Culcha Candela: «Schlagersänger sind die wahren Rockstars»

Pünktlich zum 15-jährigen Jubiläum bringen Culcha Candela ein neues Album heraus. Auf „Feel Erfolg“ vereinen die Jungs wieder einmal erfolgreich die verschiedensten Musik-Genres. Dabei sind sie insgeheim neidisch auf die Schlagerszene. Warum das so ist, verraten sie im Interview.

Seit 15 Jahren machen sie ihr Ding: Culcha Candela schaffen es immer wieder, sich mit Hits wie „Hamma!“ oder „Berlin City Girl“ in die Charts und die Herzen der Fans zu singen. Auch ihr neues Album „Feel Erfolg“ verspricht Partyhymnen wie „Rodeo“, aber auch Songs, die berühren. Das Besondere: Mit ihrem individuellen Musikstil macht Culcha Candela so schnell niemand Konkurrenz. Denn sie verbinden einfach alle Genres, auf die sie gerade Lust haben – ausser Schlager. Was dabei rauskommt? „Das beste Album, das wir je gemacht haben“, ist Sänger Matteo überzeugt.

Werfen wir einen Blick zurück – was hat sich in den letzten 15 Jahren verändert? Würden Sie etwas anders machen?

Johnny: Ich würde fast alles wieder genauso machen. Wir haben viele verschieden Sachen ausprobiert, waren uns für nichts zu schade. Wir haben viel gelernt und kennen jetzt ungefähr alles, was die Musikkarriere mit sich bringt. Davon haben wir viel in die Musik einfliessen lassen, sind also auch musikalisch gewachsen und gereift, uns aber trotzdem treu geblieben, noch immer jugendlich und energetisch.

Sie sind Mitte Dreissig, einige von Ihnen haben Familie. Ist es da noch angemessen, über Partys, Frauen, Alkohol und Co. zu singen?

Johnny: Wir gehen immer noch feiern! Wir sind jung geblieben und wollen es auch noch lange bleiben. In diesem Sinne machen wir auch immer noch unsere Musik. Aber auch in diesem Genre kann man sich weiterentwickeln. Vielleicht gehen wir nicht mehr ganz so oft feiern, aber es ist immer noch das, was uns am meisten Spass macht, auch musikalisch.

Chino: Früher sind wir drei Tage feiern gegangen und haben uns einen Tag erholt, heute ist das eben andersherum. Aber im Prinzip ist die Verlockung immer noch da und die Versuchung ist ungebrochen: Es ist immer eine Inspirationsquelle, Leute zu treffen, andere Musik zu hören. Aber unsere Familien kommen damit klar. Das ist unser Beruf, sie haben uns damit kennengelernt und respektieren das. Wir haben uns niemanden gesucht, der damit Probleme hat – sonst hätte es nicht gepasst.

Gab es da auch schon mal dubiose Angebote von Frauen, die die frechen Flirtsprüche in den Songs als Aufforderung gesehen haben?

Johnny: Das kann natürlich schon mal vorkommen! Ist ja eigentlich auch nicht besonders schlimm – denn es ist nicht so, dass man sich dann ärgert! Allerdings geht man auch nicht unbedingt darauf ein… So etwas bleibt aber nicht aus, na klar. Aber wir wissen damit umzugehen, haben genug Erfahrung und benehmen uns natürlich immer – wer etwas anderes behauptet, lügt!

Die bisherigen Songs waren oft noch partylastiger und schienen sorgloser. Auf dem neuen Album gibt es nun auch einige gesellschaftskritische Lieder. Bestes Beispiel „Cool mit mir selbst“, ein Song über Selbstliebe. Sind Sie auch thematisch erwachsener geworden?

Chino: Ich glaube, das ist Zeitgeist. Überall gibt es Tutorials, einen Selbstoptimierungs-Wahn… Wir wollen den Leuten eine positive Message überbringen: „Chillt euch, ihr seid gut so, wie ihr seid! Ihr müsst keinen Standards von aussen gerecht werden, sondern erst einmal innen drin zufrieden sein!“ Sich selbst zu akzeptieren, ist die Grundvoraussetzung, andere akzeptieren zu können. Das ist eine ganz wertvolle Botschaft und wir sind stolz, dass „Cool mit mir selbst“ diese Message transportiert.

Im Song „In meiner City“ haben Sie Verstärkung von Ihrem ehemaligen Mitglied Mr. Reedoo bekommen. Bahnt sich da ein Comeback an?

Chino: Zwar wäre das schön, aber es ist ausgeschlossen. Das hat er klar gesagt. Da das Album unser 15-jähriges Jubiläumsalbum ist, wollten wir eine Brücke zu den Anfängen schlagen. Das ist uns mit „In meiner City“ besonders gut gelungen, denn unsere erste Single 2004 war „In da City“. Daran haben wir musikalisch im Song angeknüpft. Daher war es toll, dass Reedoo Bock hatte, für den Song noch einmal dabei zu sein.

Johnny: Es war auf jeden Fall ein Highlight mit ihm im Studio zu sein! Wir sind immer noch befreundet und freuen uns auf seine Ideen, aber er hat einen anderen Lifestyle eingeschlagen, mit dem er glücklich ist. Es war also ein toller Gastauftritt, vielleicht ist er auch mal live dabei – alles kann passieren, aber wieder einsteigen wird er nicht.

Ausserdem werden Sie im neuen Album des Öfteren vom Nachwuchstalent Timothy Auld unterstützt. Was hat Sie an ihm begeistert? Gibt es eine gemeinsame Zukunft?

Chino: Die Zusammenarbeit mit Timmy war einfach Schicksal! Wir sind in letzter Zeit viel rumgekommen, haben mit vielen talentierten Produzenten gearbeitet, auch mit Timmy. Neben seiner Eigenschaft, dass er ein super talentierter Produzent ist, hat er eine fantastische Gesangsstimme. Durch den Abgang von zwei Sängern bei uns, sind wir unterbesetzt – Timmy hat supergeil eingesungen, wir feiern seinen Style total – es hat super gepasst!

Johnny: Wir hoffen auf jeden Fall noch auf einige Features mit ihm. Ob es etwas Längerfristiges, Festes wird? Wir sind offen für alles, die Chemie stimmt auf jeden Fall!

Mateo, Sie waren auch schon als Solokünstler unterwegs. Gibt es da Zukunftspläne?

Mateo: Meine Solokarriere hat gerade gar keine Priorität. Unser Album steht im Vordergrund: 15 Jahre Culcha Candela! Und es ist das beste Album, das wir je gemacht haben. Das alles wird uns sicher bis ins nächste Jahr beschäftigen. Ich schliesse aber nicht aus, nochmal etwas Eigenes zu machen. Das wird dann etwas komplett anderes sein, anders zu meiner eigenen Musik, anders zu Culcha Candela – etwas, was keiner erwarten wird. Und ich habe auch schon etwas im Hinterkopf.

In „Schlager schlägt zurück“ necken Sie die Schlagerszene ganz schön, aber auf ironische, lustige Weise.

Mateo: Genau so ist es auch gedacht. Im Grunde ist es eine Hommage an den Schlager, denn die Schlagersänger sind eigentlich die richtigen Rockstars. Sie scheffeln tierisch viel Kohle, haben wahrscheinlich einen wahnsinnig ausschweifenden Lebensstil, den wir gerne hätten, uns aber nicht leisten können.

Im Vergleich zu früher legen Sie immer mehr den Reggae-Style ab, immer weniger Songtexte sind auf Spanisch – woran liegt das?

Mateo: Die Leute wissen oft nicht, dass wir immer das gemacht haben, was wir wollten und nicht, was andere uns gesagt haben. Das war immer so und wird immer so bleiben. Wir sind keine Band, die spartenspezifische Musik macht, also Reggae, Rock oder Hip Hop. Wir machen die Musik, auf die wir Bock haben und mischen alles. Alleine darum werden sich unsere Alben nie gleich anhören.

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