Donald Trump oder Frank Underwood: Wer ist der bessere Präsident?

Eigentlich haben die USA zwei Präsidenten. Einmal natürlich Donald Trump – und einmal Frank Underwood aus der Polit-Serie „House of Cards“. Wer ist der Bessere? Der direkte Vergleich hat ein eindeutiges Ergebnis.

Der eine hat die Körpersprache des durchtriebenen Profipolitikers. Kurz gescheitelter Graukopf, kühler Blick, beherrschte Gestik, das Kinn entschlossen nach vorne gereckt. Der andere kommt einem vor wie sein eigener Cartoon, allerdings stark übertrieben. Flackernder Blick, fahrige Gestik, comic-hafte Mimik, oft unterstützt vom steil erhobenen Zeigefinger. Und die Frisur? Eine seltsame Tolle, meist mit Vorwärtsschwung, manchmal vom Winde verweht, Deckhaar in Orange, darunter schimmert es grau.

Zwei US-Präsidenten stehen sich gegenüber, wer ist der echte?

Blöde Frage: Natürlich Donald Trump (71). Der andere ist Frank Underwood, Präsident aus der preisgekrönten US-Serie „House of Cards“, die das politische Machtspiel von Washington zu einem überaus spannenden Unterhaltungsthema macht. Oscarpreisträger Kevin Spacey (58) spielt den genialen Taktiker Underwood, den Marsbewohner zweifelsohne für den richtigen Präsidenten halten würden, wenn sie beiden Figuren zum ersten Mal begegneten.

Das Intrigen-Drama „House of Cards“ läuft seit 2013, die aktuelle fünfte Staffel ist seit Ende Mai 2017 abrufbar. Der fiktive Präsident Underwood, ein wirklich gnadenloser Machtmensch, war also lange vor Donald Trump am Ruder. Auffällig sind aber die Ähnlichkeiten beider Charaktere.

Wer hat’s gesagt: der Echte oder die Fiktion?

Vergleicht man markante Sprüche von Underwood mit denen von Trump können nur beste Kenner der Serie oder von Donald Trump sagen, vom wem sie stammen. Beispiele: „Ich könnte mitten auf der Fifth Avenue stehe und jemanden erschiessen – die Menschen würden trotzdem für mich stimmen.“, „Wir sollten die Wahl einfach absagen und den Sieg mir geben.“, „Wir haben die schlecht Gebildeten für uns gewonnen. Ich liebe die schlecht Gebildeten.“ Oder „Ich verstehe, warum ihr Ex-Mann sie wegen eines anderen Mannes verlassen hat – er hat die richtige Entscheidung getroffen.“

Alle diese Zitate, die man eher dem Politiker-Imitat zuordnen möchte, stammen von Donald Trump. Die Sprüche der Fiktion Frank Underwood klingen staatstragender und kommen dem üblichen (wahren) Jargon von Washington viel näher.: „Menschen respektieren Macht, nicht Ehrlichkeit.“, „Die Macht hat grosse Ähnlichkeit mit Immobilien. Es zählt in erster Line der Standort. Je näher man an der Quelle sitzt, desto höher beläuft sich der Wert.“

Nur manchmal toppt Underwood den realen Donald Trump. Aber wer weiss, was von dem noch so alles kommt? „Ideologie ist was für akademische Schlappschwänze, nichts für mich!“, „Mein Job ist die Rohre durchzublasen, damit die Scheisse abfliessen kann.“

Wer sieht eher nach Präsident aus?

Direkte Vergleiche zwischen Trump und Underwood kann meist die Fiktion für sich (als besserer und glaubwürdigerer Politiker) entscheiden. Zunächst die Äusserlichkeiten: Underwood ist viel besser angezogen. Er schliesst im rechten Moment sein Jackett und bindet seine Krawatte so, dass sie auf Höhe der Gürtelmitte endet und nicht auf die Knie zeigt.

Underwood drückt sich wesentlich eloquenter aus und ist offensichtlich gebildeter als der wirkliche Präsident. Folgender Trump-Satz würde ihm nie über die Lippen kommen: „Belgien ist eine wunderschöne Stadt – grossartige Gebäude. Ich war mal dort, vor vielen, vielen Jahren.“

Underwood ist ein Teil des politischen Establishments von Washington, gegen dessen verkrustete Strukturen Trump im Wahlkampf so beständig gewettert hat. Er ist ein eiskalter, berechnender Taktiker. Donald Trump dagegen denkt offensichtlich ausgesprochen selten über sein Handeln nach.

In der Show des US-Late-Night-Talkers Stephen Colbert wurde Darsteller Kevin Spacey gefragt, an wen sich Underwood sich eigentlich wende, wenn er seine Monologe direkt in die Kamera halte. Spacey antwortete: „An Donald Trump.“ Es wird aber auch deutlich, dass Trump überhaupt nicht auf die Worte des TV-Präsidenten hört. Dabei würde ein bisschen Underwood Trump gut tun, er hätte dann zumindest „einen kleinen Plan“, so Colbert.

„Der Typ kriegt eine Menge geregelt“, sagt auch Ex-Präsident Barack Obama über Underwood, „ich wünschte, die Dinge wären so effizient hier.“ Und Bill Clinton meinte scherzhaft, 99 Prozent von „House of Cards“ würden mit der Realität übereinstimmen.

Die wahre First Lady: Melania oder Claire?

Hier ergeben Unterschiede wie Tag und Nacht. Claire Underwood, gespielt von Hollywoodstar Robin Wright (51), ist in „House of Cards“ auf Augenhöhe mit dem Präsidenten. „Kalt wie ein Husky, strategisch wie eine Schachmeisterin, politisch abgebrüht und vollkommen rücksichtlos“, so beschreibt sie das Schweizer Internetportal „bluewin“.

Damit ist diese Figur das totale Gegenteil von der maskenhaften Melania Trump (47), die sich offenbar äusserst unwohl fühlt in ihrer Rolle als First Lady, wenn man nach ihrer Körpersprache urteilt, die Anzeichen einer gewissen Widerwilligkeit offenbart. Immerhin wird in Washington darüber gemunkelt, dass sich Melania in ihrem Kleidungsstil an der elitär-eleganten Claire Underwood orientiert, doch ein gewisser Hang zum Plagiat wird Mrs. Trump seit Längerem nachgesagt.

Wer hat die besseren Berater?

Das dürfte eindeutig Frank Underwood sein, denn er setzt bei all seiner Unberechenbarkeit auf Kontinuität. Sein Mann im Hintergrund ist der ehemalige CIA-Agent Doug Stamper (Michael Kelly). Der ehemalige Alkoholiker, der auch mal rückfällig wird, ist als Stabschef seinem Herrn hündisch ergeben. Er ahnt dessen Vorstellungen und Wünsche, ohne dass dieser sie ausspricht – und er tötet sogar für seinen Präsidenten.

Über solche treue Mitarbeiter verfügt Donald Trump nicht. Er verschleisst seine Männer wie Frontsoldaten. In den ersten sieben Monaten mussten nicht weniger als sechs Berater gehen, darunter so illustre Männer wie der „dunkle Lord“ Stephen Bannon, Trumps Chefideologe, und der Kommunikationsdirektor Anthony Scaramucci, ein Harvard-Absolvent, dessen Mimik bisweilen an die von Jerry Lewis erinnert. Derzeit ist der Ex-General John Kelly neuer Stabschef. Seine Halbwertzeit: unbekannt.

US-Präsident Donald Trump habe „alle unsere Ideen“ des Dramas um die Macht in Washington, D.C. „gestohlen“, sagte Schauspielerin Robin Wright während der Filmfestspiele von Cannes. Ihr Serien-Partner Kevin Spacey glaubt dennoch an die Überlegenheit von „House of Cards“, denn „wir haben die besseren Autoren.“

Wenn er sich damit nur mal nicht täuscht. Donald Trump sei sein „ganz eigener Dramaturg“, schreibt Bild. „Er ist auch sein eigener Regisseur, und er besetzt am liebsten alle Hauptrollen selbst.“ Die Süddeutsche Zeitung zitiert eine CNN-Moderatorin, die gestand, nach einer Woche Strandurlaub am Strand unter Trump-Entzug zu leiden, „wie am Ende einer Serie“, wenn man es kaum erwarten kann, dass es weitergeht.

„Ihr habt Mitschuld an diesem System. Ihr habt das alles zugelassen. Willkommen am Ende des Zeitalters der Vernunft“, sagt in „House of Cards“ Präsident Underwood seinen Wählern in einer TV-Ansprache. Ende der Vorstellung? Das nächste Wort, und noch lange nicht das letzte, hat Donald Trump. Demnächst in diesem Theater.

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