„Polizeiruf 110: Cottbus kopflos“: Wie ist der neue Karneval-Krimi?

Quelle: rbb/Volker Roloff

Im „Polizeiruf 110: Cottbus kopflos“ stirbt ein Motivwagen-Bauer unter mysteriösen Umständen – der erste Einsatz für das deutsch-polnische Ermittlerteam Ross, Luschke und Rogov. Lohnt sich das Einschalten bei diesem Krimi?

Der „Polizeiruf 110: Cottbus kopflos“ (12. November, 20:15 Uhr, das Erste) spielt in der überregional etwas weniger bekannten närrischen Zeit in Brandenburg. Es ist der erste Fall, in dem Vincent Ross (André Kaczmarczyk, 37), Alexandra Luschke (Gisa Flake, 38) und Karl Rogov (Frank Leo Schröder, 62) gemeinsam ermitteln. Alle drei waren allerdings auch zuvor schon im deutsch-polnischen Sonntagskrimi zu sehen. Ross ist seit Anfang 2022 in „Hildes Erbe“ dabei, Rogov seit Anfang 2023 in „Der Gott des Bankrotts“ und Luschke ermittelte bereits Ende 2021 in dem Fall „Hermann“ mit.

Der Tod des in Cottbus lebenden Polen Jurek Bukol (Sigi Polap) führt die drei Ermittler und ihre Teams im Vorfeld des Cottbuser Karnevals zusammen. Bukol hatte viel mit dem Brauchtum zu tun, denn er war Motivwagen-Bauer. Nicht nur der als zänkischer Querulant geltende Mann ist in seiner Werkstatt bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, sondern auch sein neuestes Werk für den Karnevalsumzug.

Licht ins Dunkel der Ermittlungen soll Bukols schockierte Familie bringen. Seine Ex-Frau Petra (Julika Jenkins) und seine beiden Kinder, Dawid (Niklas Bruhn) und Krystina (Pia-Micaela Barucki), hatten ihn bereits am Abend vor seinem Tod bei einer Familienfeier vermisst. Ob es innerfamiliäre Auseinandersetzungen gab, interessiert die Polizei ebenso, wie ein zwei Jahre zurückliegendes Verfahren, bei dem Bukol strafrechtlich verurteilt wurde. Das wiederum hatte mit seinem Engagement beim Karneval zu tun …

Lohnt sich das Einschalten?

Ja – allerdings muss man die ersten Minuten durchhalten. Denn am Anfang wirkt der Film gewollt, die Figuren schwarz-weiss und vor allem der exzentrische Kommissar Ross mit seinem Lidstrich und seinem langen weinroten Mantel „von einem italienischen Modelabel“ nicht wirklich sympathisch, wenn er über die kostümierte Feiergesellschaft in der Stadt die Nase rümpft. Belustigt wirkt er auch, als er am Tatort auf seine neue Kollegin Luschke trifft, die im Silberkostüm von der Probe mit ihrer Tanzgruppe Jazzy Diamonds Cottbus herbeigeeilt ist. Im Gegensatz zu ihm erobert sie schnell die Zuschauerherzen – aber im Laufe des Krimis geht das tatsächlich auch auf ihn über.

Die Nebenfiguren in den beiden Kommissariaten sind allesamt sehenswert und bringen viel Abwechselung in den Film. Spannend sind aber auch die Auseinandersetzungen zwischen dem von Genderklischees befreiten Ross und dem altmodisch machomässig wirkenden Revierleiter Markus Oelssner (Andreas Döhler, 49). „Das gibt’s doch gar nicht, der geht immer raus aus der Kommunikation“, wundert sich Ross über ihn.

Inhaltlich bekommen die Krimi-Fans Einblicke in die Hierarchien von bierseligen Karnevals-, Faschings- oder Fasnachts-Hochburgen. Von den Abhängigkeiten, Begünstigungen und ominösen Machenschaften erzählten gekonnt auch schon Kölner oder Schweizer „Tatorte“. Andere Sonntagskrimis zeigten aber auch, dass Karnevalsszenen nicht einfach in eine Filmhandlung zu integrieren sind. Insbesondere wenn sie wie im „Tatort: Ich hab im Traum geweinet“ (2020, Schwarzwald), beim Kostümfest im „Polizeiruf 110: Die Lüge, die wir Zukunft nennen“ (2019, München) oder in „Cottbus kopflos“ mit enervierend wackeligen und verwischten Handkamerabilder eingefangen werden.

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