„Die Nacht der Nächte“: Unvergessliche Doku über die Liebe

Alte Menschen und die Liebe – das ist nicht jedermanns Thema. Doch die Paare, die in der Doku „Die Nacht der Nächte“ der Samdereli-Schwestern über ihre Hochzeitsnacht und das Leben danach erzählen, gehen einem nicht mehr aus dem Kopf.

Noch bevor der Film überhaupt in die Kinos kommt, ist er schon mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden. Wer die Verleihung des Bayerischen Filmpreises Anfang des Jahres mitverfolgte, bekam daher schon einen kleinen, feinen Vorgeschmack auf die „Beste Doku“: „Die Nacht der Nächte“ (Kinostart: 5. April) von den erfolgreichen Dortmunder Filmemacherinnen Yasemin Samdereli (44) und Nesrin Samdereli (*1979).

Schon mit ihrem Debütfilm „Almanya – Willkommen in Deutschland“ (2011) schrieben die beiden Schwestern Filmgeschichte. Denn die dramatische Culture-Clash-Komödie, in der unter anderem Fahri Yardim, Aylin Tezel, Petra Schmidt-Schaller, Trystan Pütter, Antoine Monot, Jr., Axel Milberg, Walter Sittler und Aglaia Szyszkowitz zu sehen sind, wurde mit dem Deutschen Filmpreis als Bester Film 2011 ausgezeichnet. Nun melden sich sie Schwestern mit einer Doku über Hochzeitsnächte, Liebe und lebenslange Ehe im Kino zurück.

Darum geht es in „Die Nacht der Nächte“

Vier Paare aus vier unterschiedlichen Ländern erzählen darüber, wie sie zusammenkamen und zusammenblieben. Beides ist bemerkenswert. Denn alle acht Menschen hielten – muss man inzwischen leider sagen – es mehr als 50 Jahre miteinander aus. Heutzutage ist das bekanntermassen eher eine Seltenheit.

Das sind die Paare

„Die grösste Herausforderung war es, die Paare zu finden“, wird Nesrin Samdereli vom Concorde Filmverleih zitiert. „Wir haben nach Paaren gesucht, die mindestens 50 Jahre zusammen waren und bereit waren, ehrlich aus ihrem gemeinsamen Leben zu erzählen.“ Und das machen sie tatsächlich auch, jedes Paar auf seine eigene, sehr berührende und charmante Weise.

Für Shigeko und Isao Sugihara aus Japan war die Hochzeit 1951 alles andere als eine Liebesheirat – zumindest für sie nicht. Entsprechend empfand sie auch die Hochzeitsnacht. Doch ein einschneidendes Erlebnis im Leben der beiden brachte die Liebe ins Spiel.

Ziemlich romantisch – inklusive erster Liebesnacht vor dem Kamin – und zugleich höchst absurd ist auch die Geschichte des homosexuellen Paares (seit 1961) Bill Novak und Norman MacArthur aus den USA: Um auch rechtlich füreinander relevant zu sein, adoptierte der eine den anderen.

Durchgehend ziemlich glücklich wirkt Nagarajayya Hampana, der seine Kamala 1961 in Indien heiratete. Ihr macht dagegen die Tyrannei, die diese Verbindung entgegen der Kastenregeln auslöste, offenbar noch heute zu schaffen.

Hildegard und Heinz-Siegfried Rotthäuser repräsentierten in der Doku Deutschland. Das Nachkriegspaar aus dem Ruhrgebiet startete jungfräulich in die Ehe – umso erstaunlicher, wie frei die beiden aus dem intimen Nähkästchen plaudern.

Fazit

Wer sich für die vielen Facetten der Liebe sowie echte und dramatische Lovestorys interessiert, dem sei diese Dokumentation wärmstens ans Herz gelegt. Zwar hätte jede einzelne Lovestory einen eigenen Film füllen können, doch im Kontrast zueinander werden die Extreme zwischen arrangierter Ehe, Liebesheirat und Homo-Ehe noch deutlicher. Wie es mit den Paaren weitergeht, wüsste man nur allzu gern; beim japanischen herrscht dagegen traurige Gewissheit: Isao Sugihara starb am 3. Januar 2017.

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