Annett Louisan: «Als Mutter habe ich mich neu kennengelernt»

Alles neu bei Annett Louisan? Im Interview verrät die Sängerin wie sich ihr Mutter-Dasein auf die Entstehung ihres Albums ausgewirkt hat und warum sie mittlerweile viel gelassener ist.

Annett Louisan (41) meldet sich zurück. Mit ihrem neuen Album „Kleine grosse Liebe“, das am 29. März erscheint, will die Sängerin ihre Fans zum Lachen, aber auch zum Weinen bringen. Viel Persönliches steckt darin, wie sie im Gespräch verrät. Positive sowie negative Erfahrungen, die sie im Laufe ihrer Karriere machen durfte oder musste. Heute sagt die 41-Jährige, die im Juli 2017 Mutter einer Tochter wurde, über sich selbst: „Ich habe mich sehr verändert.“

Annett Louisan, hat sich Ihr Mutter-Dasein auf die Entstehung Ihres Albums „Kleine grosse Liebe“ ausgewirkt?

Annett Louisan: Das Album ist in den vergangenen Jahren entstanden. Eine Reise, die ich Mitte 2015 begonnen habe, mit einer grossen Sehnsucht nach etwas Neuem in mir. Was das genau war, habe ich damals noch nicht genau gewusst. Heute denke ich, dass in dem Album einfach ganz viel zusammenkommt und heute ergibt der ganze Weg auch Sinn für mich. Das Muttersein ist eine Facette. Es begann mit dem Ende meiner sehr lang ausgedehnten Jugendzeit und dem Anfang einer neuen Lebensphase. Es waren Übergangsjahre, die manchmal wehtun können. Wachstumsschmerzen. Viele Fragen, auf die ich Antworten gesucht habe.

Also haben Sie sich in den vergangenen Jahren verändert?

Louisan: Oh, ich habe mich sehr verändert – und möchte auch nicht nochmal zurück. Das Leben ist Veränderung. Ich war früher sehr getrieben, habe an das Glück geglaubt und daran, dass mir alles so zufliegt. Aber daran glaube ich jetzt gar nicht mehr so sehr. Ich brauche viel mehr sinnstiftende Dinge in meinem Leben. Ich habe mich als Mutter noch einmal völlig neu kennengelernt und war überrascht von einigen Dingen.

Sowohl in „Two Shades of Torsten“ als auch in „Belmondo“ wirkt es so, als würden Sie Ihr eingeschlafenes Liebesleben besingen. Wie viel Wahres steckt dahinter?

Louisan: Da steckt so viel Realität dahinter, wie wohl in jeder Beziehung dahintersteckt. Es ist vermutlich nichts Neues, wenn ich erzähle, dass eine langjährige Beziehung sich nicht permanent auf einem Hoch befinden kann. So funktioniert das Leben nicht. Ich habe auch einfach keine Lust, eine heile Welt zu malen und von Dingen zu singen, die nicht existieren. Das ist das, was Menschen berührt. Wahrhaftigkeit. Ich wünsche mir, dass sich Menschen durch meine Lieder weniger allein fühlen. Ich möchte Ihnen nahe sein, sie zum Lachen oder Weinen bringen.

Auf ihre Ehe bezogen heisst das also…?

Louisan: Mein Mann und ich sind jetzt seit acht Jahren ein Paar. Ein Kind zusammen zu haben und auch noch berufstätig zu sein, ist eine richtige Aufgabe. Dort zeigen sich die wahren Qualitäten eines Paares. Aber verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin sehr glücklich mit meinem Mann. Wir sind ein wirklich tolles Paar, mit allem Drum und Dran. Vor allen Dingen können wir noch immer so toll miteinander lachen. Ich liebe ihn heute mehr als am ersten Tag – sogar viel, viel mehr.

Warum ist das so?

Louisan: Weil ich ihn immer mehr kennenlerne. Das Gefühl des ersten Rausches ist zwar toll, aber die Liebe, die ich jetzt für ihn empfinde, ist um einiges grösser. Das kann man mit keinem Menschen am ersten Tag erreichen. Das ist etwas, das wächst und sehr wertvoll ist. Zugehörigkeit, Vertrautheit.

Sie besingen aber auch den Liebeskummer und meinen, dass alles gut ist, wie es war. Hätten Sie denn nicht gerne auf den einen oder anderen Herzschmerz verzichtet?

Louisan: Keine Frage, Liebeskummer ist furchtbar schmerzhaft. Dennoch bereue ich ihn nicht und glaube, mit grosser Gewissheit sagen zu können, dass das alles gut für mich war. Es war wichtig für mich, diese Seite kennenzulernen, um anders mit der Liebe umzugehen. Ich schaue heute mit Liebe auf mein Leben, Hass tut mir nicht gut. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, mit mir selbst Freundschaft zu schliessen. Das hat mir unheimlich geholfen, nicht mehr die Geisel meiner eigenen Erwartungen und Ansprüche zu sein. Schmerzhafte Erfahrungen und Fehler gehören nun mal dazu, damit man das Leben und die Liebe zu schätzen weiss. Das schenkt mir Gelassenheit.

Sie sind verheiratet, Mutter und eine erfolgreiche Musikerin. Haben Sie noch Sehnsüchte?

Louisan: Natürlich. Es wäre schlimm, würde man morgens aufwachen und keine Träume oder Ziele mehr hat. Man sollte sich immer welche suchen – selbst noch mit 80 oder 90 Jahren. Ich persönlich möchte natürlich meine Tochter aufwachsen sehen. Sie wird 20 sein, wenn ich 60 bin. Aber es gibt auch sonst noch ganz, ganz viel, was ich mir wünsche: weiter Musik zu machen, irgendwann mal meinen Nummer-eins-Hit zu haben… (lacht)

2016 haben Sie an „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ teilgenommen. Haben Sie aus dieser Zeit etwas mitnehmen können?

Louisan: „Sing meinen Song“ war eine Art Zwischenstation für mich. In dieser Zeit war ich dabei herauszufinden, was ich als nächstes machen möchte. Mich dann als Interpretin von Fremd-Repertoire zu sehen und auszuprobieren, hat mir als Künstlerin und für mein eigenes Schaffen unheimlich viel gebracht. Ich habe noch klarer gesehen, wer ich bin und was ich machen möchte. Eigentlich war es ein spezieller Zeitpunkt in meiner Karriere, an so einer Sendung teilzunehmen, aber im Nachhinein betrachtet, war es total richtig. Jetzt ergibt das alles einen Sinn für mich.

Können Sie sich denn vorstellen auch an weiteren TV-Projekten mitzuwirken?

Louisan: Ich bin Sängerin und Musikerin. Ich möchte Musik machen und mich zu Wort melden, wenn es etwas Neues gibt. Ich schaue privat überhaupt kein Fernsehen. Aber wenn es ein interessantes Format gibt, warum nicht…

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