Private Investoren kaufen die Golden Globes

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Quelle: Joe Seer/Shutterstock

Neuanfang für die Golden Globes nach einer Reihe von Skandalen? Die Non-Profit-Organisation HFPA löst sich auf und verkauft den von ihr verliehenen Film- und TV-Preis an private Investoren. Die Käufer waren schon vorher bei den Globes involviert.

Awards-Beben in den USA: Die Hollywood Foreign Press Association (HFPA) löst sich auf. Eine private Investorengruppe hat laut Medienberichten die von ihr vergebenen Golden Globe Awards gekauft. Der Preis wird künftig also nicht mehr von einer Non-Profit-Organisation verliehen, sondern zu einem kommerziellen Event.

Bei den Käufern der Golden Globes handelt es sich um die Investmentfirma Eldridge Industries und die Produktionsfirma Dick Clark Productions. Letzteres Unternehmen hatte viele Jahre für den US-Sender NBC die Übertragung der Golden Globe Awards produziert. Seit 2022 gehört Dick Clark Productions zu Eldridge.

Eldridge-Boss Todd Boehly (49) ist unter anderem Mitbesitzer des Londoner Fussballclubs FC Chelsea, seine Holding ist an weiteren Sportvereinen und Unternehmen beteiligt. Boehly war bereits 2021 bei der kriselnden HFPA eingestiegen. Nach einer Reihe von Skandalen fungierte er übergangsweise als CEO der Organisation.

Die neuen Besitzer sollen versichert haben, die wohltätigen Aktivitäten der HFPA weiterführen zu wollen. Dafür wurde eine Stiftung namens Golden Globe Foundation gegründet.

Golden Globes: Wichtiger Gradmesser für die Oscars

Die Hollywood Foreign Press Association bildete sich 1943 als Verband von ausländischen Journalisten im Zentrum der US-amerikanischen Filmwelt. 1944 veranstalte die Organisation zum ersten Mal die Golden Globes. Obwohl als nicht- kommerzieller Verband organisiert, nimmt die HFPA jedes Jahr mehrere Millionen Dollar für die Preisverleihung ein.

Über die Jahrzehnte etablierte sich der Preis vor allem als Gradmesser für die Oscarverleihung. Während die Academy Awards in der Branche als hartes Geschäft gelten, waren die Golden Globes wegen ihrer lockeren Atmosphäre für die Filmstars als Spassveranstaltung beliebt.

Skandale um die HFPA

In den 1990er-Jahren machte die HFPA erstmals Negativschlagzeilen. Grund waren intransparente Aufnahmekriterien. Redakteure etablierter Medien wurden abgelehnt, während andere Mitglieder nur nebenbei als Journalisten gearbeitet haben sollen.

Auch der Vorwurf der Beeinflussbarkeit stand immer wieder im Raum. Anders als etwa die Academy, die den Oscar vergibt, besteht die HFPA aus weniger als hundert Mitgliedern. Diese werden immer wieder von Produktionsfirmen hofiert, mit Geschenken, Pressereisen und Zugang zu Stars gelockt.

In den letzten Jahren eskalierten die Skandale um den Verband. Schauspieler Brendan Fraser (54) warf 2018 dem ehemaligen HFPA-Chef Philip Berk (90) vor, ihn 2003 sexuell belästigt zu haben.

2021 kam es zu einem Aufschrei wegen der mangelnden Diversität innerhalb der Association. Kein einziger Schwarzer Journalist soll Mitglied der HFPA sein. Viele Medien und Produktionsfirmen boykottierten in der Folge die Golden Globes. Die Verleihung 2022 wurde nicht im Fernsehen übertragen. Im Januar diesen Jahres war dann die 80. Preisgala im Beverly Hilton Hotel in Beverly Hills über die Bühne gegangen, der US-Sender NBC übertrug live.

Die HFPA versprach Besserung, weitete ihre Mitgliederzahl aus und stellte sich vielfältiger auf. Ebenfalls 2022 kündigte Interims-CEO Todd Boehly an, die Golden Globes zu einer kommerziellen Veranstaltung zu machen. Dieser Schritt ist jetzt vollzogen.

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