Malte aus „Unter uns“: Das macht Stefan Bockelmann jetzt

Stefan Bockelmann hat sich von „Unter uns“ verabschiedet. Wie es ihm nach 16 Jahren Daily Soap ergeht, erzählt der Malte-Darsteller im Interview.

Nach 16 Jahren hängt Stefan Bockelmann (41) seine Rolle als Malte in der RTL-Soap „Unter uns“ an den Nagel. Für die Fans hat er in dem Buch „Alles bleibt unter uns“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf) aufgeschrieben, was er mit der Serie vor und hinter der Kamera erlebt hat. Auch ein Comeback schlägt der 41-Jährige nicht aus. „Sag niemals nie!“, gibt er seinen Fans Hoffnung. „Aber im Moment tut es gut, mal Abstand zu haben und andere, auch neue Wege gehen zu können“. Wie diese aussehen, verrät er im Interview.

Sie erzählen in Ihrem Buch viele kuriose Geschichten von Drehtagen mit Umschnall-Dildos oder Regisseuren, die die Hosen runterlassen, um die Schauspieler „zu motivieren“. An was denken Sie am liebsten zurück?

Stefan Bockelmann: Die letzten drei Jahre an der Seite von Ines Kurenbach (Rolle Caro Kasper) waren ein Geschenk. Sie hat eine grosse Spielfreude an den Tag gelegt. Wir sind uns auch menschlich sehr ähnlich. Wir lachen beide sehr gerne und sehr laut, geben immer 100 Prozent und sind Familienmenschen. Am Set gab es mit ihr viele lustige Situationen. Wir hatten manchmal solche Lachflashs, dass wir die Szenen kaum zu Ende drehen konnten. Solche Momente vermisse ich natürlich.

Sie sprechen auch von dem Druck, als Schauspieler immer perfekt aussehen zu müssen und zu welch drastischen Mitteln da gegriffen wird. Was war das Extremste, das Sie unternommen haben?

Bockelmann: Ich achte generell darauf, dass Zähne und Hände gepflegt sind. Wenn ich Oben-Ohne-Szenen drehe, soll es zudem gut aussehen, deswegen mache ich Kraftsport. Allerdings esse ich auch wahnsinnig gerne. Ich habe mich dann mal von einer Kollegin von der basischen Ernährung überzeugen lassen und gemeinsam mit meiner Frau eine Entgiftungskur ausprobiert. Wir haben unsere Ernährung umgestellt, auf eine reine basische Ernährung.

Wie hat sich das auf der Waage bemerkbar gemacht?

Bockelmann: Ich wog damals 89 kg, durch die basische Ernährungsumstellung habe ich etwa 14 kg abgenommen und wog nur noch 75. Vor allem im Gesicht ist es mir und meinem Umfeld aufgefallen, im Grunde war ich völlig abgemagert. Ich habe mich zwar gut gefühlt, sah aber genau wie das Gegenteil aus. Dann stand eine Woche Familienurlaub in einem ägyptischen Hotel an und ich habe mich wieder normal ernährt. Aber du kannst als Schauspieler so viel an deinem Gewicht arbeiten, wie du willst: Im Fernsehen sieht man generell kräftiger aus. Ich erinnere mich gerade an eine Begegnung mit einem Pärchen: Ich stand vor einem Schaufenster, als dieses Ehepaar aus dem Laden kam und sie zu ihm meinte: „Siehste, das ist er doch! Der ist gar nicht so dick, wie er rüberkommt.“

Malte war in „Unter uns“ lange alkoholkrank. Was war da die grösste Herausforderung als Schauspieler?

Bockelmann: Ich fand die Geschichte von Anfang an spannend und habe mich für die Vorbereitung auf die Rolle mit Ärzten und einem trockenen Alkoholiker getroffen, um das so authentisch wie möglich darstellen zu können, da ich ja in meinem realen Leben keine Berührungspunkte mit der Problematik hatte. Ich war sehr dankbar, dass ich mich mit einem Betroffenen über die Drehbücher austauschen konnte – seine Erfahrungen sind also tatsächlich teilweise mit in meine damalige Rolle eingeflossen. Ich habe in dieser Zeit sehr viele Rückmeldungen von Fans bekommen, eine Teenagerin schrieb beispielsweise, durch die Geschichte in „Unter uns“ habe sie endlich verstanden, warum ihr Vater früher so gehandelt hat. Reaktionen wie diese zeigen, dass ich das glaubwürdig gespielt habe.

Einigen Fans fiel es zwischenzeitlich schwer, Schauspieler und Rolle zu trennen…

Bockelmann: Meine Frau und ich kommen aus der Moselregion – da gibt es viele Weinfeste. Und auf solchen bekam ich einige schiefe Blicke ab, als ich was getrunken habe. Auch auf der Strasse wurden Fans während Maltes Alkoholikerzeit sehr distanz- und respektlos. Das war teilweise eine etwas unangenehme Phase. Das Ganze hängt natürlich damit zusammen, dass das Fernsehen sich für so viele Leute geöffnet hat, die noch nie eine Schauspielschule auch nur von aussen betrachtet haben. Erst kamen Gerichtsshows, später die Scripted-Reality-Formate und „Berlin – Tag & Nacht“ oder „Köln 50667“. Darin gibt es keine ausgebildeten Schauspieler. Die werden von der Strasse weggecastet und spielen sich selbst in einer fiktiven Geschichte. Das haben einige Zuschauer auf uns übertragen.

Wie hat Ihnen Maltes Abschiedsgeschichte gefallen?

Bockelmann: Es war herzzerreissend. Malte bekommt seine grosse Liebe zurück, dann stürzt das Flugzeug ab, er wird entführt, gibt alles auf, um sie wiederzufinden. Suchtrupps und Polizei gelingt das nicht, ihm aber schon. Mir ging das am Ende sehr, sehr schnell. Wahrscheinlich weil ich erkannt habe, dass nicht mehr viel Zeit bleibt und Wehmut dazukam. Letztendlich wäre ich gerne noch länger dabei geblieben, aber wem geht das bei einem Abschied nach so vielen Jahren nicht so? Unterm Strich war es aber eine rührende Geschichte mit viel Platz für Emotionen. Und ja, ich gebe zu, ich habe hier das erste Mal wirklich auch vor der Kamera eine Träne verdrücken müssen.

Wie hat sich die Zeit ohne „Unter uns“ bisher angefühlt? Aktuell stehen Sie in Düsseldorf in der Komödie auf der Bühne.

Bockelmann: Erst mal habe ich mir zwei, drei Wochen Ruhe gegönnt. Wir haben Haus und Garten, da gibt es immer etwas zu tun. Dann kamen die Theaterproben und ich habe mich um das Buch gekümmert. Ich hatte gar keine Zeit, darüber nachzudenken, ob ich die Arbeit bei „Unter uns“ vermisse. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich gerade mache. Was mir fehlt, ist aber dieses kontinuierliche Arbeiten vor der Kamera. Ich würde gerne drehen, aber gerne etwas anderes.

In welche Rolle würden Sie denn gerne schlüpfen?

Bockelmann: Vielleicht kommt RTL ja auf die Idee „Dr. Stefan Frank – Der Arzt, dem die Frauen vertrauen“ noch mal aufzulegen. Einen Arzt zu spielen, würde mich reizen. Aber auch ein Kommissar oder Rechtsanwalt wäre toll – ich bin da offen für alles. Und was ich dem Sender auch schon gesagt habe – seht mich nicht nur als Soapie und Schauspieler – ich moderiere auch! Auch hier gibt es leider oftmals eine „Schranke“ im Kopf bei den Entscheidern -entweder bist du Schauspieler oder Moderator. Ich bin also für vieles offen, und gerade im Moment geniesse ich die Zeit auf der Bühne vor echtem Livepublikum zu stehen. Diese Emotionen bekommt man als Schauspieler so direkt nur dort ungefiltert zu spüren.

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