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Die „Beckenbauer“-Doku erzählt vom beeindruckenden Aufstieg des jungen Kickers Franz zum Weltstar. Nach dem Tod der Fussball-Legende wird die Dokumentation für die Ausstrahlung angepasst.
Franz Beckenbauer (1945-2024) ist tot. Wie seine Angehörigen der dpa am heutigen Montag bestätigt haben, ist der Kaiser am Sonntag, dem 7. Januar 2024, „im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen“. Das Erste hatte zufällig bereits für den heutigen Montag die Ausstrahlung der neuen Doku „Beckenbauer“ im Programm. Diese soll weiterhin gesendet werden – allerdings in angepasster Form. Die Dokumentation läuft ab 20:30 Uhr im Ersten, zuvor zeigt der Sender ab 20:15 Uhr noch einen „Brennpunkt“ zu den Bauernprotesten.
Die ARD-Programmdirektion habe dem Portal „t-online.de“ auf Nachfrage bestätigt, dass „Beckenbauer“ wie geplant gezeigt wird. Es sollen für die Ausstrahlung demnach jedoch entsprechende Einblendungen eingebaut werden.
Doppel-Weltmeister und Vater des „Sommermärchens“
„Eine einzigartige Sportlerpersönlichkeit, die lange nur Licht kannte und spät mit Schatten leben lernen musste“, so beschreibt der Sender die Doku „Beckenbauer“ über den heldenhaften Aufstieg des im Herbst nach Kriegsende geborenen Franz Beckenbauer. Archivbilder zeigen und Weggefährten erzählen vom ersten Gekicke im völlig zerstörten München bis zum ersten Fussballweltmeistertitel als Spieler im Jahr 1974 in Deutschland.
„Es gab viele, viele Fussballer, Weltklassefussballer, Legenden, die es aber nie geschafft haben, Weltmeister zu werden. Also wenn du mal Weltmeister geworden bist, dann bist du schon wer“, erzählt Beckenbauer selbst aus dem Off. Doch damit nicht genug, bekanntermassen sollte ein weiterer Weltmeistertitel als Trainer der deutschen Fussballnationalmannschaft im Jahr 1990 in Italien hinzukommen sowie das „Sommermärchen 2006“. Das Zustandekommen der fröhlichen und verbindenden WM im eigenen Land wurde Beckenbauer massgeblich zugeschrieben. Diese Heldengeschichte – mit kleinen Ausflügen ins Privatleben – nimmt zurecht weite Strecken des Films ein, dauerte sie doch rund 60 Jahre.
Für einen guten Überblick über die Geschehnisse und eine wohlwollende Einordnung sorgen Beckenbauers Bruder Walter, seine Ex-Partnerinnen Diana Sandmann und Sybille Beckenbauer, die Ex-Fussball-Stars Günter Netzer, Paul Breitner und Matthias Sammer, die Politiker Joschka Fischer, Otto Schily und der unlängst verstorbene Wolfgang Schäuble, Medienvertreter aus In- und Ausland sowie sein Sportmanager (seit 2003) Marcus Höfl. Einzig: „Franz Beckenbauer stand nicht für ein Interview zur Verfügung“, heisst es im Abspann.
„Vor allem die letzten Jahre waren für Beckenbauer keine einfachen“
Das könnte mit dem damaligen Gesundheitszustand Beckenbauers zusammenhängen, um den es zuletzt nicht gut bestellt gewesen sein soll, wie an verschiedenen Stellen des Films angedeutet wird. „Vor allem die letzten Jahre waren für Beckenbauer keine einfachen. 2016 und 2017 musste er zweimal am Herzen operiert werden. Dabei wurden mehrere Bypässe gelegt. Zudem erlitt er einen Augeninfarkt, mit der Folge, dass er seitdem auf dem rechten Auge kaum noch etwas sieht. Mittlerweile hat er eine künstliche Hüfte und auch seine beiden Achillessehnen machen ihm zu schaffen“, dröhnt es etwa aus einem Radio.
Sein älterer Bruder lässt gen Schluss des Films keinen Zweifel aufkommen. „Wenn ich jetzt sagen würde, es geht ihm gut, dann würde ich lügen“, gibt er sichtlich berührt zu. „Es geht ihm nicht gut, ja. Es ist ein ständiges Auf und Ab.“
Private Schicksalsschläge, die Korruptionsvorwürfe um die WM-Vergabe 2006 und Beckenbauers teilweise naiver Umgang damit, brachten eine harte Wende im bis dahin so schillernden und erfolgreichen Leben des Kaisers. Bei der Aufarbeitung dieser Ereignisse wird der Dokumentarfilm „Beckenbauer“ von Philipp Grüll und Christoph Nahr berührend und erzeugt sogar Mitgefühl mit Beckenbauer.