„Mord im Orient Express“: Darum ist Agatha Christie die Krimi-Queen

Agatha Christie hat berühmte Figuren wie Miss Marple und Hercule Poirot erschaffen. Aber auch ihr eigenes Leben hatte einiges an Dramatik zu bieten.

Sie wird nicht umsonst die „Queen of Crime“ genannt: Agatha Christie (1890-1976) gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Krimiautoren aller Zeiten, ihre weltweite Gesamtauflage beläuft sich auf über zwei Milliarden Bücher. Zu ihren Figuren zählen mit Miss Marple und Hercule Poirot zwei der bekanntesten Privatdetektive aller Zeiten.

Mit „Mord im Orient Express“, dem berühmtesten Fall für Hercule Poirot, schuf Agatha Christie einen der bis heute meistverkauften Krimis aller Zeiten. Am Donnerstag, den 9. November, kommt „Mord im Orient Express“ nun mit einem Starcast zurück. Regisseur und Hauptdarsteller des Kinofilms ist Kenneth Branagh. Mit dabei sind zudem unter anderem Penélope Cruz, Willem Dafoe, Judi Dench, Johnny Depp, Michelle Pfeiffer und Daisy Ridley. Ob der Film auch Agatha Christie selbst gefallen hätte? Das Leben der 1890 als Agatha Mary Clarissa Miller geborenen Schriftstellerin war fast so spannend wie einer ihrer Romane…

Spurlos verschwunden

Die Schriftstellerin verschwand 1926 elf Tage lang spurlos. Zuvor war ihre Mutter gestorben, zudem war ans Licht gekommen, dass ihr Ehemann eine Affäre hatte. Christie setzte sich ins Auto und war weg, heisst es. Der Wagen wurde später gefunden und die Polizei rechnete schon mit dem Schlimmsten. In Seen wurde nach der Schriftstellerin gesucht, das Telefon ihres Ehemanns angezapft. Insgesamt 15’000 Freiwillige beteiligten sich angeblich an der Suche. Elf Tage nach ihrem Verschwinden tauchte Christie dann wieder auf, in einem Hotel. Bis heute weiss niemand, wo sie in der Zwischenzeit war. In das Hotel checkte sie übrigens mit dem Nachnamen der Geliebten ihres Mannes ein…

Geheime Liebesromane

Einen falschen Namen nutzte Christie aber auch noch bei einem anderen Thema: Sie schrieb nämlich nicht ausschliesslich Kriminalromane, sondern auch sechs Liebesromane. Allerdings unter dem Pseudonym Mary Westmacott. Zwanzig Jahre lang konnte sie das geheim halten.

Zu nah an der Realität

Ihr Werk „N or M?“ von 1941 war offenbar so nahe an der Realität, dass sich der Geheimdienst damit befasste. In dem Buch behauptet eine Figur namens Major Bletchley, dass er britische Kriegsgeheimnisse kenne. Ein guter Freund von Agatha Christie, Dilly Knox, war ein Mitarbeiter von Bletchley Park, dem Sitz der militärischen Dienststelle, die sich mit der Entzifferung des deutschen Nachrichtenverkehrs befasste. Hatte Knox also geplaudert? Schliesslich ist die Romanfigur nach Bletchley benannt. Gegenüber dem MI5 dementierte Knox, dass er Geheimnisse preisgegeben hatte und auf die Frage nach dem Namen antwortete Christie: „Bletchley? Meine Güte, ich bin dort mit dem Zug steckengeblieben, auf dem Weg von Oxford nach London, und habe dafür Rache genommen, in dem ich einen meiner am wenigsten liebenswerten Charaktere diesen Namen gegeben habe.“

So berühmt sind ihre Figuren

Dem von Christie erschaffenen Kult-Detektiv Hercule Poirot wurde eine besondere Ehre zuteil. Als ihn die Autorin um die Ecke brachte, bekam er einen Nachruf in der „New York Times“ – und zwar auf der Titelseite.

Sie ist einzigartig

Christie gilt als einzige Krimiautorin, die es fertig gebracht hat, zwei gleichermassen berühmte und geliebte Figuren zu erschaffen: Hercule Poirot und Miss Marple. Letztere entwarf sie nach dem Vorbild ihrer Grossmutter mütterlicherseits.

Agatha Christie war Surferin

Die Schriftstellerin schrieb nicht nur gerne, auch das Surfen schien ihr gefallen zu haben. Angeblich versuchte sie sich bereits 1922 auf Hawaii daran.

Mehr Hobbys

Der zweite Ehemann von Christie, Max Mallowan, war ein berühmter britischer Archäologe, den sie oft zu Ausgrabungen begleitete. Sie spielte dann seine Assistentin, reinigte Objekte, setzte Tonscherben zusammen und katalogisierte Fundstücke. Die vielen Reisen in den Mittleren Osten beeinflussten auch ihre Werke.

Gute Werke, schlechte Werke

Christie beschrieb „The Mystery of the Blue Train“ („Der blaue Express“) laut „agathachristie.com“ als „wirklich das schlimmste Buch, das ich jemals geschrieben habe“. „Zeugin der Anklage“ hingegen war ihr Lieblingsstück unter den eigenen.

„Mord im Orient-Express“: Ihr letzter Auftritt

An dem Tag, an dem Agatha Christie im Alter von 85 Jahren starb (12. Januar 1976), gingen am West End Theater in London für eine Stunde die Lichter aus. Ihren letzten öffentlichen Auftritt hatte sie 1974 bei der Premiere des Films „Mord im Orient Express“.

Sie wusste, wovon sie schreibt

Dass Christie sich mit Giften auskennt, ist unschwer in ihren Büchern zu erkennen. Und das hat seinen Grund: Nachdem sie ihr zunächst begonnenes Musikstudium in Paris aufgegeben hatte, arbeitete sie als Krankenschwester beim Britischen Roten Kreuz im örtlichen Krankenhaus, später in einer Apotheke. In dieser Zeit sammelte sie viele Erfahrungen mit Giften.

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