Jürgen Vogel: «Ich bin ein stolzer Ötzi!»

In „Der Mann aus dem Eis“ begibt sich Jürgen Vogel als Ötzi auf eine Reise durch die Geschichte – mit tödlichem Ende. Ein Dreh in den Tiroler Alpen mit Kälte, wenig Luft und gefährlichen Waffen. Im Interview spricht der erfahrene Schauspieler über die vielen neuen Herausforderungen dieser Rolle.

1991 fanden zwei Wanderer eine Leiche. Eine weltweite Sensation, denn der Mann starb Experten zufolge vor fast 5.300 Jahren. Es ist die älteste Mumie der Menschheit. Wie der Tote an seiner Fundstelle gelandet sein könnte, behandelt „Der Mann aus dem Eis“. In der Hauptrolle – Jürgen Vogel (49, „Die Welle“) als Ötzi Kelab.

Die Geschichte

Nachdem seine Familie brutal ermordet wurde, begibt sich der rachsüchtige Kelab auf eine Reise mit tödlichem Ende. Er kämpft gegen die Natur, menschliche Feinde und gegen sich selbst. „Auf dem ganzen Weg erlebt er viele Irrungen und Wirrungen“, erzählte Jürgen Vogel im Interview. Kelab bewegt sich zwischen Liebe, Glaube, Gier, Schuld und Mitgefühl. So ist „der Kampf gegen sich selbst am Schluss der härteste“, sinnierte der 49-Jährige.

Die perfekte Besetzung

Der Ötzi war nur etwa 1,60 Meter klein und circa 45 Jahre alt. Seinen durchtrainierten Körper bedeckten über 60 Tätowierungen. Zwar ist Vogel ein paar Zentimeter grösser und vier Jahre älter, dennoch scheint ihm die Rolle auf den Leib geschneidert. Mit Fell behangen, langen Zottelhaaren und Bart verwandelte sich der Schauspieler in einen Steinzeitmenschen. Ein Look mit Vorteilen: „Meine Glatze ist sehr pflegeleicht, aber die Haarpracht war schön warm am Kopf.“

Harte Bedingungen beim Dreh

Der Ötzi lebte in der Jungsteinzeit in den Tiroler Alpen. Über diese Zeit ist viel bekannt, daher waren die Macher auf Authentizität bedacht. Mit Kostüm- und Szenenbild wurden die Lebensumstände des Ötzis rekonstruiert. Ein Dreh voller Herausforderungen und Glücksmomente für den Hauptdarsteller. Auf tausenden Höhenmetern ist „die Luft sehr dünn, da bist du einfach müde“. Stundenlage Wanderungen und Klettereinlagen im Schnee, machten jeden Drehtag zu „eine Art Marathon“ für Vogel. Dennoch blickt er durchweg positiv auf die harte Arbeit zurück: „Ich mag die Kälte sehr gern und habe die Natur unglaublich stark gespürt. Ausserdem ist es ein echter Glücksmoment einen Berg zu besteigen.“

Die Vorbereitung

Für seine Rolle machte sich der Profi im Vorfeld fit. Er habe schon lange Zeit vor dem Dreh mit Joggen angefangen. „Ich habe geahnt, was auf mich zukommt“, meinte Vogel. Es gab aber noch mehr zu tun: Im Film tötet Kelab Tiere mit Pfeil und Bogen, macht sich Feuer und kämpft mit selbstgebauten Waffen gegen seine Feinde. Fähigkeiten, die der Schauspieler erst erlernen musste. „Wir mussten mit den Werkzeugen umgehen können, damit wir uns selbst und andere nicht verletzten“, so Vogel. Dabei habe vor allem Bogenschiessen Spass gemacht und die Schauspieler hätten auf eine Zielscheibe „richtige Battles gemacht“. Am Ende sei er ein guter Schütze gewesen und könne überzeugt sagen: „Ich bin ein stolzer Ötzi!“

Taten statt Worte

Für derlei Vorbereitungen hatte Vogel wahrscheinlich mehr Zeit als bei anderen Filmprojekten. Denn diesmal brauchte er fast keinen Text zu lernen. Für „Der Mann aus dem Eis“ wurde eine Kunstsprache entwickelt, die sich am Rätischen anlehnt, das damals in der Region vermutlich gesprochen wurde – eine weitere Herausforderung für den Fünffach-Papa. „Man muss mit weniger Mitteln dem Zuschauer eine Figur nahebringen“, erklärte Vogel. Somit muss man „mehr auf die Geschichte vertrauen, denn es kommt weniger darauf an, was die Figuren sagen, sondern was sie tun“.

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