So revolutioniert Spotify die Musikindustrie

CDs sind so 2008: Vor zehn Jahren hat Spotify seinen Dienst gestartet und damit die Musikbranche nachhaltig verändert.

In der Ecke standen HiFi-Bausteine wie Verstärker, CD-Player und Tape-Deck, daneben türmten sich dutzende oder hunderte CDs. Ein Bild, wie man es in einem modernen Haushalt kaum noch zu Gesicht bekommt. Daran ist unter anderem auch Spotify schuld. Am 07. Oktober 2008 startete der Musik-Streamingdienst und begründete damit eine Entwicklung, die heute wohl nicht mehr aufzuhalten ist.

Spotify hat nach eigenen Angaben mehr als 180 Millionen aktive Nutzer – davon über 83 Millionen zahlende Nutzer, die sich an einem Katalog von mehr als 35 Millionen Songs nach Herzenslust bedienen können. Man kann so viel Musik hören, wie man möchte, egal ob man die werbefinanzierte Gratisvariante oder die Premium-Version nutzt.

Deshalb haben sich auch viele Konsumenten schon seit Jahren keine CD mehr gekauft. Warum auch? Das Smartphone ist immer dabei, der Bluetooth-Lautsprecher passt in den Rucksack und in der Hosentasche hat man quasi hunderttausende Alben. Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) berichtete Mitte Juli entsprechend, dass Audio-Streaming im ersten Halbjahr erstmals die CD überholt habe und mit 47,8 Prozent das grösste Umsatzsegment ausmache.

Jeder zweite streamt Musik

Mittlerweile streamt jeder zweite Internetnutzer (50 Prozent) seine Musik über Services wie Spotify, Apple Music oder Deezer. Das geht aus zwei Umfragen im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom hervor. In der jüngeren Zielgruppe sind es sogar noch mehr User: Bei den 14- bis 29-Jährigen streamen demnach sogar 63 Prozent, also fast zwei Drittel. Vor gerade einmal fünf Jahren seien es noch 9 Prozent gewesen. Der Markt ist quasi explodiert. Auch Bitkom spricht Spotify einen entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung zu.

2006 von Daniel Ek (35) und Martin Lorentzon (49) in Stockholm gegründet, könnte Spotify für die Musikbranche, die sich seit Jahren mit der illegalen Verbreitung von Songs herumschlägt, tatsächlich eine Art Heilsbringer sein. So haben es die beiden Schweden geschafft, dass viele Menschen offenbar doch wieder dazu bereit sind, für Musik zu zahlen, statt diese auf zwielichtigem Wege aus dem Netz zu beziehen. Wie sich das Ganze aber tatsächlich auf Dauer auswirken wird, muss sich noch zeigen.

Auch Musiker ändern ihre Meinung

Viele Künstler sind zumindest nicht mit der Vergütung einverstanden, die sie für die Streams ihrer Werke erhalten. Das prominenteste Beispiel war wohl Taylor Swift (28, „Shake It Off“), die sich jahrelang öffentlichkeitswirksam sträubte, ihre Musik bei Spotify anzubieten. Doch im Sommer 2017 kam der Umschwung und auch weitere Künstler stellen ihre Lieder nun doch bei Streaming-Diensten zur Verfügung. Anfang September gab die Kultband „Die Ärzte“ beispielsweise bekannt, dass ihre Musik ab dem 16. November auch bei Spotify und Deezer zu finden sein wird.

Weder die Industrie, die Bands noch die Nutzer können sich dem Trend Audio-Streaming also wirklich verwehren. Jetzt muss es Spotify nur noch schaffen, dass User weniger für ihre Premium-Abos zahlen müssen, dass sich Mega-Stars wie Taylor Swift weiterhin ein goldenes Näschen verdienen können, dass die Umsätze der Musikindustrie wieder steigen und dass Musikpiraterie ein Ding der Vergangenheit wird. Dann ist die Revolution perfekt.

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