Eloy de Jong: «Ich bin nicht so ein Kämpfer für Schwulenrechte»

Als Boyband-Star musste sich Eloy de Jong verstellen. Heute kann er ganz offen zu seiner Homosexualität stehen. Wie gut ihm das tut, erzählt er im Interview.

Mit der Boyband Caught in the Act feierte Eloy de Jong (45) in den 90er Jahren grosse Erfolge. Was damals keiner wissen sollte: Der Niederländer ist homosexuell. Heute kann er ganz offen damit umgehen. Und das erleichtert ihn sehr. Als Solokünstler kann er nun ganz er selbst sein. Im Interview spricht de Jong, der am Freitag sein Debütalbum „Kopf aus – Herz an“ veröffentlicht, über den Verlust zweier geliebter Menschen, seine Tochter Indy und die Vorbildrolle mit seinem Partner Ibo als schwules Elternpaar.

Im März hatten Sie bei Florian Silbereisen einen ganz besonderen Auftritt. Sie haben den Boyzone-Hit „No Matter What“ von ihrem Ex-Freund Stephen Gately, der 2009 verstorben ist, in einer deutschen Version gesungen. Wie emotional war das für Sie?

Eloy de Jong: Ich war nervös vor dem Auftritt. Das hat mir sehr viel bedeutet. Ich habe meine Geschichte über einen wichtigen Menschen in meinem Leben erzählt. Heute kann ich das machen, weil ich mein Herz sprechen lassen kann und ich ich selbst sein darf. Früher in den 90er Jahren ging das nicht, da bin ich in einem „Bravo“-Format gesteckt, durfte meine echten Gefühle und meine Homosexualität nicht zeigen.

Was für Reaktionen haben Sie auf diesen Auftritt bekommen?

De Jong: Stephens Schwester hatte mich angerufen und mir gesagt, wie stolz sie war und dass Stephen sicher auch stolz gewesen wäre. Und noch immer bekomme ich von Fans viele Briefe, in denen sie mir sagen, dass das Lied auch ihnen Kraft gegeben hat.

Was hat Ihr Freund Ibo dazu gesagt, dass Sie einen Song für eine verflossene Liebe gesungen haben?

De Jong: Das Lied war nicht nur für Stephen, sondern für die Liebe. Und Ibo weiss, wie wichtig Stephen in meinem Leben war. Das ist kein Geheimnis. Wenn man einen anderen Menschen geliebt hat, gehen ja nicht alle Gefühle weg, nur weil man in einer anderen Beziehung ist.

Ich bin mit Ibo jetzt über zehn Jahre zusammen. Wir haben eine Tochter und gemeinsam eine glückliche Familie gegründet. Ibo hat mir sogar gesagt, dass er vor dem Fernseher geweint hat, als er meinen Auftritt gesehen hat. Er war stolz auf mich. Am schwierigsten war für ihn, dass er meinen Schmerz gesehen hat und mich in dem Moment nicht umarmen konnte.

Innerhalb weniger Jahre mussten Sie mit dem Tod von Stephen und dem ihres Sohnes Milon zwei schwere Schicksalsschläge wegstecken. Was hat das mit Ihnen gemacht?

De Jong: Jeder Mensch hat seinen Rucksack zu tragen. Meiner ist vielleicht ein bisschen schwerer als der von anderen Leuten. Wir haben alle unsere Schicksale im Leben. Die Frage ist, wie geht man damit um? Was macht man daraus? Ich bin dadurch kein trauriger Mensch geworden. Wir reden viel über Milon und Stephen. Denn solange man über Menschen spricht, die nicht mehr da sind, leben sie weiter.

Ihr erzieht eure Tochter Indy in Co-Elternschaft. Wie muss man sich das vorstellen?

De Jong: Ich vergleiche das immer mit Ehepaaren, die Kinder haben und sich trennen. Dann hat man auch zwei Familien. Indy hat die Familie ihrer Mutter sowie Ibo und mich. In beiden Familien bekommt sie viel Liebe. Bei Paaren, die sich getrennt haben, gibt es meistens Streit. Bei uns gibt es keinen Streit, keine Probleme.

Seht ihr euch damit auch als Vorbild für andere homosexuelle Paare?

De Jong: Ich bin nicht so ein Kämpfer für Schwulenrechte, der auf die Barrikaden geht. Ich glaube mehr daran, mit guten Beispielen andere Leute zu überzeugen, dass es auch als schwules oder lesbisches Paar funktioniert, Kinder zu haben.

Wünscht ihr euch noch ein weiteres Kind?

De Jong: Wir sind glücklich mit unserer sechsjährigen Tochter. Das Risiko nochmal auf sich zu nehmen, dass bei der Geburt wieder etwas schiefgehen könnte, so wie bei Milon, das ist uns einfach zu gross. Indy sagt auch immer: „Ich habe einen Bruder, aber der ist da oben.“ Das ist traurig, aber auch Teil unseres Lebens. Wir feiern jedes Jahr Milons Geburtstag. Dazu schreiben wir unsere Wünsche auf Luftballons und schicken die dann in den Himmel.

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