„Downton Abbey“: Gelungenes Wiedersehen mit alten Bekannten

Der Familiensitz der Crawleys öffnet wieder seine Türen: Mit „Downton Abbey“ kommt eine preisgekrönte Serie auf die grosse Leinwand. Kann der Film zur Serie auch das breite Kinopublikum begeistern?

Von 2010 bis 2015 begeisterte die britische Produktion „Downton Abbey“ Serienfans weltweit. Sechs Staffeln lang wurde der Zuschauer mit auf den Familiensitz von Graf und Gräfin von Grantham, Downton Abbey, in der Grafschaft Yorkshire genommen. Die Geschichten rund um das Personal und Lord Granthams (Hugh Bonneville) Töchter in den Anfängen des 20. Jahrhunderts entstammten aus der Feder von Julian Fellowes (70) – und genau der lässt drei Jahre nach dem Serienfinale das „Downton Abbey“-Fanherz wieder höherschlagen: mit einem Kinofilm (Kinostart: 19. September).

Hoher Besuch auf Downton – darum geht’s

Ein Brief kündigt hohen Besuch auf Downton Abbey an: Der König und die Königin erweisen dem Hause Grantham die Ehre. Für die Familie, allen voran Lord Granthams Tochter Lady Mary (Michelle Dockery), bedeutet das eine Menge Arbeit. Es müssen ein royaler Lunch, eine Parade und ein Dinner organisiert werden. Mitten in die Organisation platzen auch noch die königlichen Bediensteten, die den Haushalt für die Zeit des royalen Besuchs übernehmen wollen. Doch das lässt sich das Personal von Downton Abbey nicht gefallen und heckt einen Plan aus.

Auch auf die anderen Familienmitglieder wirkt sich der Besuch des Königs aus. Die Dowager Countess of Grantham, Lady Violet (Maggie Smith), muss sich ihrer Fehde mit Cousine Lady Bagshaw (Imelda Staunton), die zum royalen Gefolge gehört, stellen. Tom Branson (Allen Leech) muss der Familie zuliebe bei der royalen Begegnung seine Vergangenheit als irischer Sozialist ablegen. Und Lady Edith (Laura Carmichael) muss erfahren, dass der König ihren Ehemann auf eine lange Reise entsenden will.

Nach dem Besuch des königlichen Hofes gerät Lady Mary immer mehr ins Grübeln. Ist der Erhalt von Downton im Jahr 1927 überhaupt noch zeitgemäss? Soll das Familienanwesen vielleicht doch einer bürgerlichen Institution weichen? Ein Mitglied der Familie überbringt ihr eine Nachricht, nach der ihr die Entscheidung nicht mehr schwerfällt.

Liebhaber-Film mit entscheidenden Details

Eine Kamerafahrt aus der Vogelperspektive auf ein herrschaftliches Haus und die ikonische Eingangsmelodie machen bereits zu Anfang des Films klar: Diese Details sind nur echten „Downton Abbey“-Fans ein Begriff. Optisch punktet der Film durch die detailreiche Ausstattung und das Ambiente sicherlich auch bei Anhängern von Kostümfilmen, die bisher noch nichts von Familie Grantham gehört haben. Doch sobald es um die Figuren des Films geht, kommen die Fans der Serie stärker auf ihre Kosten. Denn es gibt ein Wiedersehen mit allen geliebten Charakteren. Und deren Geschichten aus den letzten Serienepisoden werden grösstenteils aufgenommen und ohne Vorerklärung weitererzählt.

Wie geht es Lady Edith nach ihrer Hochzeit? Wie macht sich Butler Barrow auf Downton? Wie geht es seinem Vorgänger Mr. Carson im Ruhestand? Und hat Tom Branson, der Witwer von Lady Sybil, wieder eine Frau an seiner Seite? Viele Fragen und wenig Zeit. Fellowes wollte jeder Serienfigur, sicherlich auch um die Fans zufrieden zu stimmen, einen kleinen Handlungsstrang widmen. Doch da zudem neue Rollen wie in Form des Königs ihren Platz finden mussten, bleiben tiefgehendere Erzählungen auf der Strecke.

Besonders konfliktreich geht es in der Handlung nicht zu, was aber in diesem Fall kein Makel ist. Denn so kann man sich ganz auf den Genuss des „Downton Abbey“-Flairs konzentrieren. Dafür wurde mit einer königlichen Parade, einem ausladenden Dinner und einem pompösen Ball alles aufgefahren, was das Adelsleben hergibt. Klares Highlight der Serie ebenso wie des Films: Die wunderbar spitzen Bemerkungen von Lady Violet, die Maggie Smith (84) einmal mehr gekonnt verkörpert.

Fazit

„Downton Abbey“ bringt eine Serie auf die Kinoleinwand, die durch einen vielschichtigen Cast und ein opulentes Ambiente dort auch hingehört. Der Historienfilm ist ein Geschenk an die Fans, die 52 Folgen lang mitgefiebert haben. Ob es der Anfang einer Filmreihe oder das versöhnliche Ende einer Erfolgsserie ist, bleibt offen. Am Ende des Films wäre man mit beidem einverstanden.

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