Vanessa Mai will mit „Schlager“ alle Schubladen sprengen

Vanessa Mai will sich mit ihrem neuen Doppel-Album „Schlager“ von allen Erwartungshaltungen lösen. Doch gelingt ihr die Neuausrichtung?

Die Intention, die Vanessa Mai (26) mit ihrem neuen Album „Schlager“ verfolgt, kann durchaus positiv gewertet werden: Schluss mit Schubladen. Schluss mit Einschränkungen. Hoch lebe die künstlerische Freiheit. Dass die Sängerin gerade diesen Titel wählt, lässt die Vermutung zu, dass Mai das Genre neu definieren will – zumindest für sich selbst.

Soweit die Theorie. Die Praxis sieht aber schon wieder anders aus. Okay, Mai hatte den Aha-Effekt mit ihrer ersten Single „Wir 2 immer 1“ und der spontanen Zusammenarbeit mit Rapper Olexesh (30, „Magisch“) noch auf ihrer Seite, aber auf Albumlänge geizt sie dann doch mit allzu grossen Überraschungen. So kann auch der Opener „Wiedersehen“, trotz der Hilfe von Produzent Lukas Loules (Ke$a, Chris Brown), nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Mai eben doch nicht so ganz von ihren Schlager-Wurzeln lösen kann.

So ganz kann sie sich nicht befreien

Das wäre auch nicht weiter schlimm, denn, um das mal vorwegzunehmen, bleibt unterm Strich ein sauber produziertes, modernes Pop-Album mit den genretypischen „Reim dich oder ich fress dich“-Texten („Mein Sommer“). Alles bleibt immer schön tanzbar („Fallschirm“) und das Elektro-Gepumpe wird hier und da durch luftigere Songs aufgebrochen („Wie es einmal war“). Was Mai macht, macht sie eben gut. Fans der ersten Stunde sollten sich zumindest nicht zu sehr vor den Kopf gestossen fühlen.

Ab und zu lässt Mai aber dann doch ihren Willen aufblitzen, gänzlich über ihren Tellerrand zu schauen. Wie in „Glücksbringer“. Die Nummer überrascht mit einer kleinen wohl aus dem Dubstep entlehnten Hinführung zum Refrain, ergiesst sich dann aber in einem Schema-F Refrain. Gerade dieser Song ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich Mai doch nicht so ganz traut, jegliche Erwartungshaltung abzuschütteln und sich wirklich freizumachen. Aber vielleicht will sie das ja auch gar nicht. „Schlager“ ist auf jeden Fall nicht der grosse Befreiungsschlag, den uns ihre Marketingabteilung verkaufen will.

Eine CD hätte auch gereicht

Auf der zweiten CD des Albums nimmt sich Mai ihre alten Hits vor. Sie singt sie neu ein und verpasst ihnen das gleiche Soundgewand wie auf der ersten Seite des Albums. Die Frage ist nur warum? Will sie damit ihr bisheriges Schaffen abwerten? Oder eher das alte Material an das neue heranholen? So weit sind die neuen Versionen von den originalen jedenfalls nicht entfernt und am Ende fragt man nicht mehr nur nach dem Warum, sondern auch, wer das überhaupt braucht.

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