„Jeanne du Barry“ mit dem kontroversen Star Johnny Depp startet in den deutschen Kinos. Was kann das Werk von Regisseurin und Hauptdarstellerin Maïwenn?
Rund zwei Monate nach Johnny Depps (60) weitestgehendem Sieg im Verleumdungsprozess gegen seine Ex-Frau Amber Heard (37) begannen 2022 in Frankreich die Dreharbeiten zum Historien- und Kostümfilm „Jeanne du Barry“. In diesem Jahr eröffnete Depps Kino-Comeback dann ausser Konkurrenz die renommierten Filmfestspiele von Cannes. Mit Regisseurin, Co-Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Maïwenn (47) hat der Mega-Star eine nicht minder kontroverse Spielpartnerin an seiner Seite.
Denn Maïwenn, die einstmals mit Regisseur Luc Besson (64) verheiratet war, ist bekennende MeToo-Gegnerin. In der Vergangenheit fiel die 47-jährige Filmemacherin durch in der Öffentlichkeit geäusserte Sätze auf wie etwa: „Wenn ich höre, wie sich Frauen darüber beschweren, dass Männer sich nur für ihren Hintern interessieren, sage ich ihnen: ‚Geniesst es, denn das wird nicht für immer so sein!'“
Gemeinsam haben der gefallene Hollywood-Superstar, der im Film übrigens ausschliesslich Französisch spricht, und die kontroverse Regisseurin und Hauptdarstellerin nun einen geradezu klassischen Kostümfilm erschaffen, der visuelle Opulenz en masse auffährt, aber gerade in der zweiten Filmhälfte überraschend wenig Dramatik bietet. Sehenswert ist „Jeanne du Barry“ dabei jedoch allemal.
Darum geht es in „Jeanne du Barry“
Frankreich vor der Revolution: Jeanne Vaubernier (Maïwenn) stammt aus einfachen Verhältnissen, verkehrt jedoch mit zunehmendem Alter als kultivierte und sinnliche Kurtisane in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen des Ancien Régimes. Auch der absolute Herrscher Ludwig XV. (Depp) wird schliesslich auf die junge Frau aufmerksam. Nach einer demütigenden gynäkologischen Untersuchung, die Jeanne gefasst über sich ergehen lässt, verzaubert sie den französischen König, und die beiden verlieben sich ineinander.
Am Hof wird die aus niederen Verhältnissen stammende Jeanne, die seit ihrer Hochzeit mit dem Comte du Barry (Melvil Poupaud, 50) strenggenommen den Titel einer Gräfin trägt, von vielen nicht gern gesehen. Besonders die drei Töchter von König Ludwig XV. sind ihr nicht wohlgesonnen, und lassen nichts unversucht, Jeanne wieder aus Versailles zu vertreiben.
Die grosse Maïwenn-Show
Wer nun erwartet, mit „Jeanne du Barry“ einen Film zu sehen, in dem „Fluch der Karibik“-Star Johnny Depp ganz im Mittelpunkt steht, wird enttäuscht werden. Zwar verkörpert der mittlerweile 60-jährige Mime mit König Ludwig XV. Jeannes leidenschaftlichen Liebhaber, und viele gemeinsame Szenen des Liebespaares überzeugen durch verspielte Vertrautheit, doch letztlich ist „Jeanne du Barry“ die grosse Maïwenn-Show.
Erzählt wird hier eine geradezu klassische Aufsteigerinnen-Geschichte, in der auch die Zuschauer gleichsam durch die neu nach Versailles kommende Jeanne die zuweilen höchst sonderbare höfische Welt kennenlernen. Einen immer wieder eingesetzten Running Gag – der auch wiederholt verlässlich zündet – bildet die höfische Gepflogenheit, dass mit Ausnahme des Thronfolgers niemand Ludwig XV. beim Gehen den Rücken zuwenden darf. Einzig Freigeist Jeanne setzt sich über diese und auch viele andere Regeln hinweg, und verzichtet auf die aberwitzigen kleinen Trippelschritte.
Opulente Kulissen und Kostüme
Neben seiner prominenten Besetzung überzeugt „Jeanne du Barry“ besonders als Historienfilm, der von Kostüm-Sponsor Chanel opulent ausgestattet worden ist. Zugutekommt Maïwenns Werk auch, dass an etlichen Originalschauplätzen wie etwa in den sagenhaften Innenräumen des Königsschlosses von Versailles gedreht werden konnte. So erinnert der Kostümfilm in seinen besten Momenten an Genre-Klassiker wie etwa Stanley Kubricks (1928-1999) möglicherweise am meisten unterschätztes Werk „Barry Lyndon“ (1975).
Während Jeannes Aufstieg und Verführung von Ludwig XV. packend inszeniert ist, stellen sich jedoch gerade in der zweiten Filmhälfte einige Längen ein. Hier steht Jeannes Konflikt mit den Töchtern des Königs sowie der neu an den Hof kommenden Marie Antoinette (Pauline Pollman) im Zentrum der Handlung, doch diese nicht besonders dramatischen höfischen Ränkespiele und Intrigen vermögen nie vollends zu fesseln.
Fazit
Mit „Jeanne du Barry“ hat Hauptdarstellerin und Regisseurin Maïwenn einen handwerklich solide gemachten, überzeugenden Historienfilm inszeniert, der bei allen Stärken und Vorzügen doch nie vollends zu begeistern vermag. Ohne das Mitwirken von Johnny Depp, der in den vergangenen Jahren so sehr im Fokus öffentlicher Debatten stand, würde dem Werk mit Sicherheit sehr viel weniger Aufmerksamkeit zuteilwerden.