Frederick Lau: «Manchmal weine ich eine Stunde lang»

Ab sofort ist Frederick Lau zusammen mit David Kross in der Romanverfilmung „Simpel“ zu sehen. Ob er auf Knopfdruck weinen kann, verrät der 28-Jährige im Interview.

In der Romanverfilmung „Simpel“ dreht sich alles um das ungleiche Brüderpaar Ben (Frederick Lau) und Barnabas alias Simpel (David Kross). Seit er denken kann, kümmert sich Ben um seinen geistig behinderten Bruder, doch dann stirbt plötzlich die Mutter der beiden und alles droht anders zu werden. Die Redaktion traf Hauptdarsteller Frederick Lau (28, „Victoria“) in München zum Interview. Im Gespräch verriet er, was die Dreharbeiten mit David Kross so besonders machte und welche wichtige Botschaft der Film vermitteln will.

Wie schwer war es für Sie, sich in die Rolle des fürsorglichen Bruders hineinzuversetzen?

Frederick Lau: David und ich waren in unseren Rollen viel unterwegs. Man muss erst einmal lernen, mit dieser Situation und den Reaktionen von aussen klar zu kommen, wenn man mit einem behinderten Bruder herumläuft. David Kross hat mir in dieser Hinsicht unglaublich viel gegeben. Wie er Simpel gespielt hat, hat mich emotional sehr berührt. Der Film zeigt teilweise meine echten Gefühle, ich musste das nicht künstlich herstellen.

David Kross und Sie kannten sich vorher nur vom Sehen. Wie haben Sie es geschafft, trotzdem so vertraut zu wirken?

Lau: Vor dem ersten Drehtag gibt es immer ein Warm-up. Wir haben in Jever gedreht und haben dort vor dem ersten Tag zusammen ein Bier getrunken. Mir war ganz wichtig, dass ich ihn anfassen und berühren konnte. Dass wir keine Angst voreinander hatten. Man macht sich natürlich vorher einen Kopf: Wie spiele ich die Rolle? Wie wirke ich authentisch?

Simpel geht ohne Vorurteile auf andere zu. Hat das Ihren eigenen Blick auf die Menschen verändert?

Lau: Ich finde es wichtig, dass man mit seinen Mitmenschen offen umgeht und nicht differenziert. Wenn etwas anders ist, ist es ganz normal, dass man eine gewisse Furcht davor hat. Als ich selber noch keine Kinder hatte, ging mir das mit Kindern so. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen soll. Dieses Gefühl geht aber schnell weg. Man muss sich einfach trauen, wie überall im Leben.

Können Sie das ablehnende Verhalten von Simpels Vater – gespielt von Devid Striesow – nachvollziehen?

Lau: Direkt nachvollziehen kann ich es nicht, aber wenn jemand nicht mit behinderten Menschen umgehen kann – und solche Menschen gibt es eben -, dann ist es schwierig, diese Menschen zu ändern. Natürlich ist dieses Denken Quatsch, man kann schliesslich an sich arbeiten. Aber wenn man das nicht will, dann tut sich nichts. Manche Menschen haben eben diese Scheuklappen auf.

Wie sehr konnten Sie sich in Ben hineinversetzen?

Lau: Ich bin ohne Brüder aufgewachsen, aber für mich als Schauspieler geht es immer um das Ganze, welche Szene ich gerade spiele und in welchem Umfeld das stattfindet. Ich muss mich einfach darauf einlassen. Zum Beispiel diese Szene, in der die Mutter von Ben und Simpel stirbt. Meine Emotionen fühlten sich in diesem Moment total echt an.

Können Sie auf Knopfdruck weinen?

Lau: Ich brauche schon einen kurzen Moment dazu. Manchmal übermannt es mich total, vor allem wenn ich überzeugt bin, dass es auf keinen Fall funktioniert. Manchmal packt es mich dann so, dass ich eine Stunde lang nicht mehr aufhören kann zu weinen. Und dann wiederum gibt es Situationen, in denen es unbedingt funktionieren muss, und nichts passiert.

Hat es Ihnen bei den Dreharbeiten geholfen, dass Sie Kinder haben?

Lau: Ja total. Das war lustig. Wie ich manchmal mit Simpel geredet habe, so ist das auch mit Kindern. Die haben ihren eigenen Blick auf die Welt. Ich bin da eigentlich sehr geduldig, setzte mich hin und schaue mir Käfer an. Aber irgendwann muss der Papa dann auch mal weiter. Es ist aber tagesabhängig, wie lange das dauert.

Simpel schleppt ständig sein Stofftier Monsieur Hasehase mit sich herum. Hatten Sie als Kind auch ein Lieblingskuscheltier?

Lau: Ich hatte damals einen Koalabären, den ich richtig toll fand. Mein Sohn hat jetzt einen Elefanten. Ohne den kann er nicht schlafen, der muss auch immer im Kindergarten mit dabei sein. Dieser Elefant ist sein Ein und Alles.

Erfinden Ihre Kinder auch ähnliche Fantasieworte wie Simpel?

Lau: Manchmal. Einmal hat meine Tochter im Thailand-Urlaub ständig mit einem burmesischen Mädchen gespielt. Die haben nur Quatsch geredet und sich mit Händen und Füssen verständigt. Nach drei Wochen kam sie zu mir und hat auf Fantasie-Burmesisch geredet. Die Kinder hatten einfach keine Scheu voreinander.

Keine Scheu voreinander zu haben… Ist das auch die Botschaft, die „Simpel“ vermittelt?

Lau: Ja. Man soll offen durchs Leben geht und jedem ein Lächeln schenken.

Haben Sie eine Lieblingsszene?

Lau: Ob ich eine Lieblingsszene habe, ist immer schwer zu sagen. Ich gucke David gerne zu. Die Szene, die mich richtig berührt hat, war die, in der Simpel abgeholt wird und verzweifelt im Polizeiwagen sitzt. Da war mir klar, was David Kross für ein grandioser Schauspieler ist.

Was macht „Simpel“ als Komödie so besonders?

Lau: Man lacht nicht über Behinderte im Allgemeinen, sondern man lacht über und mit Simpel. Man muss sich nicht pikiert oder schlecht fühlen. Man lacht darüber, wie er sich verhält und was er für eine Lebensfreude transportiert.

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