Die Bad Wolves und der lange Schatten ihres „Zombie“-Covers

Die Bad Wolves wurden durch ihr Cover des Cranberries-Hits „Zombie“ und den plötzlichen Tod von Dolores O’Riordan schlagartig weltweit bekannt. Was die Band in eine zwiespältige Lage brachte, wie Sänger Tommy Vext im Interview verrät.

Das Cover des Mega-Hits „Zombie“ der Band The Cranberries brachte der US-amerikanischen Metal-Band Bad Wolves traurige Berühmtheit ein. Denn just an dem Tag, als die Sängerin der irischen Rockband Dolores O’Riordan (1971-2018) ihre Gesangsparts für den Song aufnehmen wollte, verstarb sie tragisch. Nun ist das Debütalbum „Disobey“ von den Bad Wolves erschienen, auf dem auch das viel beachtete „Zombie“-Cover zu hören ist. Sänger Tommy Vext und Gitarrist Doc Coyle sprachen mit der Redaktion über ihre zwiespältige emotionale Lage und wie sie den Verlust verarbeitet haben.

Durch das „Zombie“-Cover und den tragischen Tod von Dolores O’Riordan haben Sie sehr viel mediale Aufmerksamkeit bekommen. Der Song ging in diversen Charts sofort auf Platz eins. Kann man sich in so einem Moment darüber freuen?

Doc Coyle: Das ist auf der einen Seite schön, aber auf der anderen Seite bitter. Wir haben diese Band gegründet, um mit ihr erfolgreich zu sein und an einen Punkt zu kommen, an den wir mit unseren vorangegangenen Bands nicht gelangt sind. Wir sind sehr ambitioniert. Ich erinnere mich gut an den Tag, an dem wir das Video auf YouTube veröffentlicht haben. Die Anzahl der Reaktionen darauf war überwältigend, was uns sehr gefreut hat. Zeitgleich waren wir von unseren Emotionen hin und her gerissen.

Tommy Vext: Wir haben sicherlich gemischte Gefühle. Es war ein schwerer Prozess. Man will sich darüber freuen, gleichzeitig trauern wir immer noch. Jemand hat mich mal gefragt, wie man um jemanden trauert, den man gar nicht kannte. Als Fans trauern wir nicht um Künstler, weil wir sie persönlich kannten, sondern weil sie uns dabei geholfen haben, uns selbst besser kennenzulernen.

Warum haben Sie diesen Song ursprünglich als Cover ausgewählt?

Vext: Als Kind war ich ein grosser Cranberries-Fan. Als wir das Album geschrieben haben, habe ich den Song zufällig in einem Café gehört. Da ist mir wieder aufgefallen, wie grossartig das Lied eigentlich ist. Also habe ich mich wieder damit beschäftigt und den ganzen Hintergrund dazu recherchiert. Das war eine kleine Geschichtsstunde. Und ich glaube, dass der Text auch heute noch sehr gut passt und die Dinge seit dem sogar eskaliert sind. Mir war sofort klar, dass er in den Kontext unseres Albums perfekt passen würde. Die anderen in der Band waren zunächst etwas skeptisch, später aber dann völlig begeistert von der Idee. Also haben wir sie einfach umgesetzt.

Wie kam Dolores O’Riordan später ins Bild?

Vext: Ein Jahr nachdem wir den Song aufgenommen hatten, war ich in London und habe durch Zufall einen Freund der Familie kennengelernt, der jetzt für unser Label in England arbeitet. Zu der Zeit war ich mir nicht sicher, ob wir das Cover wirklich veröffentlichen sollen, also habe ich ihn gebeten, es ihr vorzuspielen. Ich glaube, ich habe mir eine Art Segen für unsere Version von ihr erhofft. Einige Tage später kam das Feedback und mir wurde gesagt, dass sie total begeistert war und sogar darauf singen wollte. Ich konnte es kaum fassen.

Dazu ist es aber dann leider nicht mehr gekommen. An dem Tag, als sie ihre Parts einsingen sollte, verstarb sie.

Vext: Das war wirklich furchtbar. Am Abend vor ihrem Tod hatte ich noch eine Nachricht von unserem gemeinsamen Freund auf meiner Mailbox, wie sehr sie sich darauf freuen würde, ins Studio zu gehen. Am nächsten Morgen habe ich die Nachricht gehört. Ich war am Boden zerstört.

Jetzt sind einige Monate vergangen. Wie fühlen Sie sich heute, wenn sie danach gefragt werden?

Coyle: Für uns hat es sich etwas verändert, nachdem wir das Video dazu veröffentlicht haben. Denn visuell ist es eine Hommage an Dolores und wir haben einige einleitende Sätze vorab, die dabei helfen, den Hintergrund zu verstehen.

Vext: Ausserdem hat sich Dolores‘ Familie bei uns gemeldet, nachdem das Video draussen war. Ihr Bruder hat uns eine sehr herzliche E-Mail geschickt und uns zu dem Song gratuliert. So haben wir das Gefühl bekommen, dass wir mit dem Video das Richtige getan haben. Das hat uns sehr erleichtert.

Das Album heisst „Disobey“. Wem oder was sollten wir nicht gehorchen?

Vext: Der Titel lässt viel Interpretationsspielraum. Für mich ist es ein Aufruf zum Handeln. Nicht im Sinne von zivilem Ungehorsam, sondern künstlerischem. Besonders jetzt, wo viele Künstler Angst haben, ihre Ansichten zu äussern, weil sich vielleicht irgendjemand dadurch auf den Schlips getreten fühlt, wollen wir einfach dazu aufrufen, zu seinen Ansichten auch öffentlich zu stehen. Aber ich behandle viele Themen auf dem Album. Von Polizeigewalt über die anhaltende Spaltung der amerikanischen Gesellschaft bis hin zu zwischenmenschlichen Beziehungen.

Es ist also ein politisches Album?

Vext: Auf eine gewisse Art und Weise ja. Aber es erhebt nicht den Zeigefinger. Ich glaube, es gibt zu viele Stimmen, die einem vorschreiben wollen, was man denken und fühlen soll. Wir wollen viel mehr zum Austausch aufrufen, ohne eine Seite einzunehmen. Besonders in Amerika sieht man eine sehr starke Spaltung der Gesellschaft aufgrund von politischen Ansichten. Wir in der Band haben völlig unterschiedliche politische Ansichten, aber lieben und respektieren uns gegenseitig. Jeder lernt von den Ideen des anderen. Wir sind für einen gesunden Menschenverstand. Das Schöne an der Menschheit ist doch, dass wir alle verschieden sind. Wenn alle gleich wären, wäre es total langweilig.

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