Katja Studt: Dieter Wedel machte sie zum Kinderstar

Schauspielerin Katja Studt wurde gleich mit ihrer ersten Rolle zum gefeierten Kinderstar. Der Regisseur der Produktion damals war Dieter Wedel. Das sagt sie heute über ihn.

Mit dem TV-Dreiteiler „Wilder Westen inclusive“ (1988) wurde die damals 13-jährige Hamburgerin Katja Studt (44) zum gefeierten Kinderstar. Regisseur der aufsehenerregenden Produktion – zu dieser Zeit das teuerste deutsche Fernsehspiel – war Dieter Wedel (76). Auch nach dieser Zusammenarbeit blieb er lange der Mentor der Schülerin, die nur durch einen Zufall beim Fernsehen landete.

Im Interview erklärt die Schauspielerin, die am Donnerstag in der Komödie „Ausgerechnet Sylt“ (3. Mai, 20:15 Uhr, ZDF) zu sehen ist, wie es ihr ging, als sie von den schockierenden Anschuldigungen hörte, die Anfang des Jahres gegen ihren einstigen Unterstützer laut wurden – mehrere Frauen werfen dem Regisseur vor, sie sexuell belästigt zu haben. Im Gespräch verrät Katja Studt aber auch, wie es ihr als Kinderstar damals ergangen ist und ob ihre beiden neun- und vierjährigen Töchter auch vor die Kamera dürften, so sie das wollten.

Ihre erste Rolle hatten Sie in dem Dreiteiler „Wilder Westen inclusive“ von Regisseur Dieter Wedel. Was denken Sie heute über den Film?

Katja Studt: Mir war damals überhaupt nicht bewusst, was das ist. Weder meine Eltern, noch sonst irgendwer um mich herum, hatte etwas mit der Filmbranche zu tun. Die Zeitung mit der Annonce, auf die ich mich dann mutig beworben habe, hielt ich nur aufgrund einer Hausaufgabe zufälligerweise in den Händen. Vielleicht war es Schicksal. Dass es dann gleich ein Projekt mit Dieter Wedel war, der damals ja ein sehr angesehener Regisseur war, war natürlich auch Zufall. Es war ein tolles Projekt, das mich fürs Leben geprägt hat. Die Schauspieler und die Crew, die damals dabei waren, waren alle so toll. Da dachte ich, dass das immer so ist.

Wie überrascht waren Sie, als Sie zum ersten Mal von den Anschuldigungen gegen Dieter Wedel gehört haben?

Studt: Das hat mich extrem erschüttert. Ich hätte das nie gedacht. Ich bin da mit etwas konfrontiert worden, worüber ich damals nicht mal im Ansatz nachgedacht hatte. Als ich mit ihm gearbeitet habe, war ich 13 und noch sehr kindlich, und er hat mich in den ersten Jahren nach dem Dreiteiler noch künstlerisch betreut. Er hat mir Ratschläge gegeben, wenn Anfragen oder Drehbücher kamen, denn er kannte ja alle und ich hatte keine Ahnung. Er hat mich wirklich toll beraten und unterstützt und er hat sich mir gegenüber nie etwas zu Schulden kommen lassen. Ich habe aber schon seit langer Zeit keinen Kontakt mehr zu ihm. Ich glaube den Frauen, dennoch möchte ich in aller Deutlichkeit sagen, dass für mich noch die Unschuldsvermutung gilt. Daher ist es im Moment wahnsinnig schwer, etwas dazu zu sagen. Aber schlussendlich ist es ohnehin nicht meine Sache, darüber zu urteilen, das ist Aufgabe der Justiz.

Was halten Sie generell von der #MeToo-Debatte?

Studt: Ich bin geschockt, vom dem, was ich in der Presse lesen muss. Es ist aber ein Unterschied, ob man einen blöden Spruch fängt, irgendwelche Avancen abwehren muss oder einen wirklichen Übergriff erleben muss. Das ist ein riesiges Feld. Das finde ich sehr schwierig.

Zurück zu Ihren Anfängen als Kinderdarstellerin. Hat die Schule gelitten?

Studt: Nein, ich habe ganz normal mein Abitur gemacht und immer nur ein Filmprojekt pro Jahr gedreht. Dass aus dieser Leidenschaft dann auch wirklich mein Beruf geworden ist, von dem ich nach wie vor lebe und den ich nach wie vor liebe, das ist schon ein grosses, grosses Glück gewesen.

Wie war es nach der Ausstrahlung des Dreiteilers in der Schule?

Studt: Erst haben wir in Köln gedreht und ein dreiviertel Jahr später war der grosse Part, für den wir einige Monate weg waren. Dass ich so lange zum Drehen weg war, war glaube ich viel spannender für meine Klassenkameraden als die Ausstrahlung selbst. Nach den Dreharbeiten haben sie mich viel gefragt und waren dann auch stolz, dass sie Hintergrundinformationen hatten. Was nach der Ausstrahlung ein bisschen komisch war, waren vollkommen fremde Menschen, die mich plötzlich gegrüsst haben. Da musste ich dann immer erstmal kurz überlegen, warum sie das machen. Ansonsten habe ich es meinen Eltern zu verdanken, dass mein Leben eigentlich genau so normal weiterging wie vorher.

Sie sind selbst Mutter von zwei Kindern. Wenn Ihre Töchter in Richtung Schauspielerei Ambitionen hätten, würden Sie dann also auch keinen Riegel vorschieben?

Studt: Ich würde niemals einen Riegel davorschieben, aber ich würde sie auch niemals drängen oder meine Beziehungen spielen lassen. Ich denke, dass die Kindheit so magisch und zauberhaft ist, und ein sicherer Kosmos sein sollte, in dem die Filmbranche eigentlich nichts zu suchen hat. Wenn es sich aber durch Zufall ergeben sollte, was ich ja auch immer wieder sehe, würde ich es nicht verbieten. Das würde vermutlich keine Mutter machen. Wenn sie aber zum Beispiel ein Handwerk erlernen wollen, würde ich sie darin genauso unterstützen. Ich wünsche mir einfach, dass sie etwas finden, was sie erfüllt.

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