„Game of Thrones“: Lug und Trug – und endlich Gerechtigkeit

Mit fast 80 Minuten verabschiedet sich „Game of Thrones“ zum letzten Mal in eine Pause vor der Abschluss-Staffel. Eine Person bekommt dabei seine gerechte Strafe.

Fast 80 Minuten schenkt die letzte Folge „Der Drache und der Wolf“ der siebten Staffel „Game of Thrones“ seinen Fans – mehr als so mancher Spielfilm. Während die vorangegangene Folge „Jenseits der Mauer“ die Tradition des Bombasts beibehielt, die bislang immer der jeweils vorletzten Episode zuteil wurde, kommt auch der Abschluss der neuesten Staffel durchaus traditionell daher. Nämlich mit vielen Gesprächen und Intrigen, Todesfällen und einem fiesen Cliffhanger, der auf ungemein kühle Art auf die nächste Staffel heiss macht. Ein Kinderspiel, wird es schliesslich die letzte sein! Achtung, wie immer gilt: die nachstehenden Absätze enthalten massive Spoiler auf das Staffelfinale!

Im Kreise der Ahnungslosen

Ein furchteinflössender Anblick, der sich da Jamie Lennister (Nikolaj Coster-Waldau) und seinem Freund Bron (Jerome Flynn) offenbart: unzählige Unbefleckte und ebenso viele Dothraki haben sich vor Königsmund eingefunden, um sicherzustellen, dass bei dem dort geplanten Treffen der Mächte nichts Unerwartetes passiert. Trotz dieser beeindruckenden Machtdemonstration findet Bron aber zumindest noch seinen Humor: „Dein Bruder hat sich dazu entschlossen, mit den Schwanzlosen zu kämpfen“, knurrt der kauzige Fanliebling beim Anblick der kastrierten Kämpfer in Richtung Jamie. Und der kann und will ihm nicht widersprechen.

Dessen Schwester Cersei (Lena Headey) hat derweil ihre ganz eigene Vorstellung, was passieren wird, sollten Daenerys (Emilia Clarke), Tyrion (Peter Dinklage) und Jon Schnee (Kit Harington) versuchen, sie zu übertölpeln: „Als erstes tötest du die blonde Schlampe, dann unseren Bruder und dann den Bastard, der sich König des Nordens nennt. Danach kannst du die Leute in beliebiger Reihenfolge umbringen“, giftet sie zu ihrem imposanten Kettenhund, Gregor „Der Zombie-Berg“ Clegane.

Das sieht man nicht alle Tage

Doch zunächst kommt alles anders: Nachdem Sandor Clegane (Rory McCann) ein paar „nette“ Worte an seinen teuflischen Bruder gerichtet hat und auch Tyrion mit Euron Graufreud (Pilou Asbæk) verbal aneinander gerät, wird es Zeit für eine Demonstration. Denn obwohl neben ihr ein purpur angelaufener Riesen-Korpus in Ritterrüstung steht, will Cersei nicht so recht an eine Armee der Untoten glauben, die ihr aller Leben bedrohen soll. Also ist es an Sandor Clegane gelegen, der schlangenzüngigen Cersei die Sprache zu verschlagen: er wuchtet die Kiste mit dem untoten Monstrum von jenseits der Mauer vor sie und lässt es – immerhin an einer Kette – auf sie zustürmen.

Das hat gesessen, nicht nur bei Cersei. Ihr Verbündeter Euron Graufreud macht sofort die Biege und schippert zurück zu seiner Heimatinsel – nachdem er sich bei Jon Schnee und Co. versichert hat, dass die lebenden Toten nicht schwimmen können und zumindest er dort sicher ist. Unter einer Bedingung willigt Cersei daraufhin ein, ihre Armee gegen Daenerys zurückzuhalten: Jon Schnee muss so neutral wie die Schweiz bleiben, wenn sich nach der gebannten Gefahr die Häuser Lennister und Targaryen um den Eisernen Thron balgen.

Doch der kann und will seiner Königin Dany nicht in den Rücken fallen und verweigert diesen Schwur, woraufhin Cersei wutentbrannt von Dannen zieht. „Hast du jemals darüber nachgedacht, hin und wieder einfach zu lügen?“, muss er sich unter Einsatz seines besten Hundeblicks umgehend von Tyrion anhören, der sich aufmacht, die Sache mit seiner verhassten Schwester auszubügeln – oder von ihr gemeuchelt zu werden. Doch ihr Vier-Augen-Gespräch trägt unerwartete Früchte, spätestens als er mit geschultem Blick herausfindet, dass Cersei schwanger ist. Sie wird nicht nur ihre Armee zurückhalten, sondern sie mit in den Kampf gen Norden schicken, verspricht sie. Hat es Chef-Diplomat Tyrion wieder einmal geschafft?

Alle gegen einen

Vom Meister-Diplomat zum Meister-Intrigant: In bester Grima-Schlangenzunge-Imitation säuselt Kleinfinger seinem Opfer Sansa Stark (Sophie Turner) weiter Hirngespinste über ihre Schwester Arya (Maisie Williams) ins Ohr. Und die scheint voll und ganz darauf anzuspringen! Wenig später wird von ihr auch schon Lynchgericht ins Leben gerufen, doch auf der Anklagebank findet sich nicht etwa Arya, sondern Kleinfinger höchstpersönlich wieder! Waren die ganzen Streitereien zwischen den beiden Stark-Schwestern (selbst jene, bei denen sie komplett alleine waren und nur der Zuschauer ihnen beiwohnte…) also doch nur Show, um Kleinfinger in Sicherheit zu wiegen. Als dann auch noch Bran (endlich!) den Mund aufbekommt und von dem Verrat an Ned Stark berichtet, ist sein Schicksal besiegelt: auf Knien und mit Tränen in den Augen um sein Leben flehend wird Kleinfinger von Arya Stark die Kehle durchgeschnitten! Endlich ist djener Verrat, der das Spiel der Throne überhaupt erst in Gang setzte, damit gerächt.

Es bleibt in der Familien

Überhaupt ist Bran (Isaac Hempstead-Wright) in dieser Folge ungewöhnlich gesprächig. Im Dialog mit dem frisch eingetroffenen Samwell Tarly (John Bradley-West) klären die beiden, was der Zuschauer schon lange weiss: Jon Schnee ist kein Bastard, sondern ein Targaryen und hat sogar den grössten Anspruch auf den Eisernen Thron! Da kommt es fast wie Hohn vor, dass während dieser Erkenntnis der beiden in die Kajüte von Daenerys geschnitten wird, in der – Achtung, Kreischalarm – sie doch tatsächlich wild und splitterfasernackt mit Jon Schnee zu Werke ist! „Hey Dany, der da zwischen deinen Beinen ist übrigens dein Neffe!“ Nun gut, in Westeros ist Inzest zum Glück für die zwei noch nicht so verpönt…

Sie kann es nicht lassen

„Der einsame Wolf stirbt, aber das Rudel überlebt“, hatte Sansa noch weise zu ihrer Schwester Arya gesagt. Keine guten Aussichten für Cersei, denn wie sollte es anders sein: Ihr Versprechen, Seite an Seite mit den anderen Häusern gegen die Untoten zu kämpfen, war eine reine Lüge. Was ihr im Gegensatz zu Jon Schnee wesentlich leichter fällt. In Wirklichkeit hat Euron Graufreud gar nicht den Schwanz eingezogen, sondern ist nach Essos gesegelt, um dort eine gewaltige Söldner-Armee einzuladen. Von dieser Intriganz ist selbst Bruder und Liebhaber Jamie (Inzest die Zweite) schockiert und kehrt seiner grossen Liebe doch tatsächlich den Rücken, um mit den anderen gegen die Bedrohung aus dem Norden zu kämpfen. Eine gute Wahl, denn…

Die Mauer muss weg!

… wie sich herausstellt, gibt es noch etwas weitaus Effektiveres als David Hasselhoff in einer Blinklicht-Jacke, um eine Mauer zu fällen… Und zwar einen Zombie-Eisdrachen, der blaues Feuer speit! Mit genauso einem rückt nämlich der Nachtkönig an und legt unter den bangen Blicken von Tormund (Kristofer Hivju) und Beric Dondarrion (Richard Dormer) in wenigen Augenblicken jenes Konstrukt in Asche, das Westeros bis dahin Jahrtausende lang vor den Schrecken jenseits der Mauer bewahrte. Bis jetzt, denn als letzten Eindruck der siebten Staffel müssen wir mit ansehen, wie die Heerschar der Toten ins Land einfällt.

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