Deutsch-Rapper Kontra K: «Die ganze Politik ist für den Arsch»

Was heisst angekommen, es geht gerade erst los“, kündigt Kontra K im Interview an. Und das aus gutem Grund: Dem Berliner Rapper brennt noch so einiges auf der Seele.

Jedes Jahr ein neues Album: Kontra K (30, „Erfolg ist kein Glück“) bleibt seiner Linie treu. Seine neue Platte „Erde & Knochen“ erscheint am heutigen Freitag. Welche Geschichten dahinter stecken, hat der Berliner Rapper im Interview verraten. Ausserdem: Was Kontra K an Gesellschaft und Politik auszusetzen hat? Hier gibt’s die Antwort.

Der Track „Geschwister“ featuring BTNG ist einer der persönlichsten auf dem Album. Was ist die Geschichte dahinter?

Kontra K: Es geht um einen meiner besten und engsten Freunde, der wie ein Bruder für mich ist, und der leider dem Kokain verfallen ist. Das macht ihn kaputt, er wird kriminell, macht Scheisse. Dabei könnte er jetzt gerade neben mir stehen und wäre genauso erfolgreich. Hätte wahrscheinlich ein schönes Auto, könnte seine Familie ernähren – aber nein, er hat diesen Weg gewählt. Trotzdem stehe ich hinter ihm.

Sie sind aber auch nicht immer der beste Einfluss, oder?

Kontra K: Ich bin kein schlechter Mensch. Du kannst dich zwar neben einen Löwen legen, aber eine gute Idee wäre es nicht. Der wird dich irgendwann fressen, weil es sein Instinkt ist. Trotzdem ist es kein böser Löwe, der hat einfach nur Hunger. So ist das bei mir auch. Mein Umfeld ist mein Umfeld, ich komme da her, das ist meine Familie – aber das ist nicht für jeden ein guter Umgang.

Ist er das denn für Ihren vierjährigen Sohn?

Kontra K: Wir haben alle Ganovenehre, niemand würde versuchen, einen schlechten Einfluss auf Kinder auszuüben. In dieser Hinsicht sind wir alle Saubermänner. Ich passe aber schon auf, wo ich meinen Sohn hinbringe, als Vater habe ich diese Verantwortung und die nehme ich auch wahr. Er ist mein Fleisch und Blut, ich mache alles, damit er ein gutes Leben führen kann und nicht diesen Einfluss mitkriegt.

Nicht alle Fans finden die neuen Kollaborationen mit Ihren Branchen-Freunden gut. Können Sie sich das erklären?

Kontra K: Nein man, ich komme von hier und ich habe mit dieser Musik und diesen Leuten begonnen. Wenn ich Strassenmusik mache, dann mach ich das, weil ich die Leute cool finde und das meine Freunde sind. Wir kennen uns seit zwölf Jahren, sie haben mich immer unterstützt, warum soll ich mit ihnen keine Musik machen? Hätte ich es nicht gemacht, hätten wieder alle geschrieben: „Boah, der ist voll unloyal zu seinen Leuten.“ Die Deutschen wollen doch nur meckern. Ich kann halt einfach nicht jedem gefallen. Wenn ich mir darüber Gedanken machen würde, was 2’000 Leute über mich sagen, ende ich wie Avicii.

Apropos meckern: In Ihren Songs thematisieren Sie immer wieder Ihre Gegner. Wer sind diese?

Kontra K: Der Jetzt-Zustand unserer Gesellschaft. Ich sehe doch, wohin wir uns entwickeln, wie Leute sich viel zu schnell irgendeine Meinung bilden und absolut gar nichts hinterfragen. Kein Mensch hat mehr eine gesunde Grundlage, auf der er Thesen aufbaut, sie vertritt oder verbreitet. Menschen mit ihren beschissenen Vorurteilen, der Hass, das sind meine Gegner.

Die Politik scheint für Sie dabei keine Rolle zu spielen…

Kontra K: Politik ist für mich gerade einfach nur nutzlos. Ich warte auf den Tag, an dem mal alle auf die Strasse gehen und die ganzen Pisser da oben verdrängen – dass es endlich mal ein bisschen besser wird. Gerade wird immer nur gesagt, immer nur angedeutet und drumherum geredet und niemals was konkret ins Auge gefasst. Diese Leute verdienen viel zu viel, damit will ich mich nicht befassen, sonst werde ich nur sauer. Die ganze Politik ist für den Arsch.

Haben Sie das Gefühl, mit Ihrer Musik-Karriere angekommen zu sein?

Kontra K: Noch nicht. Ich werde es zwar irgendwann haben, aber ich weiss, dass es das jetzt noch nicht gewesen ist. Angekommen sein heisst für mich, mich zur Ruhe zu setzen. Ich bin gerade mal 30 Jahre alt, habe ohne Ende Power und bin in der Blüte meines Lebens. Was heisst da angekommen, es geht gerade erst los (lacht).

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