„Arthur & Claire“: Schiffszwieback statt Freitod?

In der Tragikomödie „Arthur & Claire“ mit Josef Hader und Hannah Hoekstra geht es um das Unausweichliche, den Umgang mit dem eigenen Tod.

Was passiert, wenn zwei im wahrsten Sinne des Wortes todtraurige Menschen aufeinandertreffen? Das erzählt die Tragikomödie „Arthur & Claire“ ab Donnerstag (8. März) im Kino. Hauptdarsteller Josef Hader (56, „Indien“, „Wilde Maus“) und der deutsch-portugiesische Regisseur Miguel Alexandre (49, „Der Mann mit dem Fagott“) schrieben das Drehbuch frei nach dem gleichnamigen Theaterstück des österreichischen Autors Stefan Vögel (*1969).

Darum geht’s im Film

Der unheilbar kranke 50-jährige Österreicher Arthur (Hader) fliegt von Wien nach Amsterdam, um seinem Leben in der Klinik seines Kumpels, Dr. Sebastian Hofer (Rainer Bock, 63, „Wonder Woman“), ein Ende setzen zu lassen. Die beiden besprechen letzte Dinge: Sachlich erläutert der Arzt den von ihm betreuten Sterbevorgang als „absolut schmerzfrei“. Schliesslich fragt er: „Willst du dir nicht noch ein wenig Zeit lassen?“ Doch Arthur will nicht mehr: „Ich hab nichts mehr vor.“ Der Termin wird auf den kommenden Tag gelegt.

Arthur checkt in seinem Hotel ein, bestellt sich seine „Henkersmahlzeit“ aufs Zimmer und versucht einen Abschiedsbrief zu schreiben – doch die laute Musik aus dem Nachbarzimmer stört ihn dabei. Als Arthur der Störung auf den Grund gehen will, trifft er auf die völlig aufgelöste Claire (Hannah Hoekstra, 31). Wie sich herausstellt, sind beide in Endzeitstimmung und haben mit dem Leben abgeschlossen. Denn neben einer überlaufenden Badewanne sieht Arthur unzählige Tabletten. Er entsorgt sie.

Um neue zu besorgen, machen sich die beiden als eine Art Schicksalsgemeinschaft auf einen Streifzug durch Amsterdam. Dieser endet erst am nächsten Morgen in Arthurs Hotelzimmer. Sein Sterbehilfe-Termin naht und nichts scheint den Lebensmüden von seinem Entschluss abbringen zu können…

Ein Film für Hader-Fans?

Josef Hader hat sein Portfolio in den vergangenen Jahren gehörig erweitert. Spätestens seit dem Drama „Ein halbes Leben“ (2008), in dem er einen früheren Mädchenmörder spielt, der dank neuer DNA-Analysemethoden doch noch überführt werden kann, ist klar: In dem Österreicher steckt mehr als ein begnadeter Kabarettist („Hader spielt Hader“, „Hader muss weg“) und Krimikomödien-Star (Wolf-Haas-Verfilmungen). Für „Ein halbes Leben“ wurde er mit dem Deutschen Fernsehpreis als bester Schauspieler ausgezeichnet und erhielt auch den Adolf-Grimme-Preis.

„Arthur & Claire“ ist wieder ein besonders wertvoller Hader-Film, weil er Mut macht in einer offensichtlich ausweglosen Situation. Zu Beginn des Films, in den schwärzesten Momenten und vor allem am Schluss kann man trotz des bitterernsten Themas nicht nicht lachen und so kommen auch die Fans des schwarzhumorigen Künstlers ganz sicher auf ihre Kosten.

Fazit

Ein sehr lohnender Film. Von der Schwere des Themas sollte man sich definitiv nicht abschrecken lassen. Denn er zeigt eindrucksvoll, wie sich Tragik in Hoffnung verwandeln kann, wenn man das Glück hat, im richtigen Moment dem richtigen Menschen zu begegnen.

Bis auf den obligatorischen Besuch im Coffee-Shop spielt der Film gekonnt mit witzigen Klischees. Sehr unterhaltsam sind dabei die Frotzeleien zwischen einem Österreicher und einer schlagfertigen Niederländerin: „Holländisch klingt wie Halsentzündung“, sagt er. Daraufhin verweist sie auf die besonders „erotische Sprache Deutsch“. In diese Kategorie fällt auch die Sache mit dem „Schiffszwieback“…

Apropos: Das Gesicht und den Akzent der 31-jährigen Hannah Hoekstra wird man nach dieser Performance nicht mehr vergessen. Ein absoluter Casting-Glücksgriff!

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