Horrorunfall: So kämpfte sich Paul van Dyk zurück ins Leben

Star-DJ Paul van Dyk hat sich nach seinem Bühnensturz vor drei Jahren ins Leben zurückgekämpft. So hat der Unfall sein Leben verändert.

Februar 2016: Star-DJ Paul van Dyk (47,“Music Rescues Me“) stürzt bei einem Auftritt im niederländischen Utrecht sechs Meter in die Tiefe. Anschliessend liegt er im Koma. Dass er je wieder der Alte sein wird, bezweifeln die Ärzte. Dennoch kämpft sich der Musikproduzent innerhalb kürzester Zeit zurück ins Leben. Der Titel seines neuen Buches, „Im Leben bleiben“, könnte vor diesem Hintergrund kaum passender gewählt sein. Wie es dem 47-Jährigen heute geht und wie sich seine Sichtweise auf das Leben sowie auf seine Ehefrau Margarita verändert hat, schildert er jetzt im Gespräch mit der Redaktion.

Paul van Dyk, in Ihrem Buch heisst es, Sie hätten Ihre Persönlichkeit nach dem Unfall „an einen Kleiderbügel gehängt“. Was meinen Sie damit?

Paul van Dyk: Es ist das Selbstwertgefühl, das ich ein Stück weit an den Nagel hängen musste. Ich konnte nicht mehr allein duschen oder auf Toilette gehen, war auf die Hilfe anderer angewiesen. Dabei wollte ich ja eigentlich für meine Frau und mein Umfeld da sein und nicht zur Belastung werden. Ich musste also über meinen eigenen Schatten und auch über meine eigene Selbstempfindung springen. Dennoch bin ich nach dem Unfall glücklicherweise kein anderer Mensch. Was sich verändert hat, sind manche Sichtweisen auf das Leben. Ein Spaziergang hat für mich jetzt zum Beispiel eine andere Wichtigkeit als vorher.

Für Ihre Frau war es ein grosses Ziel, endlich wieder gemeinsam Joggen zu gehen. Konnten Sie ihr diesen Wunsch schon erfüllen?

Van Dyk: Natürlich, es sind aber noch keine langen, ausschweifenden Joggingtrips. Richtig viel rennen kann ich nämlich immer noch nicht, da mir relativ schnell schwummerig wird. Generell ist die Sache mit dem Laufen aber nicht nur auf den sportlichen Aspekt bezogen. Es ist eher eine Umschreibung für Mobilität und Agilität. Endlich wieder in der Lage zu sein, gemeinsam zu kochen, ins Kino zu gehen oder zu verreisen.

Und über Kinder nachzudenken?

Van Dyk: Absolut. Ich möchte gerne irgendwann einmal der beste Vater der Welt werden. (lacht)

Würden Sie für die Familie beruflich dann auch kürzertreten?

Van Dyk: Zum einen trete ich ja schon aus medizinischen Gründen kürzer. Zum anderen versuche ich mittlerweile auch, unter der Woche einem normalen Tagesablauf nachzugehen. Ich schlafe nicht bis in die Puppen und bin dann bis weit nach Mitternacht wach. Ich erlebe den Tag ganz bewusst.

Trotz anhaltender Schmerzen hat es Sie relativ früh zurück auf die Bühne gezogen. Haben Sie je über einen Plan B nachgedacht?

Van Dyk: Nein, darüber habe ich nie bewusst nachgedacht. Für mich war es erstmal wichtig, alle essenziellen Sachen wieder zu lernen. Vom Sprechen übers Essen bis hin zum selbstständigen Gehen. Das waren die Herausforderungen. Ich musste zunächst aus diesem psychologischen Loch herauskommen. Ob ich jemals wieder den Beruf auf der Bühne ausführen kann oder etwas anderes machen werde, war in diesen Momenten zweitrangig.

Ihre Frau ist Ihnen damals in keiner Minute von der Seite gewichen. Wie hat sie sich durch Ihren Unfall verändert?

Van Dyk: Sie ist stärker geworden. Ich glaube, wenn man durch so eine Situation geht, findet man irgendwo in sich eine Kraft, die einem hilft, Dinge zu machen, die man sonst vielleicht nicht durchgestanden hätte. Ausserdem schweisst so ein Erlebnis natürlich auch noch enger zusammen. Ich kann mit Sicherheit sagen, sie war vorher der tollste Mensch, den ich je getroffen habe, und sie ist auch jetzt noch der tollste Mensch, den ich kenne.

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