„Poor Things“ mit Emma Stone: Sperrige Oscar-Überraschung in spe?

Emma Stone und Mark Ruffalo in

Quelle: Atsushi Nishijima/Searchlight Pictures/20th Century Studios

Mit „Poor Things“ hat sich bei den Golden Globes ein ungewöhnlicher Anwärter für die Oscars herauskristallisiert. Seit 18. Januar gibt es die Frankenstein-Groteske mit Emma Stone endlich auch bei uns im Kino.

Seit 18. Januar läuft Giorgos Lanthimos‘ (50) neuer Film „Poor Things“ in den deutschen Kinos. Wer mit den vorangegangenen Werken des griechischen Regisseurs vertraut ist, der weiss, dass eine bitterböse bis anstössige, bizarre bis ungemein kreative Tour de Force ansteht. In Form von „Poor Things“ ist es die vielleicht ungewöhnlichste Emanzipationsgeschichte aller Zeiten, in deren Zentrum sich Emma Stone (35) ganz nach vorne in die Favoritenliste der anstehenden Oscars gespielt haben dürfte.

Frankenstein in neuem Gewand – darum geht es

„Poor Things“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Alasdair Gray (1934-2019) aus dem Jahr 1992. Die Geschichte trägt sich im England des 19. Jahrhunderts zu und beginnt damit, dass sich eine junge, schwangere Frau (Stone) in die Themse stürzt. Dem exzentrischen Arzt Dr. Godwin Baxter (Willem Dafoe, 68) gelingt es durch ein moralisch höchst fragwürdiges Experiment jedoch, ihr Leben zu retten – er verfrachtet das Gehirn des ungeborenen Kindes in ihren Kopf und erweckt sie per Elektroschocks zu neuem Leben.

Mit infantiler Unschuld und Neugier, aber im Körper einer erwachsenen Frau, erkundet die Bella getaufte Schöpfung ihre Umgebung – und schliesslich auch ihre eigene Sexualität, bei der diverse Männer meinen, ein Wörtchen mitreden zu müssen.

„Bella“ oder „Barbie“?

Der kommerziell erfolgreichste Film des frischen Jahres, dafür muss man kein Kino-Prophet sein, wird „Poor Things“ sicherlich nicht. Hinsichtlich seiner feministischen Botschaft misst er sich jedoch genau mit dem Pendant von 2023, Greta Gerwigs (40) Mega-Hit „Barbie“. Dass bei den Oscars die kontroversere der beiden Emanzipationsgeschichten triumphieren könnte, darauf deuteten die Golden Globes unlängst hin. Emma „Bella“ Stone stach Margot „Barbie“ Robbie (33) als „Beste Hauptdarstellerin Komödie/Musical“ aus. Auch „Poor Things“ selbst schnappte sich den Preis als „Beste Komödie/Musical“ und hatte zuvor schon den Goldenen Löwen von Venedig eingefahren.

Ähnlich wie schon Tim Burtons (65) Interpretation des Mary-Shelley-Klassikers, sein herrlich schräger „Edward mit den Scherenhänden“, vermischt Lanthimos Horrorelemente mit geradezu märchenhafter Einfalt seiner Hauptfigur. Und der traurigen Erkenntnis: Nicht alle Menschen, die behaupten, einem wohlgesonnen zu sein, sind dies auch. Mitunter sind sie es gar, die einen am meisten an der eigenen Entfaltung hindern.

Parallelen zu weiteren Werken des Regisseurs

Den Ausbruch aus einem (goldenen) Käfig oder vermeintlich etablierten Lebensweisen hat Lanthimos schon in anderen Filmen innovativ beleuchtet: In der Groteske „The Lobster“ mit Colin Farrell (47) und Rachel Weisz (53), seiner verstörenden Spielfilm-Premiere „Dogtooth“, oder dem Historienfilm „The Favourite“ – hier ebenfalls schon mit Emma Stone in der Hauptrolle.

Wem eines oder jedes dieser Beispiele zusagte, hat ein verpflichtendes Kino-Date mit Bella. Alle anderen werden sich mehr als einmal verwundert die Augen reiben.

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