Das Ende von 30 Jahren Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll

Quelle: Reuters, 2014 / Leserfotos: K. Niggli / T. Young

Keine andere Band lebt und zelebriert den Glam Rock so ausgeprägt und exzessiv wie die US-amerikanische Metal Band Mötley Crüe. Nun werden sie sich definitiv von den grossen Bühne verabschieden. Auf ihrer Abschiedstournee quer durch alle Kontinente der Erde, hämmern sie uns ihren Sound ein letztes Mal um die Ohren.

Seit mehr als 30 Jahren besteht das musikalische Schaffen und die daraus resultierenden Erfolge von Mötley Crüe hauptsächlich aus Skandalen um Drogen, Alkohol, Strip Clubs und Frauen. Zwar wurde es in den vergangenen Jahren deutliche ruhiger um die Bandmitglieder, doch ihre Songs sind auch heute noch zeitlose Zeugen der wilden 80er-Ära. Die Band wurde im Januar 1981 von Nikki Sixx (Bassist) und Tommy Lee (Drummer) gegründet. Kurze Zeit später stiessen der Gitarrist Mick Mars und Sänger Vince Neil dazu, womit die Band komplett war. Kein halbes Jahr später, veröffentlichten sie als Mötley Crüe (dt. bunter Haufen) ihr erstes Album „Too fast for Love“, das sie in Eigenregie produzierten. Ihre legendären und wilden Auftritte in Clubs wie „Rainbow“, „Troubadour“ oder dem „Whisky a Go-Go“ machten schnell die Runde auf dem Sunset Boulevard und zogen neben Rockbegeisterten auch die Aufmerksamkeit der Plattenbosse auf sich. Nur knapp ein Jahr nach der Bandgründung erhielten sie einen Plattenvertrag von Elektra Records und wurden damit zu einer der grössten Bands weltweit. Durch ihre eigenwillige Interpretation von Heavy Metal schufen sie eine völlig neue Art von Musik und brachten damit andere Bands wie beispielsweise Guns N‘ Roses an den Start.

Über ihre Neigung zu Geld, Alkohol, Motorrädern, schnellen Autos und vor allem Frauen, machten die Crües nie ein Geheimnis. Nach den Gigs waren sie Dauergäste in den Strip Clubs und vernichteten den Alkohol literweise. Die Inspiration dieses lockeren Lebensstils spiegelt sich auch in ihren Songs wie „Smokin‘ in the Boys Room“ oder „Girls, Girls, Girls“ wieder. Obwohl die Musik im Mittelpunkt stand, wurden die Aftershowpartys mit den Jahren immer ausgelassener und von einer Unmenge an Groupies und Drogen begleitet. Der Whisky floss dabei stets in Strömen und wurde nebst der täglichen Portion Heroin zum Grundnahrungsmittel der Musiker. Sie trieben es so weit, dass Nikki 1987 nach einer Überdosis sogar fünf Minuten lang für tot erklärt wurde. Nach seiner Wiederbelebung verarbeitete er das Trauma im Song „Kickstart my Heart“ und machte weiter wie zuvor. Zu Beginn der 90er-Jahre sorgten heftige interne Streitigkeiten dafür, dass Sänger Vince Neil die Band im Februar 1992 verliess. Ersetzt wurde er kurzum durch John Corabi. Auch Tommy Lee war der Meinung, dass sich die Band nicht weiterentwickeln würde und verliess diese 1998 ebenfalls.

2004 verkündete Sixx überraschend, dass er und Neil an neuen Songs arbeiten würden. Der vorgängige Streit schien aus der Welt zu sein und die Band ging in der Urbesetzung wieder gemeinsam auf Tournee. Zehn Jahre später dann die traurige Kehrtwendung: Im Januar 2014 gaben die vier Musiker an einer Pressekonferenz in ihrer Heimatstadt Los Angeles bekannt, dass nun nach 30 Jahren Rockmusik und vielen wilden Partys definitiv Schluss ist und es nur noch eine einzige, grosse Abschlusstournee geben soll. Unter dem Motto „All bad Things must come to an End“ hielten Nikki, Tommy, Mick und Vince sogar vertraglich fest, dass sie nach dieser Welttournee nie wieder gemeinsam arbeiten würden.

Und so spielten die Glamrock-Veteranen anfangs November das letzte Schweizer Konzert in der St. Jakobshalle Basel. Obwohl die Halle nicht komplett ausverkauft war und die Meinungen der Fans bereits wenige Minuten nach Konzertende deutlich auseinander gingen, war es dennoch eine gelungene Abschluss-Show. Es ist kein Geheimnis, dass die besten Jahre der Musiker bereits einige Zeit zurück liegen. Trotzdem durfte man nicht vergessen, dass die Band bereits seit drei Jahren ununterbrochen auf
Tournee ist.

Tommy Lee montierte sein Schlagzeug auf einer Spezialkonstruktion und schwebte damit rotierend hoch über den Köpfen der Fans durch die Halle. Dass er dabei kopfüber genauso energiegeladen auf seine Drums eindrosch, brachte ihm vom Publikum eine gehörige Portion Bewunderung ein. Der grösste Respekt gebührt aber dem Gitarristen Mick, der seit seinem 20. Lebensjahr mit den Folgen einer schweren Knochenkrankheit zu kämpfen hat, die es ihm nicht erlaubt, grosse Showeinlagen darzubieten. Trotzdem drehte er mit seiner rasanten Fingerfertigkeit am Griffbrett so richtig auf und entführte Liebhaber von tiefgründigen Gitarrensolos auf eine musikalische Reise der Extraklasse. Markant war auch Nikkis Bass, der mit einer Feuerkanone ausgerüstet war und damit das zeitweise an einen Kriegsschauplatz erinnernde Bühnenbild mit meterhohen Feuerwänden und nieselndem Funkenregen begleitete. Nach zwei Stunden verabschiedeten sich die vier Jung mit der passenden Ballade „Home sweet Home“ und einem Hauch von Nostalgie endgültig und für immer von ihren Schweizer Fans.


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