Quelle: Marcel Brell/Edel
Anastacia hat für ihr Album „Our Songs“ deutsche Hits gecovert. Wie es um ihre Deutschkenntnisse steht und warum sie eine besondere Verbindung zu Deutschland hat, erzählt die US-Sängerin im Interview.
US-Sängerin Anastacia (55) veröffentlicht am 22. September ihr achtes Studioalbum. Mit „Our Songs“ und zwölf Titeln würdigt sie grosse deutsche Hits mit Neuinterpretationen und übersetzten Coverversionen. „Produzent Chris Geller kam auf die Idee, ein Coveralbum mit deutschen Songs zu machen. Ich hatte zunächst Bedenken wegen der Übersetzungen und dachte: kann das funktionieren?“, erzählt die Sängerin zur Entstehung des Projekts im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Dann habe sie den Toten-Hosen-Song „Tage wie diese“ in der englischen Demo-Version „Best Days“, gesungen von Frontmann Campino (61), gehört. „Er ist wunderbar“, schwärmt sie über den Sänger. „Er hat eine tolle Übersetzung geschrieben. Es passte genau in den Stil, wie ich Songs schreibe. Da war für mich klar, dass ich diese Herausforderung annehme.“ Die Sängerin machte sich an die Arbeit, um selbst Songs zu übersetzen. „Ich wählte die Lieder zunächst nach der Musik aus. Ich wusste nicht, wer sie gesungen hat oder zu welcher Generation die Interpreten gehörten, das war mir egal. Ich achtete nur auf den Flow der Songs.“
Deutsche Musikstars zeigen sich begeistert
Für die Übersetzungen, bei denen Google Translate keine grosse Hilfe gewesen sei, holte sich Anastacia Hilfe bei einer Professorin, die Deutsch und Englisch spricht. „Sie gab mir eine Art Geschichte zu jedem Lied und ich versuchte, diese in die Musik zu übersetzen. Es war wirklich schwer. Wir haben die Autoren der Songs kontaktiert, was den Prozess noch einmal verlangsamte. Bestimmte Songs, die ich übersetzt hatte und die ich liebte, schafften es aus Zeitgründen dann nicht mehr auf das Album. Aber wir haben andere gefunden, in der letzten Minute zum Beispiel ‚Supergirl‘. Alles hatte also seinen Grund.“
Zum Titel des Albums erklärt die 55-Jährige: „Das sind unsere Songs, meine und die dieser wunderbaren deutschen Künstler. Sie haben mir erlaubt, dieses Album zu machen und die Songs zu einem Teil von mir zu machen.“ Die deutsche Musik, die für gewöhnlich nicht exportiert wird, will Anastacia in die Welt hinaustragen. „Viele Menschen werden die Lieder zum ersten Mal hören und denken, dass die Songs von mir sind. Der Titel soll dann aufklären und neugierig darauf machen, wer hinter den Originalen steckt.“
Zu den ausgewählten Songs gehören „Now or Never“ als Interpretation von Johannes Oerdings (41) „An guten Tagen“ sowie Udo Lindenbergs (77) „Cello“. Reaktionen von den Künstlern der Songs hätten sie über Umwege erreicht, wie Anastacia weiter erzählt. „Über einen befreundeten Journalisten hat mir Johannes eine Nachricht zukommen lassen und meinte, dass er den Song liebe. Er finde ihn grossartig und fühle sich geehrt, dass ich sein Lied ausgewählt habe. Auch von Udo wurde mir ausgerichtet, dass er den Song gehört habe und ihn toll fand. Ich habe das Gefühl, dass ich wirklich viele positive Nachrichten bekommen habe, mit denen ich nicht gerechnet hatte.“
„Ich fühlte mich wie eine Berlinerin“
Hat die Sängerin durch die Arbeit am Album ihre Deutschkenntnisse verbessert? „Mein Deutsch ist immer noch schrecklich“, erklärt die Musikerin lachend. „Ich habe es mit einem Lehrer versucht und bin gescheitert. Viele der Wörter klingen gar nicht wie Englisch. Zum Beispiel ‚hug‘ und ‚Umarmung‘. Da ist es wirklich schwer, Sätze zu bilden. Aber ich habe das Gefühl, dass ich ein bisschen mehr verstehe.“
Zu Deutschland habe sie schon lange eine besondere Verbindung. „Ich habe im Laufe der Jahre so viel Zeit hier verbracht, privat wie beruflich. Abseits der Konzerte war ich oft da, weil ich eine Bekleidungslinie für ein deutsches Bekleidungsunternehmen und eine Zeit lang auch einen deutschen Freund hatte. Durch ihn habe ich angefangen, die Kultur kennenzulernen und viele Erinnerungen zu schaffen. Ich bin stolz darauf, wenn ich den Leuten beibringen kann, dass dieser Dom nicht in Berlin, sondern in Köln steht.“
Besonders die Hauptstadt hätte ihr Herz erobert. „In Berlin lebte mein Partner und ich fühlte mich wie ein Teil davon, ein bisschen wie eine Berlinerin. Wir fuhren viel durch die Stadt und er zeigte mir alles.“ Die Musikerin lernt aber auch immer noch neue Seiten des Landes kennen. „Kürzlich war ich zum ersten Mal in Rostock. Deutschland am Meer, das fand ich toll. Ich war überrascht, wie viele Segelboote es gab, ich wollte sofort auf eins drauf“, erzählt Anastacia mit einem Grinsen.
Und wie sehen die weiteren musikalischen Pläne der Künstlerin aus? „Wenn ich ein Album abliefere, warte ich immer eine gewisse Zeit, um es zu geniessen, auf Tour zu gehen, das Gefühl zu haben, dass das Album seine Geschichte hat, und dann nehme ich mir die Zeit, ein neues zu schreiben. Ich glaube also nicht, dass es in nächster Zeit ein eigenes Anastacia-Album geben wird, weil diese Songs für mich wie Originale sind. Ich habe sie noch nie live gesungen und muss sie erst zu einem Teil meiner Setlist und meiner Musik machen.“ Die Zeit für neue Lieder werde aber kommen, „denn ich denke, schon bei den Übersetzungen habe ich den Leuten gezeigt, dass ich immer noch schreiben kann und weiss, was ich da tue“.