Neuer Höhner-Sänger Patrick Lück: „Es wäre fatal, Henning zu kopieren“

Patrick Lück (l.) tritt in die Fußstapfen von Höhner-Frontmann Henning Krautmacher.

Quelle: Kay Uwe Fischer

Henning Krautmacher hängt 2022 seinen Job als Höhner-Frontmann an den Nagel. Sein Nachfolger ist schon gefunden: Patrick Lück übernimmt das Ruder. Was das für die Band bedeutet, haben die beiden im Doppelinterview erzählt.

Die Kultband Höhner gehört zu Köln wie der Dom oder der Rhein. Schon seit Jahrzehnten sorgen sie mit Songs wie „Viva Colonia“ für gute Laune und verbreiten das Kölsche Lebensgefühl in ganz Deutschland. 2022 feiert die Gruppe ihr 50. Jubiläum und hat dazu einiges geplant – unter anderem erscheinen am 9. September die Boxen „50 Jahre – 50 Hits“ (drei CDs) und „50 Jahre“ (sechs CDs).

Aber es gibt auch einen Wermutstropfen: Henning Krautmacher (65) verlässt nach mehr als 35 Jahren die Höhner. Ende Dezember steht er im Rahmen der Deutschlandtour „Höhner Weihnacht“ zum letzten Mal auf der Bühne. Einen Nachfolger gibt es schon: Patrick Lück (47) tritt schon seit Ende 2021 mit der Band auf und übernimmt dann endgültig das Ruder. Eines stellt der neue Frontmann allerdings klar: „Es wäre fatal, zu versuchen, Henning zu kopieren.“ Im Doppelinterview mit der Nachrichtenagentur spot on news sprechen Lück und Krautmacher über die Pläne für das 50. Band-Jubiläum, die Kölsche Lebenskultur und ob sich nach dem Frontmann-Wechsel etwas bei den Höhnern verändern wird.

Sie stehen schon seit knapp einem Jahr gemeinsam auf der Bühne. Wie kam es dazu, dass Patrick Lück zum Nachfolger wurde?

Henning Krautmacher: Wir haben über einen längeren Zeitraum nach möglichen Nachfolgern für meine Position als Frontmann bei den Höhnern gesucht. Geeignete Kandidaten gab es viele. Aber bei Patrick waren wir uns schnell einig, dass er alle Anforderungen und Wünsche, die man an einen Sänger hat, erfüllt. Wichtig ist auch das zwischenmenschliche, die Chemie muss stimmen.

Patrick Lück: „Schuld“ daran ist das Ur-Hohn, der Mitbegründer der Höhner, Peter Werner. Er ist Nachbar und Freund vom Keyboarder meiner vorigen Band Street Life, Elmar Hüsch. Auf der Suche nach einem Nachfolger hatte sich Henning an Peter gewandt und dieser kannte mich durch die verschiedenen Projekte und Konzerte, die er besucht hatte. Unter einem Vorwand, als Gast bei der Höhner-Weihnachtstour mit aufzutreten, wurde ich in den Garten von Elmar bestellt und dort wurde mir im Gespräch nach einiger Zeit klar, dass es um mehr geht als nur einen Gastauftritt. Nach einigen weiteren Gesprächen und einer gemeinsamen Probe fiel die Entscheidung. Natürlich habe ich zunächst mit meiner Frau gesprochen. Aber wir waren uns schnell einig, dass diese Anfrage, ähnlich wie unser ein paar Wochen zurückliegendes Eheversprechen, auf jeden Fall mit einem deutlichen „Ja“ beantwortet werden muss.

Sie haben einen besonderen Zeitpunkt für den Wechsel des Frontmanns gewählt: In diesem Jahr feiern die Höhner Ihr 50. Jubiläum. Was bedeutet Ihnen dieses Fest?

Krautmacher: Es gibt nicht so viele Bands, die ein solches Jubiläum vorweisen können. Neben den Rolling Stones fallen mir da noch unsere Kölner Kollegen Bläck Fööss oder die Puhdys ein. So eine Musikgruppe muss man sich vorstellen wie eine grosse Familie. Hier gibt es Höhen und Tiefen, die man gemeinsam bewältigen muss – und auch Streit. Nur wenn es gegenseitigen Respekt gibt, wird man diese Herausforderungen über so viele Jahre hinweg meistern. Darauf darf man stolz sein.

Lück: Eine Band, die 50 Jahre gemeinsam so eine Erfolgsgeschichte schreibt, gibt es nicht so oft. Dementsprechend fühle ich mich geehrt, dabei zu sein. Auch wenn ich aufgrund der Kürze der Zeit, die ich jetzt bei den Höhnern bin, noch keinen grossen Anteil an diesen Erfolgen habe. Es lässt einen positiv in die Zukunft schauen. Was will man als neuer Frontmann mehr, als dass man auf ein solches Fundament von grossartigen Songs bauen kann? Ich habe in den letzten Monaten durch die Recherchen zu unserer Ausstellung und dem Jubiläums-Buch viel über die Geschichte und Philosophie der Höhner gelernt. Auch das hilft mir, das Höhner-Gen zu verinnerlichen und die Tradition mit den neuen Ideen der Band zu vereinen und so die Geschichte erfolgreich weiterzuschreiben.

Wie werden Sie das Jubiläum feiern?

Krautmacher: Die Feierlichkeiten haben gerade erst begonnen. Seit dem 1. September gibt es im Maritim-Hotel eine öffentlich zugängliche Ausstellung zum 50-Jährigen der Höhner. Weiter geht es am 9. September mit der Veröffentlichung einer grossen Jubiläums-Geschenk-Box. Die besteht aus insgesamt sechs CDs mit 99 Songs. Am selben Tag erscheint das Buch zum 50. Geburtstag. Unter dem Titel „Wo mir sin is Kölle“ ist dokumentiert, was die Kölschen Barden in den zurückliegenden Jahren erlebt und gemeistert haben.

Lück: Henning hat alles ausführlich erzählt. Für das nächste Jahr ist auch noch einiges geplant, aber zu viel wollen wir jetzt nicht verraten.

Was ist für Sie persönlich der grösste Höhner-Hit?

Krautmacher: Die Frage kann ich nicht eindeutig beantworten. Da ist der Nummer-eins-Hit, der zur Handball-WM im Jahre 2007 erschienen ist: „Wenn nicht jetzt, wann dann“. Aber ein Song wie „Viva Colonia“ muss auch genannt werden. Das Lied hat es zwar nicht auf die Position eins der nationalen Hitparade geschafft – aber es ist in viele verschiedene Sprachen übersetzt worden.

Lück: Bei rund 600 Songs, die ich zugegebenermassen noch nicht alle kenne, ist diese Frage gar nicht so einfach zu beantworten. Es ist von der Stimmung oder Tagesform abhängig. Zum Anfang meines Einstiegs habe ich immer „Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“ geantwortet. Mittlerweile lerne ich aber für die vielen verschiedenen Projekte immer wieder neue Songs kennen, sodass persönliche Favoriten dazukommen. Wenn man es rein sachlich betrachtet, so sind „Viva Colonia“ und „Wenn nicht jetzt, wann dann“ auch für mich die beiden erfolgreichsten Nummern der Band.

Was bedeutet für Sie Kölsche Lebenskultur?

Krautmacher: Kölsche Lebenskultur kann man nicht mit Worten erklären. Das ist der Grund, warum ein Song wie „Hey Kölle – Du bes e Jeföhl“ entstanden ist. Es ist schwer, Gefühle verständlich zu beschreiben. Ich persönlich empfehle, dass die Leute zu uns kommen sollen. Nur wenn man die Menschen in der Domstadt direkt und persönlich erlebt, wird man verstehen, was es mit unserer Lebenskultur auf sich hat.

Lück: Köln findet nicht im Kopf, sondern im Bauch, im Herz oder im Unterbewusstsein statt. Man kann es nicht beschreiben und deshalb nicht definieren. Die Stadt und die Menschen sind besonders, aber irgendwie weiss man nicht warum. Ich habe als Jugendlicher viel Zeit in Köln verbracht, hatte dort Freunde, mit denen ich am Bonner Verteiler Fussball gespielt habe oder in der Südstadt unterwegs war. Ich bin früh mit der Kölschen Lebenskultur in Berührung gekommen und habe diese aufgesaugt.

Holen Sie sich, Herr Lück, noch ein paar Tipps von Henning Krautmacher? Was können Sie sich von ihm abschauen? 

Lück: Es wäre ein grosser Fehler, sich keine Tipps von Henning zu holen, der nach 37 Jahren in der Band einen grossen Anteil am Erfolg hat. Der Vorteil ist, dass wir ähnlich ticken und somit viele Dinge automatisch passieren. Ich kann von ihm viel über Bandphilosophie und „Höhner-Internes“ lernen.

Inwiefern wollen Sie den Höhnern Ihren eigenen Stempel aufdrücken? Was bleibt beim Alten? 

Lück: Es ist mir wichtig, dass ich ich selbst bleiben kann. Es wäre fatal zu versuchen, Henning zu kopieren. Das würden mir die Fans nicht abnehmen. Ich vergleiche es mit einem Spagat. Auf der einen Seite die Tradition aufrechtzuerhalten und auf der anderen Seite neue, kreative Ideen mit in die Band und die Musik zu bringen. Aber das ist schon wieder Tradition, denn die Höhner waren auch Trendsetter.

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