Thekla Reuten: Mit Hollywood verbindet sie eine Hassliebe

Am Montag ist Thekla Reuten mit „Dengler – Fremde Wasser“ wieder in einer deutschen Produktion zu sehen. Viele werden sie allerdings auch aus Hollywood-Filmen kennen. Warum sie trotz ihres grossen Erfolgs in Übersee immer wieder nach Europa zurückkehrt, verrät die Holländerin im Interview.

„… und plötzlich ist man ‚unser Star in Hollywood'“. Ein Prädikat, das die Niederländerin Thekla Reuten (42) zwar seltsam findet, das sie sich aber redlich verdient hat, denn mit grösseren Rollen an der Seite von George Clooney (57, „The American“), Colin Farrell (41, „Brügge sehen… und sterben?“) oder Jennifer Lawrence (27, „Red Sparrow“) hat sie in den USA fest Fuss gefasst. Und doch zieht es sie immer wieder zurück nach Europa, und auch in deutschen Produktionen wie aktuell dem TV-Krimi „Dengler – Fremde Wasser“ (zu sehen am Montag, den 14. Mai um 20:15 Uhr im ZDF) fühlt sie sich heimisch. Mit der Redaktion sprach sie über ihre Liebe zu Deutschland und ihre Hassliebe zu Amerika.

Wasser soll das Öl der Zukunft sein – zusätzlich zu globaler Erwärmung und Co. ein weiteres Szenario, das Sorge bereitet. Sind Sie jemand, der sich Sorgen um die Zukunft macht?

Thekla Reuten: Absolut. Ich sehe Dokumentarfilme und lese darüber. Wenn man informiert ist, kann man leider nicht anders, als sich Sorgen zu machen. Dabei geht es auch nicht um ‚glauben‘, sondern darum, sich die logischen Konsequenzen des menschlichen Handelns vor Augen zu führen. Ich wünschte, ich könnte manchmal besser loslassen. Der Klimawandel wird auch in der nahen Zukunft viele Änderungen mit sich bringen, die auch hier in Europa für unseren Alltag schwerwiegende Konsequenzen haben werden. Ich liebe die Vorlage zu dieser ‚Dengler‘-Folge, zum einen weil es spannend ist aber auch weil der Film uns ein wichtiges Thema ins Bewusstsein rückt!

Sie spielen sehr vielseitige Rollen, aber gerade zuletzt scheinen Sie sehr oft eine undurchsichtige „Femme Fatale“ zu spielen („Red Sparrow“, „Lucky Man“ und auch jetzt in „Dengler“). Suchen Sie sich diese Rollen bewusst aus?

Reuten: Nein, sicherlich nicht! Es ist wohl eher ein Grund, das nächste Rollenangebot in diese Richtung noch genauer zu prüfen. Aber die genannten drei Rollen waren einfach zu verlockend und die Geschichten könnten auch nicht unterschiedlicher sein. Meine nächste Rolle ist übrigens eine amerikanische Kinderpsychiaterin, keine Femme Fatale!

„Sind ja bekannt für ihren Humor, die Deutschen“, lautet ein sarkastischer Satz in „Dengler“. Stimmt dieses Vorurteil: Sind die Deutschen wirklich nicht lustig?

Reuten: Ich habe kürzlich darüber mit einem befreundeten Regisseur, der Deutschland gut kennt und liebt (wie ich auch!) gesprochen. Natürlich gibt es lustige Deutsche! Aber im Theater und Film merkt man, dass ganz generell, ‚understatement‘ und Ironie sehr eigen sind und schnell falsch verstanden werden. Ich würde also nicht sagen, dass die Deutschen per se keinen Humor haben, sondern, dass sie, was ich sehr schön finde, die Dinge, sehr ernst nehmen und keine halben Sachen machen. Sie sind einfach ’straight‘.

Sie arbeiten öfter bei deutschen Produktionen mit: Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit Deutschen? Und was gefällt Ihnen daran weniger?

Reuten: Genau diese Ernsthaftigkeit, was nicht gleichbedeutend mit Schwere ist. Es geht darum, das was man tut, den Beruf an sich oder auch ein Interview, wie dieses hier zum Beispiel, ernst zu nehmen und wertzuschätzen. Diese Einstellung spiegelt sich, wie ich es erlebt habe, auch wieder im Umgang mit den Kollegen am Set in Form von Respekt untereinander. Im Übrigen wird auch viel gelacht an deutschen Sets. Ich erinnere mich z.B. sehr gerne an die Dreharbeiten zu ‚Hotel Lux‘.

Sie spielen zudem in hochkarätigen Hollywood-Produktionen mit, viele Kollegen wären nach L.A. gezogen und hätten versucht, permanent dort Fuss zu fassen. Warum kehren Sie dennoch immer wieder zurück zu europäischen Produktionen?

Reuten: Mein Verhältnis zu Amerika ist zugleich von Liebe und Hass geprägt. Das gilt sowohl für das Land, als auch für die Filmindustrie. Und zum Glück muss man gar nicht dort leben, um in amerikanischen Produktionen mitzuwirken. Viele werden eh in Europa oder Kanada gedreht. Und – auch wenn sich hier viel ändert und teilweise ‚amerikanisiert‘ – ich liebe Europa! Ich liebe England, Italien, Deutschland und natürlich auch Holland. Es war irgendwie immer klar, dass ich mich nicht für das ein oder andere entscheiden möchte. Ich hatte sogar mal Ambitionen, chinesisch zu lernen, um einmal mit Zang Yimou zu arbeiten (lacht).

Hat sich für Sie in Holland oder auch in Deutschland etwas geändert, seit Sie an der Seite von Stars wie George Clooney oder Colin Farrell zu sehen waren?

Reuten: Ja, schon, denn Hollywood hat einfach doch immer eine sehr ‚anziehende‘ Wirkung und plötzlich ist man ‚unser Star in Hollywood‘. Es ist eine seltsame Position, mit der ich aber gut umgehen kann. Für mich waren und sind es Kollegen, die auch ich bewundere, aber am Ende wie mit jedem Anderen, zusammenarbeite und versuche das Beste in jedem Moment zu realisieren.

Wie wird man als Europäerin in Hollywood behandelt?

Reuten: Eigentlich nicht anders als eine amerikanische Kollegin. Vielleicht nimmt man uns nur ein bisschen ‚exotischer‘ wahr, weil wir doch offensichtlich in einer anderen Kultur aufgewachsen sind, das prägt einen. Wir sind meistens nicht anspruchsvoll, weil wir in Europa nicht viel Luxus am Set gewohnt sind. Das wird meiner Erfahrung nach als etwas Positives betrachtet.

Gibt es ein Land, in dem Sie mal gerne drehen würden oder spezielle Schauspieler, mit denen Sie gerne mal zusammenarbeiten würden?

Reuten: Ich möchte am liebsten immer dort drehen, wo wichtige, bezaubernde, hoffnungsvolle, lustige und bereichernde Geschichten zu finden sind, bei denen ich das Glück habe, etwas beitragen zu dürfen. Ich komme immer wieder gerne nach Deutschland, Italien und England. Ein geschätzter Kollege, mit dem ich gerne mal wieder arbeiten würde ist Martin McDonagh. Ein Traum wäre auch Spielberg oder auch junge neue Regisseuren/innen. Es gibt so viele tolle Kollegen/innen wie Frances McDormand, Mary-Louise Parker, oder Birgit Minichmayr! Jim Carrey oder Daniel Day Lewis, oder hat er seine Karriere beendet? Es gibt wirklich so viele Leute, die mich inspirieren und mit denen ich sehr gerne arbeiten würde. Zuviel für ein Leben!

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