Oli.P: Krankheit seiner Frau „wird immer Teil unseres Lebens sein“

Oli.P ist mit neuem Album zurück.

Quelle: Ilias Petszokat

Oli.P veröffentlicht am 21. Juli „Hey Freiheit – Das Album“. Im Interview spricht der Sänger über einen gemeinsamen Song mit seiner Frau und erklärt, wie das Leben des Paares nach ihrer Hirntumor-Erkrankung aussieht.

Oliver Petszokat (44), bekannt unter seinem Künstlernamen Oli.P, bringt mit „Hey Freiheit – Das Album“ sein achtes Album heraus. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät der Sänger, was für ihn Freiheit bedeutet und erklärt, welche Bedeutung seine Kollegen Matthias Reim (65) und Michael Holm (79) für sein neues Werk haben. Zudem spricht er über einen gemeinsamen Song mit seiner Ehefrau Pauline Petszokat und erzählt, wie die Hirntumor-Operation seiner Frau sein Leben verändert hat.

Es ist mittlerweile Ihr achtes Album. Wie würden Sie Ihre persönliche und musikalische Entwicklung von Album eins bis jetzt beschreiben?

Oli.P: Das Leben selbst ist schon eine Entwicklung. Wenn man Jahrzehnte älter ist als beim ersten Album, hat man auf jeden Fall schon mehr Lebenserfahrung und die spielt natürlich mit rein. Einerseits die Geschichten, die man erzählt, aber auch alles, was im Hintergrund passiert, d.h. früher bin ich ins Studio gegangen und es war alles vorbereitet. Ich habe einen Text bekommen und dann wurde der eingerappt und ich war damit auch total zufrieden. Mittlerweile erarbeite ich alles zusammen mit einem zweiköpfigen Team, d.h. jede Song-Idee, jeder Text, jede Melodie, jedes Sample, die Videos, alle Logos, alle Grafiken. Es gibt nichts, wo ich am Ende nicht sage „ich hätte es gerne so“ oder „das muss so aussehen“ oder“ kannst du als VideoregisseurIn das bitte so oder so aussehen lassen?“. Im Gegensatz zu damals möchte ich, wenn ich mit etwas auf der Bühne stehe oder mein Gesicht draufgedruckt ist, am Ende auch sagen können, das ist 100 Prozent Oli.

Was bedeutet für Sie der Begriff „Freiheit“? In welchen Moment fühlen Sie sich in Ihrem Leben nicht frei?

Oli.P: Ich fühle mich eigentlich immer frei, weil ich jemand bin, der aus eher nicht so schönen Situationen die Energie holt und sagt: „dann lass uns mal schauen, dass wir auch hier noch das Positive rausziehen“ oder dass man es trotzdem, im Gegensatz zu vielen anderen, immer noch sehr gut hat. Eigentlich sehe ich immer alles sehr positiv und versuche immer das Beste aus allen Situationen zu machen. Deswegen möchte ich sagen, ich kenne den Begriff nicht „nicht frei zu sein“, weil wenn wir uns die Welt anschauen, denke ich, gibt es sehr viele Menschen, die wissen, was es wirklich heisst, nicht frei zu sein. Freiheit bedeutet für mich zu lieben, wen und wie ich will, dass ich wählen darf, dass ich reisen darf, dass meine Frau und ich aufgrund ihrer viel besseren Gesundheit an einem normalen Leben teilnehmen können, das ist für mich auch privat Freiheit.

„Melodie“ ist ein Feature mit Ihrer Ehefrau. Wie war es für Sie, dass Ihre Stimme auf Ihrem Album ist?

Oli.P: Auf dem letzten Album hat meine Frau auch einen Song mit mir gesungen. Wir sind damit auch im Fernsehen aufgetreten, das hat uns schon Spass gemacht, aber es ist nicht der Plan so weiterzumachen. Beim letzten Mal war es uns sehr wichtig „Kleine Taschenlampe brenn“ zu machen und jetzt beim neuen Song ist der Text 100 Prozent von mir für meine Frau geschrieben und ich wollte, dass ihre Stimme zu hören ist. Sie kommt oft mit ins Tonstudio und da habe ich sie in die Aufnahmekabine geschickt und das war sehr schön. Man weiss ja noch nicht, wie sich der Song anhört. Sie summt da quasi eine Melodie und ich singe dann „du bist meine Melodie, ich hör dich immer auf repeat“. Das ist ein kleiner, aber sehr wichtiger Part in dem Song, aber es ist nicht geplant, dass wir damit gemeinsam auf der Bühne stehen. Das war fürs Album ein schöner Moment.

Inwiefern steht der Satz „Du bist meine Melodie“ für Ihre Beziehung?

Oli.P: Pauline macht mich aus. Durch Pauline bin ich so wie ich bin, durch Pauline bin ich glücklich, durch Pauline kenne ich 100 Prozent Liebe und sie ist die Melodie meines Lebens, das kann man so sagen.

Als Sie zunächst an neuen Songs arbeiteten, kam Corona und die Hirntumor-Operation Ihrer Frau. Sie schreiben: „Die Welt war anders. Ich war anders.“ Wie hat Sie das verändert und wie gehen Sie heute mit der Krankheit um?

Oli.P: Du hast auf einmal mit Verlustängsten zu tun, die man davor nicht kannte, denn man ist sonst immer gesund und unsere Gesellschaft denkt sowieso nicht an Tod und an grossartige Krankheiten, das wird immer weggedrückt. Auf einmal ist man in einer Pandemie, wo die Welt stillsteht. Ich durfte meinen Hauptberuf zwei Jahre lang nicht ausüben, normalerweise habe ich 200 Live-Auftritte im Jahr und auf einmal nicht mehr, und da weiss man auch nicht, kann ich das irgendwann wieder machen oder kommt das gar nicht mehr zurück? Und dann die Gesundheit meiner Frau, wird es ihr weiterhin nicht gut gehen? Oder wird die Gesundheit wieder besser werden? Sich selbst auseinandernehmen, seine Ansichten, Wichtigkeiten im Leben. Die Werte waren die gleichen, aber ich glaube, es hat sich einiges verstärkt und nochmal verfestigt. Auch Themen, wo man sich gerne positionieren möchte.

Deshalb war es für mich wichtig, nochmal an die Songs ranzugehen, manche Sachen wegzulassen und ganz neue zu machen. Zu wissen, ich stehe irgendwann mit diesen Songs wieder auf der Bühne. Was will ich auf der Bühne damit ausdrücken? Ich will positives Lebensgefühl vermitteln, Liebe, Freude, das soll Spass machen. Ich will nicht auf der Bühne stehen und die Leute fangen dann an zu grübeln oder zu melancholisch zu werden oder bekommen ein doofes Gefühl, sondern ich will meine Lebensfreude weitergeben und das ist, was für mich meine Arbeit ausmacht.

Die Krankheit wird immer Teil unseres Lebens sein. Meine Frau wird ihr Leben lang immer wieder zu Untersuchungen gehen müssen. Wir werden darauf reagieren, was kommt, und das Beste daraus machen.

„Ich hab‘ geträumt von Dir“ haben Sie mit Matthias Reim aufgenommen. Was schätzen Sie an ihm und wie war die Zusammenarbeit?

Oli.P: Matthias Reim ist eine Legende. Ich weiss noch damals in dem Lokal, in dem meine Eltern oft waren und auch Freunde und Nachbarn von uns waren, da stand eine Jukebox und ich habe mir so oft „Ich hab geträumt von dir“ und „Verdammt ich lieb dich“ gewünscht und mein Taschengeld da reingesteckt. Irgendwann steht man dann selbst auf der Bühne und du lernst ihn kennen und du findest ihn immer noch klasse. Und dann sagt dir Matthias Reim, du bist richtig stark, du hast so eine Energie auf der Bühne. Überschüttet dich mit positiven Sätzen und sagt, wir machen was zusammen! Am nächsten Tag hatte er die Idee, dass ich „Ich hab geträumt von dir“ neu mache und er seine Stimme dazugibt und das kommt dann auf das Album und da war ich natürlich gleich dabei. Eine Riesenehre für mich! Dass man wie er so viele Jahrzehnte so viel Bock hat, auf der Bühne zu stehen und weiterhin auch die Liebe zur Musik hat und das dann auch noch so gut bei den Leuten ankommt, da freue ich mich total für ihn und da ist auch noch lange nicht Schluss.

In „Freudentränen“ drücken Sie Ihre Liebe zu Michael Holm aus. Inwiefern ist er ein Vorbild für Sie und was wünschen Sie ihm zu seinem anstehenden 80. Geburtstag?

Oli.P: Bei Michael Holm das Gleiche. Wenn du jemanden siehst, der mit 80 immer noch für jeden Auftritt brennt und bei jedem Auftritt sich immer noch beide Beine ausreisst, damit das Publikum zufrieden ist, das ist für mich ein Superstar und warum ich das auch mache. Ich habe das bei Michael Holm und Jürgen Drews entdeckt, dass wenn du das richtig anstellst und die Leute dich sehen wollen, dann kannst du das dein Leben lang arbeiten, die Passion immer weiter machen. Das ist ein Vorbild für mich! Nicht den ganzen Auftritt lang dastehen und hoffen, dass es bald vorbei ist. Ganz im Gegenteil, der springt und wirbelt über die Bühne und macht Karate-Tritte und bei ihm glitzert es immer noch in den Augen. Er hat Witz, er hat Charme, also ein richtig toller Künstler und ein grosses Vorbild für mich!

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