Dschungelcamp: Sind die Fussball-Stars zu weich für das Format?

Ansgar Brinkmann war der sechste Fussball-Star, der sich im Dschungelcamp versuchte. Genauso wie seine Vorgänger scheiterte er im Busch. Ein Blick auf die Kicker-Historie im Camp.

Der ehemalige Kicker Ansgar Brinkmann (48) war der sechste Fussball-Star, der in den australischen Busch zog, um Dschungelkönig zu werden. Bei nun insgesamt zwölf Staffeln war somit in der Hälfte aller Ausgaben des RTL-Formats ein ehemaliger Bundesliga-Profi dabei. Doch bisher konnte sich noch nie ein Fussballer die Krone aufsetzen. Sind die Ballkünstler etwa zu weich für das Dschungelcamp?

Jimmy Hartwig (2004)

Den Anfang machte im Jahr 2004 Jimmy Hartwig (63). Der ehemalige deutsche Nationalspieler kickte auf Vereinsebene unter anderem für den TSV 1860 München und den Hamburger SV, mit dem er sogar drei Mal Deutscher Meister wurde. Der gebürtige Hesse erkrankte in den 90er Jahren zwei Mal an Krebs. Über die Beweggründe für seine Teilnahme am Dschungelcamp sagte er in einem Interview mit „fussball.news“: „Ich musste Arztrechnungen bezahlen, die angefallen waren aufgrund meiner Krebs-Erkrankung.“ Er sei „damals mit viel Geld bestochen“ worden, erklärte er in der „Augsburger Allgemeine“.

Als Viertplatzierter musste er sich Dschungelkönigin Désirée Nick, Sängerin Isabel Varell und Ballermann-Barde Willi Herren geschlagen geben. Hartwigs Dschungel-Bilanz: Drei Dschungelprüfungen, davon aber nur eine alleine. Diese brach er aufgrund von Kreislaufproblemen ab. Eine Enttäuschung war Hartwig damals im Dschungelcamp nicht, aber den absoluten Siegeswillen wie zu seinen besten Zeiten auf dem Rasen liess er etwas vermissen.

Eike Immel (2008)

In der dritten Staffel, die erst nach einer dreijährigen Pause im Jahr 2008 stattfand, verschlug es mit Eike Immel (57) einen ehemaligen Nationaltorhüter ins Dschungelcamp. Immel zählte in den 80er Jahren zu den besten Torhütern des Landes. Er darf sich als Europameister (1980) und Deutscher Meister (1992/VfB Stuttgart) betiteln. Auf dem Platz war Immel die unbestrittene Nummer eins. Nach seiner aktiven Karriere lief es hingegen nicht mehr so rund. Im Jahr 2008 musste Immel sogar Privatinsolvenz anmelden. Auch gesundheitlich war er angeschlagen.

In einem Interview mit der „Welt“ erklärte Immel im Januar 2008 seine Teilnahme am Dschungelcamp so: „Meine linke Hüfte ist kaputt. Es ist schlimm, wenn du arbeiten willst und hast keinen Job. Seit zwei Jahren hänge ich zu Hause rum. Da ergreift man jede Gelegenheit. Und da tut einem auch das Geld gut, das es zu verdienen gibt.“ Platz fünf hiess es am Ende für Immel, der Ross Antony (Sieger), Michaela Schaffrath, Bata Illic und Isabel Edvardsson den Vortritt lassen musste. Immels Dschungel-Bilanz: zwei Prüfungen, in denen er einmal vier von zehn und einmal sechs von sechs Sternen holte. Ansonsten ist von seinem Auftritt nicht allzu viel hängen geblieben.

Ailton (2012)

Etwas mehr Unterhaltung hatte man sich da 2012 von „Kugelblitz“ Ailton (44) erhofft. Der Brasilianer war schon während seiner aktiven Kicker-Laufbahn für seine munteren Interviews, in denen er von sich immer in der dritten Person sprach, bekannt. Seine Erfolge auf dem Rasen konnten sich sehen lassen: In der Saison 2003/2004 wurde er mit dem SV Werder Bremen nicht nur Deutscher Meister und Pokalsieger, sondern mit 28 Toren auch noch Torschützenkönig. Zudem wurde er als erster Ausländer zum Fussballer des Jahres gewählt.

Der Beweggrund für seinen Gang nach Down Under dürfte wohl auch das liebe Geld gewesen sein. Den grossen Coup konnte aber auch er in Australien nicht landen. Als Brigitte Nielsen am 28. Januar 2012 zur Dschungelkönigin gewählt wurde, war Ailton schon drei Tage raus. Am Ende musste er sich mit Platz sechs begnügen. Seine Dschungel-Bilanz: Teilnahme an zwei Gruppenprüfungen, die eher mässig absolviert wurden. Ailton war eben auch nicht mehr der Fitteste nach seiner aktiven Karriere. Nicht umsonst wurde er liebevoll „kleines dickes Ailton“ genannt.

Thorsten Legat (2016)

Auf den nächsten Fussballer mussten Dschungel-Fans anschliessend vier Jahre warten. Erst 2016 lockte RTL mit Thorsten Legat (49) wieder einen Kicker in den australischen Busch. Der gebürtige Bochumer war zu seiner aktiven Zeit dafür bekannt, nicht gerade zimperlich mit seinen Gegenspielern umzugehen. Der dreifache DFB-Pokalsieger (mit Bremen, Stuttgart, Schalke) will nicht aus finanziellen Gründen in den Dschungel gegangen sein. Im Interview mit RTL erklärte er vor seinem Einzug, dass er schon seit Jahren ein Fan der Sendung sei. „Da habe ich mir immer gedacht, wie schön es wäre, wenn ich selbst einmal vor Ort sein könnte.“

Sein Wunsch ging in der zehnten Staffel in Erfüllung. Und er enttäuschte nicht. Abgesehen von einer Gruppenprüfung holte Legat in all seinen drei Challenges die volle Ausbeute. Für die Dschungelkrone reichte es trotzdem nicht. Am Ende musste er sich mit Platz drei begnügen. Für einen Thorsten Legat natürlich nicht befriedigend, vor allem nicht, wenn er von einem mässig erfolgreichen Sänger (Menderes Bagci) und einer nervigen TV-Trulla (Helena Fürst) geschlagen wird. Was trotzdem hängen blieb: Sein Universal-Wort „Kasalla“ prägte das Dschungelcamp 2016.

Thomas Hässler (2017)

So viel Aufmerksamkeit wie Thorsten Legat auf sich zog, war Thomas „Icke“ Hässler (51) bei seiner Teilnahme in Staffel elf nicht vergönnt. Daran war er aber vor allem selbst schuld. Der Weltmeister von 1990 fiel eher durch gähnende Langeweile im Camp auf. Irgendwie gelang es ihm trotzdem, sich bis auf Platz vier zu mogeln. Wie er das geschafft hat, weiss er wohl selbst nicht. Den Vorwurf, dass er langweilig gewesen sei, liess er im Interview damals von sich abprallen: „Ich bin so wie ich bin. Klar kann das so wirken, als ob ich zu ruhig sei. Man hat mich aber so kennengelernt, wie ich im normalen Leben auch bin. Ich war schon immer ein zurückhaltender Typ.“

Doch warum dann seine Teilnahme an solch einem Format? „Ich mag die Herausforderung und das Abenteuer“, sagte Hässler damals. Er habe die Show „immer gerne angeschaut und ich wollte das einfach selbst miterleben“. Seine Dschungel-Bilanz: Er musste an fünf Prüfungen teilnehmen, konnte dabei aber kaum punkten. Das passte zu seinem insgesamt blassen Auftritt in der Show. Trotz der zweitbesten Platzierung für einen Fussballer war Hässler im Dschungelcamp eine grosse Enttäuschung.

Ansgar Brinkmann (2018)

Und an diese knüpfte nun auch Ansgar Brinkmann an. Er war einer der Publikumslieblinge und Mitfavorit auf die diesjährige Dschungelkrone. Aber ihm platzte der Kragen, als er wegen mehrerer Regelverstösse immer wieder abgemahnt wurde. „Es gab eine Anhäufung von Ereignissen und ich habe gesagt, wenn ich jetzt nochmal für so einen Scheissdreck abgemahnt werde, dann werde ich direkt gehen“, erklärte Brinkmann im Interview. Und genau das passierte. Brinkmann hielt Wort und packte seine Sachen. „Der Charakter ist dann wichtiger als einzuknicken.“

Fazit

Sind Fussballer nun also zu weich für das Dschungelcamp? Zu weich ist vielleicht zu hart ausgedrückt. Aber die Historie zeigt, dass viele der Kicker einfach für zu wenig Action sorgten. Nicht jeder Dribbel-Gott ist eben auch ein guter Entertainer. Langweiler will im Dschungelcamp keiner sehen. Das war damals so und ist auch heute nicht anders.

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