist eben die Disco Ball. Das Stück handelt einerseits von einer spirituellen aber andererseits auch von einer sehr „nachtclubmässigen“ Erfahrung, aber nicht von einer schlechten Seite betrachtet. Ich singe ja auch nicht „Put your Hands in the Air and we’re gonna have a Party all Night long“ (lacht). Das ist etwas ganz anderes!

Carlos LealWelcher Song ist dein persönlicher Favorit?
Ich denke, mein Favorit auf diesem Album ist „Au-delà“ und bedeutet für mich „The Perfect Circle, what I was looking for“. Aber ich bin sehr stolz auf alle meine Songs.

Du bist seit langer Zeit erfolgreich im Film- und auch im Musikbusiness und hast eine sehr starke Fangemeinde. Was bevorzugst du persönlich mehr, Film oder Musik?
Ich liebe meinen Job als Schauspieler. Es ist ein interessanter Job. Wenn man in einer Rolle arbeitet, muss man sich dieses „Kostüm“ selbst anziehen. Es ist etwas ganz Spannendes und sehr Interessantes. Die Musik ist aber für mich definitiv mein bester Freund und ich höre sehr viel Musik. Ich wachse sozusagen mit ihr zusammen. Ich kann mir keinen Tag ohne Musik vorstellen und denke, das wird auch nie in meinem Leben vorkommen. Ich höre mehrheitlich lieber alternative Musik als Pop. Musik bringt und bewegt bei mir Emotionen. Nichts anderes als Musik kann bei mir solche Gefühle auslösen.

Was läuft eigentlich mit Sens Unik?
Ich weiss es nicht. Vor ca. sechs Jahren wurde die Band aufgelöst und existiert seither nicht mehr. Meine Freunde sind aber immer noch Freunde. Für mich ist es aber an der Zeit für ein neues Kapitel.

Herzlichen Dank für das offene Gespräch!
Fantastique!

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