Das sind unsere Kino-Tipps für den September

Schaurige Clowns, überforderter Hochadel, eine altersmüde Ein-Mann-Armee und mehr: Das sind die Kino-Tipps für den September.

Der September startet nicht gut. Zumindest für alle Menschen, die unter Coulrophobie leiden – der Angst vor Clowns. Wer sich nicht mit Horrorfratze Pennywise in „ES Kapitel 2“ anlegen will und dennoch auf Blutrausch aus ist, der wartet bis Mitte des Monats. Dann spannt John Rambo seinen Bogen zum nunmehr fünften (und diesmal wirklich letzten?) Mal. Aristokratie statt Arschtreten gibt es zeitgleich in der Kino-Fortsetzung zur Serie „Downton Abbey“ zu sehen. Und zum Ausklang des Monats warten mit „Midsommar“ und „Der Distelfink“ noch gleissend-heller Horror und eine tragische Suche nach sich selbst auf die Cineasten.

1„ES Kapitel 2“, 5. September

27 Jahre nachdem der Klub der Verlierer Pennywise besiegte, kehrt dieser zurück, um die Stadt Derry aufs Neue zu terrorisieren. Längst haben sich die Wege der mittlerweile erwachsenen Verlierer getrennt. Wieder verschwinden Kinder, sodass Mike, der Einzige der Truppe, der in der Heimatstadt geblieben ist, die anderen nach Hause zurückholt. Traumatisiert durch die Erfahrungen der Vergangenheit, muss jeder seine tiefsten Ängste überwinden, um Pennywise endgültig zu vernichten – und sich dem Clown entgegenstellen, der mörderischer ist als jemals zuvor.

Einschätzung:

Auf jede grossartige Stephen-King-Verfilmung scheint stets eine miserable zu folgen. Nachdem Teil eins von „ES“ 2017 sicherlich die Erwartung so manch eines Roman-Fans weit überstiegen hat, fiel die Umsetzung von „Der dunkle Turm“ (zu Recht) hoffnungslos durch. Dass für die Fortsetzung über den Killerclown Pennywise, bei dem die einstigen Kinder nun erwachsen sind, Stars wie James McAvoy oder Jessica Chastain gewonnen werden konnten, ist also noch keine Qualitätsgarantie – um den „dunklen Turm“ balgten sich immerhin Idris Elba und Matthew McConaughey. Bleibt das zweite Kapitel aber den Tugenden seines Vorgängers treu, so könnte hier die nächste Horror-Perle auf das Publikum warten.

2„Rambo 5: Last Blood“, 19. September

John Rambo (Sylvester Stallone) hat viele grosse Schlachten in seinem Leben geschlagen – nun soll endlich Schluss sein. Zurückgezogen lebt der Kriegsveteran inzwischen auf einer abgelegenen Farm in Arizona. Doch der einstige Elitekämpfer kommt nicht zur Ruhe. Als die Enkelin seiner Haushälterin Maria (Adriana Barraza) verschleppt wird, begibt sich Rambo auf eine Rettungsmission jenseits der amerikanischen Grenze nach Mexiko. Schon bald sieht er sich dort einem der mächtigsten und skrupellosesten Drogenkartelle gegenüber. Die vielen Jahre im Kampf mögen Rambo gezeichnet haben, aber sie haben ihn nicht weniger gefährlich gemacht.

Einschätzung:

Wie die Titelfigur ist auch die gesamte „Rambo“-Filmreihe einfach nicht totzukriegen. Schon im Jahr 2008 war Stallone alias Rambo mit 63 Jahren ein Radau-Rentner und wirkte zuweilen unfreiwillig komisch. Ob das mit 73 gross anders ist, darf bezweifelt werden. Die sozialkritische Ader des Originals von 1982 trat aber auch schon Teil zwei mit Füssen und verwandelte die Reihe unwiderruflich in eine Gewaltorgie. Wem das damals schon zusagte, der wird auch mit Teil fünf seinen Spass haben. Frei nach dem Motto: höher, weiter, brutaler.

3„Downton Abbey“, 19. September

Aufregung auf Downton Abbey: Der König und die Königin erweisen dem Hause Grantham die Ehre. Es müssen ein royaler Lunch, eine Parade und ein Dinner organisiert werden. Aber wir befinden uns im Jahr 1927 und der Earl of Grantham (Hugh Bonneville) sinnt, ob sie nach all den Veränderungen der letzten Jahre überhaupt noch einem königlichen Besuch gewachsen sind. Als wäre diese Aufgabe nicht schon schwer genug zu bewältigen, muss sich das Personal mit dem furchteinflössenden royalen Haushalt herumärgern, und schon bald keimt eine kleine Revolte im unteren Teil des Hauses auf.

Einschätzung:

Wie werden sich die Granthams wohl auf der grossen Kinoleinwand schlagen, nachdem die Geschichte der fiktiven Adelsfamilie über sechs Staffeln lang als TV-Serie begeisterte? Selten dürfte das Zielpublikum leichter zu identifizieren sein, wie es hier der Fall ist. Fans der Serie müssen nicht überlegen, ehe sie sich ein Ticket für „Downton Abbey“ holen und erleben, wie es mit den liebgewonnenen Charakteren nun weitergeht, die sich 2015 aus dem Fernsehen verabschiedet haben. Für Neueinsteiger erscheint der Streifen derweil so gar nicht geeignet – hier müsste zuvor noch etwas Zeit zum Bingen eingeplant werden.

4„Midsommar“, 26. September

Obwohl ihre Beziehung kriselt, schliesst sich Dani ihrem Freund Christian auf einen Sommertrip in einen kleinen Ort in Schweden an. Gemeinsam mit Christians Clique sind sie zu einem einmaligen Mittsommerfestival eingeladen. Doch der anfänglich idyllische Eindruck der abgelegenen Gemeinschaft trügt, die Dorfbewohner verhalten sich nach und nach merkwürdiger: Sie bereiten sich auf ein besonderes Mittsommer-Ritual vor, das nur alle 90 Jahre zelebriert wird. Was als puritanisches Fest der Liebe und Glückseligkeit beginnt, nimmt eine unheimliche Wendung, die das sonnengeflutete Paradies bis in die Eingeweide erschüttert.

Einschätzung:

Mit seinem Kino-Debüt „Hereditary“ hat Regisseur Ari Aster ein Meisterwerk des Horrors abgeliefert. Unter gänzlich anderen Vorzeichen kommt sein zweiter Film „Midsommar“ daher. Nicht düster und klaustrophobisch, sondern gleissend hell und im Freien wird der Schrecken darin dargeboten. Ein ungewöhnliches, dadurch aber auch besonders spannendes Horror-Setting, das allerdings – dessen müssen sich interessierte Kinogänger bewusst sein – sehr träge erzählt wird.

5„Der Distelfink“, 26. September

Im Alter von 13 Jahren verliert Theodore „Theo“ Decker (Ansel Elgort) seine Mutter bei einem Bombenanschlag im Metropolitan Museum of Art. Die Tragödie verändert sein Leben für immer und zieht eine ergreifende Odyssee zwischen Trauer und Schuld, Neuerfindung und Erlösung und sogar Liebe nach sich. Während all dieser Zeit begleitet ihn ein handfestes Stück Hoffnung von jenem entsetzlichen Tag: das Gemälde eines winzigen Vogels, festgekettet an seiner Stange – der Distelfink.

Einschätzung:

„Der Distelfink“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Donna Tartt und kommt dadurch mit einigen Vorschusslorbeeren daher. Immerhin wurde das Werk 2013 von Amazon zum besten Buch des Jahres gekürt und erhielt ein Jahr später den Pulitzer-Preis. Die Handlung des Dramas ist somit über jeden Zweifel erhaben, einzig, ob sich diese auch auf die Leinwand umsetzen lässt, bleibt abzuwarten. Mit zweieinhalb Stunden Laufzeit wird „Der Distelfink“ jedenfalls weder kurze noch leichte Kost.

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