Diese japanische Geister-Insel hat eine grausame Geschichte

Fast 40 Jahre lang hatte kein Mensch mehr einen Fuss auf Hashima gesetzt, ehe die Macher von „James Bond 007 – Skyfall“ die verfallene Insel 2011 als Kulisse nutzten. Schlagartig wurde damit ein Ort ins öffentliche Gedächtnis zurückgerufen, der auf eine düstere Vergangenheit blickt.

Die Japaner nennen Hashima ehrfurchtsvoll „Gunkanjima“, was so viel wie „Schlachtschiff-Insel“ bedeutet. Ein Beiname, der sich dem Betrachter binnen Sekunden erschliesst. Vom Festland aus betrachtet, wirkt es tatsächlich so, als würde ein Kriegsschiff vor Anker liegen. Mächtige Mauern, mehrgeschossige Gebäude und ein Fels ragen – völlig unbeeindruckt vom rauen Seegang – aus dem Ostchinesischen Meer. Einst stand der Ort für Fortschritt und Hoffnung, doch die lange Geschichte der Insel hat auch ihre dunklen Kapitel.

Japan besteht aus fast 7’000 Inseln, Hashima zählt zu den kleinsten. Trotzdem lebten auf einer Fläche von neun Fussballfeldern einst unfassbare 5’259 Menschen. Der Grund: Kohle. Die Nachfrage nach dem „schwarzen Gold“ war in den vergangenen Jahrhunderten extrem hoch und vor allem die Gegend um die Stadt Nagasaki war für grosse Kohle-Vorkommen bekannt. Nachdem bereits auf den Nachbarinseln erfolgreich Untersee-Abbau betrieben wurde, kaufte der Konzern Mitsubishi 1’890 das bis dahin unbedeutende Mini-Eiland Hashima und errichtete darauf eine wahre Festung.

Doch nicht nur der 200 Meter lange Förderschacht war revolutionär. Um Arbeiter anzulocken, stampfte Mitsubishi eine Musterstadt aus dem Boden, in der es den Bewohnern an nichts fehlte – ausser an Platz vielleicht. Hashima schrieb in den darauffolgenden Jahrzehnten an einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Eine Geschichte, die mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs ein abruptes Ende nahm.

Der Weltkrieg als Blaupause

Hashimas Arbeiter mussten von heute auf morgen ihre Schaufel gegen ein Gewehr tauschen. Um die steigende Nachfrage trotzdem stillen zu können, schickte die japanische Führung tausende Zwangsarbeiter aus China und Korea auf die Insel. Unter unmenschlichen Bedingungen mussten sie Untertage schuften. Schätzungsweise 1’300 Arbeiter starben an Erschöpfung oder wurden nach Gasexplosionen verschüttet.

Mit dem Ende des Weltkriegs erlebte Hashima einen erneuen Aufschwung. Der Bedarf an Kohle war höher als je zuvor und um die Insel auch für Familien attraktiv zu machen, investierten die Betreiber viel Geld. Die Infrastruktur wurde verbessert, es entstanden Freizeitmöglichkeiten, Schulen und sogar ein Hotel. Der Boom hielt lange an. Als am 15. Januar 1974 die Stilllegung der Werke beschlossen wurde, verliessen alle Bewohner die Insel fluchtartig und liessen fast ihr komplettes Hab und Gut zurück. Es entstand eine überdimensionale Zeitkapsel, die heute nach und nach für Touristen geöffnet wird.

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