„Tatort: Treibjagd“: Wotan Wilke Möhring kennt Shitstorms, aber…

Im neuen „Tatort“ gerät Ermittler Falke ins Visier von gefährlichen Social-Media-Hatern. So denkt Schauspieler Wotan Wilke Möhring privat über Instagram und Co.

Kommissar Thorsten Falke und sein Sohn bekommen im „Tatort: Treibjagd“ (18. November) die üble Seite von Social Media am eigenen Leib zu spüren. Verkörpert wird der Hamburger Ermittler seit 2013 von Wotan Wilke Möhring (51). Wie er es privat mit Instagram und Co. hält, verrät der Schauspieler im Interview.

Im „Tatort“ spielen Social-Media-Netzwerke eine negative Rolle. Was ist Ihnen dabei besonders wichtig?

Wotan Wilke Möhring: Wir erzählen ein klassisches Beispiel, wie das Internet durch gezielte Hate-Postings in die Realität eingreift. Es zeigt, dass diese beiden Ebenen eben doch nicht zu trennen sind. Da wird etwas ins Netz gestellt, das dann für manche zum Fakt wird. Dass Fakten im Internet einfach erschaffen werden, wissen wir spätestens seit dem neuen US-Präsidenten. Diese Meinungs- und Stimmungsmache erfährt Kommissar Falke diesmal am eigenen Leib.

Sie nutzen privat auch Instagram. Wie lange überlegen Sie, bevor Sie etwas posten? Und kennen Sie Shitstorms?

Möhring: Meistens macht es Spass, Shitstorms kenne ich aber schon auch. In der Regel geht es da bei mir aber um Fussball. Da reagieren viele einfach sehr emotional. Es gibt aber auch Themen, die persönlich sind. Zum Beispiel halte ich meine Kinder komplett heraus. Das fände ich ihnen gegenüber sonst übergriffig. Ansonsten sollte man schon überlegen, ob man jemandem auf den Schlips tritt, wenn man etwas postet. Oder: Ist das, was man ausdrücken will, missverständlich? Wenn es missverständlich ist, würde ich eher darauf verzichten, weil ich keine Lust darauf habe, solche Missverständnisse dann wieder aufzuklären. Es soll ja Spass machen. Und wenn es mal keinen Spass macht, dann macht man eben mal ein paar Tage Pause und postet nichts.

Sie posten Ihre Kinder zwar ab und zu, aber höchstens mal von hinten im Anschnitt. Fällt das nicht manchmal schwer, Sie sind ja sicher genauso stolz auf Ihre Kinder, wie die meisten anderen Eltern auch?

Möhring: Das stimmt, aber es gibt ja technische Möglichkeiten, damit richtige Fotos von den Kindern nur von Freunden zu sehen sind. Das kann man alles einstellen. Man muss es halt nutzen. Aber ich will das auch gar nicht, sonst beschweren sich meine Kinder vielleicht in 15 Jahren, dass ich so viele Bilder von ihnen reingestellt habe, ohne sie zu fragen. Wenn von mir unkontrolliert Kinderfotos kursieren würden, fände ich das heute auch nicht so toll. Man muss einfach unterscheiden zwischen privat und persönlich. Denn das, was man da reinstellt, ist ja für immer da draussen. Ist man dazu wirklich bereit? Ansonsten ist Instagram aber erstmal so eine Fotogeschichte, bei der man einfach nur zeigt, was man gerade macht oder was gerade Witziges passiert.

Im „Tatort“ läuft es total aus dem Ruder. Würden Sie sagen, dass man die Social-Media-Plattformen strenger reglementieren sollte?

Möhring: Ich denke, dass die Plattformen nicht sagen dürfen, dass sie nicht für die Inhalte verantwortlich sind. Das ist eine rechtliche Lücke. Ich finde es ganz wichtig, dass man sie mit in die Verantwortung nimmt. Gut fände ich, wenn alle Plattformen mehr mit Klarnamen arbeiten würden. Denn aus der Anonymität heraus etwas zu kommentieren, besonders Negatives, ist ja ein Phänomen, das durch die Anonymität erste möglich wird. Die Gesetzgebung hinkt in Sachen Internet einfach hinterher. Hätte man das alles gewusst, hätte man es natürlich von Anfang an reglementieren können. Bisher war das Internet ein grosser Raum, in den alle reindürfen. Das jetzt plötzlich im Nachhinein zu regeln, ist natürlich viel komplizierter.

Ein anderes interessantes Thema im Krimi sind die Einbrüche. Im Film wird erzählt, dass Täter, die nicht richtig überführt werden können, mit keinen allzu heftigen Strafen rechnen müssen. Können Sie die Anwohner da nicht verstehen, dass sie sich wehren wollen?

Möhring: Ja, das kann ich natürlich schon verstehen. Ein Einbruch ist ein Eingriff in die Intimsphäre. Denn wo, wenn nicht zuhause, darf man so sein, wie man will. Wenn das Zuhause nicht mehr geschützt ist, kann man nirgends mehr sein, wie man will oder wie man ist. Und das ist traurig. Ich bin auch ein grosser Freund von Nachbarschaftshilfe, gegenseitiger Unterstützung und ich finde es sehr wichtig, zu wissen, wer meine nächsten Nachbarn sind. Schwierig wird es aber, wenn man sich formiert, jemanden ausspioniert, stalkt oder wenn es einen Blockwart gibt oder sich sogar eine Bürgerwehr formiert, die dann weit über die Rechte hinaus, die einem zustehen, agiert. Das ist ganz problematisch. Dieses Recht gehört nicht in die private Hand, dafür gibt es Institutionen. Bei uns gilt ja zum Glück die Unschuldsvermutung. Die andere Seite der Medaille ist aber natürlich, dass die Polizei erst eingreifen kann, wenn was passiert ist.

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