Savas & Sido: «Jeder, der mit Hip-Hop zu tun hatte, war Savas-Fan»

Kool Savas und Sido machen auf „Royal Bunker“ erstmals auf Albumlänge gemeinsame Sache. Wie es dazu kam, verraten sie im Interview.

Mit Sido (36, „Das goldene Album“) und Kool Savas (42, „Essahdamus“) machen zwei Schwergewichte des Deutsch-Rap gemeinsame Sache. Als Savas & Sido erscheint am Freitag ihr gemeinsames Album „Royal Bunker“. Wie es zu dieser Zusammenarbeit kam, wie die beiden gestandenen Grössen der Szene mit Kritik des jeweils anderen umgegangen sind und warum der Titel keine nostalgische Hommage an ihre Anfangstage ist, verraten die Musiker im Interview.

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie zusammen ein ganzes Album machen?

Savas: Wir haben einen gemeinsamen Kollegen, der irgendwann diesen diabolischen Plan ausgeheckt hat. Er meinte, dass es sinnvoll wäre, wenn wir zusammen ein Album machen. Er hat uns unabhängig voneinander kontaktiert und so getan, als ob er mit jedem das erste Mal darüber reden würde, uns ein wenig manipuliert und den Weg freigeschaufelt. Irgendwann haben wir dann telefoniert und darüber gesprochen. Danach ging es Schlag auf Schlag.

Als Sie diese SMS von Ihrem Bekannten bekommen haben, waren Sie beide dann gleich Feuer und Flamme oder zunächst etwas skeptisch?

Savas: Ich hatte gar nicht so wirklich darüber nachgedacht. Er hat es geschafft, mich auf diesen Film zu schicken. Und wenn du dir etwas vorstellst, ist es zur Hälfte ja schon Realität geworden. Alles beginnt mit einem Gedanken oder einer Idee. Es war vielleicht dieser Funke, den es gebraucht hat, damit wir ernsthaft darüber nachdenken.

Haben Sie sich im Vorfeld zusammengesetzt und überlegt, wo Sie musikalisch und textlich hinwollen?

Sido: Wir haben uns eher direkt an die Arbeit gemacht und dabei sind Dinge entstanden. Wir sind gleich in die Praxis gegangen und haben die Theorie weggelassen.

War es schwierig, eine gemeinsame Linie zu finden?

Sido: Es ist tatsächlich erstaunlich viel auf dem Müll gelandet – das passiert bei mir normalerweise nicht.

Savas: Wenn man aber bedenkt, dass wir zuvor nie zusammen ein ganzes Album gemacht haben, finde ich gar nicht, dass so viel auf dem Müll gelandet ist. Wir sind verhältnismässig schnell auf einen gemeinsamen Nenner gekommen. Was nicht heisst, dass es nicht auch stellenweise mühsam war. Ich bin sicher nicht der einfachste Kandidat für so eine Kollabo-Geschichte, weil ich eher einer bin, der sich sehr viele Gedanken macht. Siggi hingegen packt Dinge einfach an. Also mussten wir einen Mittelweg finden. Danach war es meiner Meinung nach sehr einfach.

Wie sind Sie mit Kritik vom jeweils anderen umgegangen?

Sido: Wir haben das natürlich schon angesprochen, wenn uns etwas nicht so gefallen hat. Wir müssen ja auch beide dahinter stehen. Auch hinter dem, was der andere sagt.

Haben Sie während der Zusammenarbeit schnell gemerkt, wenn etwas dem anderen nicht so gefällt?

Sido: Wir haben die Hundetaktik angewandt. So: ‚Hey duuu, ich muss dir da was saaaagen‘. Spass beiseite: Wir haben natürlich versucht, so diplomatisch wie möglich zu sein und Dinge offen anzusprechen.

Ist während der Arbeit eine Art positive Konkurrenz entstanden, die Sie beide noch mehr gepusht hat?

Savas: Das habe ich nicht so empfunden.

Sido: Ich auch nicht. Es war auf jeden Fall nie so, dass einer von uns seine Strophe neu geschrieben hat, weil er dachte, die des anderen sei besser.

Savas: Man steht ja auch hinter dem, was man selber macht. Auf der anderen Seite gibt es schon Songs, bei denen ich Siggis Part besser finde. Bei „Haie“ zum Beispiel. Darum geht es aber letzten Endes nicht. Es geht um das Gesamtprodukt und ob alles gesagt wurde, was gesagt werden musste.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, das Album „Royal Bunker“ zu nennen? Ist es eine Hommage an Ihre musikalischen Ursprünge?

Sido: Dort haben wir uns das erste Mal getroffen. Aber das hat nichts mit Nostalgie zu tun und es braucht auch niemand erwarten, dass die Musik klingt wie damals im Royal Bunker. Das ist einfach unser gemeinsamer Nenner – dort haben wir uns kennengelernt, dort kommen wir beide her.

Hatten Sie damals schon viel miteinander zu tun? Erinnern Sie sich an viele Geschichten aus der Zeit?

Sido: Nur ich erinnere mich an einige Geschichten und erinnere Savas auch ständig an Dinge, die wir zusammen erlebt haben.

Savas: Wir haben damals allerdings nicht so viel Zeit miteinander verbracht, da wir ja fast schon aus konkurrierenden Camps kamen.

Sido: Jeder Bezirk war etwas für sich. Savas ist aus Kreuzberg, ich bin aus dem Märkischen Viertel. Das waren zwei verschiedene Welten, da hatte man einfach nichts miteinander zu tun.

Erinnern Sie sich an das erste Mal, als Sie sich begegnet sind?

Sido: An das erste Mal nicht, aber ich habe schon Savas gehört, bevor überhaupt eine Platte von ihm draussen war. Wir hatten die Songs auf Tapes, die wir uns dann von Freundeskreis zu Freundeskreis überspielt haben. Wenn man sich für Hip-Hop interessierte, kannte man ihn. Das erste Mal miteinander gesprochen haben wir tatsächlich im Royal Bunker.

Waren Sie damals ein Fan von ihm?

Sido: Jeder, der mit Hip-Hop zu tun hatte, war Savas-Fan. Da führte überhaupt kein Weg daran vorbei. Er war damals am versiertesten und am weitesten. Jeder in Berlin hat drauf gehört, was Savas sagt. Er war der Teacher.

Bei dem Song „Haste nicht gesehen“ singen zwei Kinder im Refrain. Sind das Ihre Kinder, Sido?

Sido: Nur eines meiner Kinder. Das haben wir zu Hause gemacht, weil dort kennen sie die Atmosphäre – ich glaube im Studio wären sie zu aufgeregt.

Hören Ihre Kinder Ihre Musik zu Hause?

Sido: Je älter sie werden, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie es nicht hören.

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