Wie André Rieu mit 34 Millionen in die Miesen kam

In die Musik packt Star-Geiger André Rieu seine ganze Leidenschaft – in die Bühnenkulisse sein ganzes Geld. Kaum zu glauben, dass der erfolgsverwöhnte Musiker dem Bankrott nur knapp entgangen ist.

Wenn er und seine Truppe aufspielen, spielt das Publikum verrückt. „Selbst nach einer Dreiviertelstunde Zugabe mit Smash-Hits wie ‚Adieu, mein kleiner Gardeoffizier‘ und ‚Mein Hut, der hat drei Ecken‘ wollen sie ihn nicht ziehen lassen“, hat „Spiegel Online“ etwa bei seinen Konzerten beobachtet. Kein Zweifel: Der holländische Walzerkönig André Rieu (68, „Amore“) fiedelt seine Fans in Ekstase. Kaum zu glauben, dass der erfolgsverwöhnte Musiker um ein Haar mit seinem Johann-Strauss-Orchester Bankrott gegangen ist.

Rieu lebt als Musiker auf grossem Fuss. Der Mann mit der millionenteuren Stradivari-Violine schätzt wie sein Publikum pompöse Auftritte. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ erzählt der 68-Jährige, wie er vor Jahren mit 500 Leuten auf Tournee war, „250 auf der Bühne, 250 dahinter“.

Er liess ein Schloss bauen

Für seine „World Stadium Tour“ im Jahr 2009 hatte er etwas ganz Besonderes vor, natürlich auch ganz besonders teuer: „Ich hatte kurz zuvor in Wien vor Schloss Schönbrunn gespielt, mit allem, was dazu gehört: der Walzer, das Ballett, die Debütanten, die Pferde, richtig romantisch. Also habe ich das Schloss als Kulisse für meine Stadion-Tournee nachbauen lassen – in Originalgrösse. Wir mussten es aber dreimal bauen, wegen der Auf- und Abbauzeiten zwischen den Konzerten. Am Ende war ich mit 34 Millionen Euro in den Miesen. Ich habe meiner Frau versprochen, das nie wieder zu tun.“

„Gebt ihr mir drei Millionen?“

Schliesslich kam der Tag, als André Rieu dachte, dass nun alles vorbei sei. Schluss mit der Karriere, Schluss mit dem schönen Orchester und der romantischen Stimmung bei den Konzerten. Da sassen die Verantwortlichen seiner Bank bei ihm in seinem Schloss in Maastricht. „An dem Tag muss ich die aber auch ziemlich beeindruckt haben. Ich habe vor ihren Augen meinen damaligen Promoter angerufen und gesagt: ‚Ich brauche Geld, wenn ich jetzt gleich meinen Vertrag bei euch um drei Jahre verlängere, gebt ihr mir dann drei Millionen?‘ Dann habe ich meine Plattenfirma Universal angerufen. Ich hatte noch unveröffentlichtes DVD-Material. Also habe ich gesagt: Wenn ich euch die DVDs gebe, gebt ihr mir dann drei Millionen? Die Antwort war in beiden Fällen sofort: Ja!“

Die Banker waren von den Socken. „Die haben gesagt: ‚Wenn seine Geschäftspartner so viel Vertrauen in ihn haben, dass sie ihm in zehn Minuten sechs Millionen Euro geben, dann können wir ihm auch vertrauen.'“ Doch für eine Entscheidung musste die Zentrale konsultiert werden. „Eine Woche lang habe ich nicht gewusst, ob mir mein eigenes Zuhause oder meine Stradivari morgen noch gehören. Das will ich nie mehr.“

Der Erfolg machte ihn ruhiger

Die Welttournee wurde ein grandioser Erfolg. „Innerhalb eines Jahres war ich mit 20 Millionen im Plus. Das war fantastisch, aber seitdem habe ich im Kopf einen Schalter umgelegt. Ich bin heute viel ruhiger.“ Wenn er jetzt mit seinem Orchester auf Tournee geht sind „nur“ über 200 Menschen mit von der Partie, 110 Festangestellte und noch mal 100 Freelancer.

Die Tourneen sind das finanzielle Rückgrat des Unternehmen André Rieu, vom CD-Verkauf könnte er kaum mehr leben. „Wir verdienen zu 98 Prozent an den Konzerten.“ Diese Auftritte hat der „Spiegel“ als „bewährtes Aufputschmittel für die dritte Lebenshälfte“ bezeichnet, mit der Empfehlung: „Sollte von der Krankenkasse übernommen werden.“

Immerhin hat sich aus der Gigantomanie früherer Konzerte ein weiterer Geschäftszweig ergeben. „Ich habe Stahl, der mal 13 Millionen Euro wert war… Stahlträger und Stangen. Was denken Sie, wie viel Stahl man braucht, um Schloss Schönbrunn nachzubauen? Aus der Zeit haben wir den noch. Verkaufen würde sich nicht mehr lohnen. Mein Sohn Pierre baut damit Bühnen auf der ganzen Welt.“

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