«Den Thees Uhlmann von heute hätte es ohne Stephen King nicht gegeben»

Am 19. September erscheint mit „Junkies und Scientologen“ das erste Thees-Uhlmann-Album seit fünf Jahren. Warum es so lange gedauert hat, verrät er im Interview.

Als Sänger der Indierock-Band Tomte wurde Thees Uhlmann (45) Anfang der 2000er Jahre bekannt. Im Anschluss startete er seine Solokarriere und arbeitet seit einigen Jahren auch als Autor. Warum er sich mit seinem neuen Album so viel Zeit gelassen hat, wie Stephen King seine Karriere beeinflusst hat und warum er gerne für die schlechte Laune zuständig ist, erklärt er im Interview.

Ihr neues Album „Junkies und Scientologen“ fängt mit den Worten „Fünf Jahre nicht gesungen“ an. Ihr letztes Solo-Album „#2“ erschien 2013. Warum haben Sie Ihre Fans so lange warten lassen?

Thees Uhlmann: Es gab eine Platte, die zu mindestens zwei Dritteln fertig war. Ich habe mir meine Texte durchgelesen und mich darin überhaupt nicht wiedergefunden. Es war so in sich gekehrt, ein wenig wie die frühen Tomte-Platten. Die waren zu ihrer Zeit auch total gerechtfertigt. Im Alter von 25 bis 30 Jahren ging es bei mir ja nur darum: „Schaffe ich es, diesen Traum zu verwirklichen?“ Die Texte waren so ähnlich und ich dachte mir, „das ist doch alles Quatsch“. Ich habe mich dafür geschämt, zum allerersten Mal einen Cut gemacht und gesagt: „Ich fange nochmal ganz von vorne an.“ Das hat dann einfach diese Zeit gebraucht.

Auf dem aktuellen Album ist davon also nichts mehr zu finden?

Thees Uhlmann: Doch. Die Musik von „100.000 Songs“ und der Song „Die Welt ist unser Feld“ sind übriggeblieben. Alles andere liegt irgendwo in einer Schublade und ich habe vergessen, wo sie ist.

In „Danke für die Angst“ geht es um US-Schriftsteller Stephen King (71). Welche Bedeutung hat er für Sie?

Thees Uhlmann: Stephen King ist natürlich mega-berühmt und ich bin langsam auch echt dafür, dass er den Nobelpreis bekommt. Einige sagen, dass es nicht die grosse Schreibkunst ist, aber dennoch hat er viele Menschen zum Lesen gebracht und diese riesigen, dunklen Geschichten aufgeschrieben, die sich in unserem kollektiven Bewusstsein treffen. In „Es“ gibt es dieses Ding und trotzdem auch eine grosse Geschichte über Freundschaft, das fand ich toll.

Den Thees Uhlmann von heute, der auch noch gerne Sachen aufschreibt, hätte es ohne Stephen King nicht gegeben. Ich habe mein kleines Buch („Sophia, der Tod und Ich“) auch wegen ihm geschrieben und nicht, weil ich so ein geiler Typ und grosser Künstler bin. Ich wollte nur zu zehn Prozent wie Stephen King sein.

Richtig traurig wird es in dem Song „Immer wenn ich an dich denke, stirbt ein Teil von mir“…

Thees Uhlmann: Wenn bei Instagram alle gute Laune haben, dann bin ich für die schlechte Laune zuständig. Für mich sind das ganz normale Rock’n’Roll-Texte. Wenn alle darüber singen, wie glücklich sie sind und wie schön das ist, dann bin ich vielleicht der einzige, der das verinnerlicht und singt: „Da stimmt was nicht mit mir.“ Das ist dann auch verbunden mit der Textstelle „Menschen wie ich bleiben besser allein“. Darüber hat sich auch meine Tochter beschwert: „Bin ich dir überhaupt nichts wert?“ Aber das ist ja anders gemeint.

Es gibt auch einen Song darüber, dass Katy Perry (34) zu Ihrem Label Grand Hotel Van Cleef wechseln soll. Haben Sie ihr das Lied schon geschickt?

Thees Uhlmann: (lacht) Nein, das trauen wir uns nicht. Das kommt vielleicht daher, dass mich letztens ein Journalist gefragt hat: „Thees, ist Rock’n’Roll die nächste Musikart im Museum neben Jazz?“. Ich dachte mir: „Oh, scheisse, vielleicht hast du Recht, vielleicht ist das einfach so“. Das bedeutet ja nicht, dass man nicht trotzdem dafür kämpfen darf. Da habe ich mir gedacht, dass ich etwas mache wie die frühen Deutschpunk-Texte, die häufig auch Gaga waren. Etwas nicht Realistisches zu schreiben. Da war auf dieser Platte Platz für.

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