Kate Morton: «Birdie Bell verfolgt mich immer noch»

Ihre Geschichten begleiten manch einen Fan selbst auf der letzten Reise. Wie ihr Alltag als Bestsellerautorin aussieht, verrät Kate Morton im Interview.

Ihre Fangemeinde ist riesig und ihre Leser sorgen selbst immer wieder für bewegende Geschichten: Kate Morton (42) erzählt im Interview, dass sie oft berührende Begegnungen hat: „Ich erinnere mich, dass mir einmal eine Leserin erzählt hat, dass sie und ihre Mutter immer gemeinsam meine Bücher gelesen und darüber gesprochen haben“, so die australische Bestsellerautorin. „Als ihre Mutter starb, sass sie an ihrem Bett und las mein neuestes Buch vor. Es war die letzte Sache, die sie miteinander teilten, und ich war demütig, Teil dieser kostbaren gemeinsamen Momente gewesen zu sein.“

Kate Mortons Alltag hat sich nicht verändert, seit sie eine international erfolgreiche Autorin geworden ist, er besteht aus „Bücher schreiben und Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie verbringen“. Hinzugekommen sei aber „die fantastischste Möglichkeit“, in verschiedene Länder der Welt reisen zu können und mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten, die die gemeinsame Liebe zu Büchern zusammenbringe, sagt sie. „Es ist immer noch unglaublich für mich, dass eine Geschichte, die meiner Fantasie entspringt über die Buchseiten in die Vorstellung eines Lesers wandern kann, irgendwo weit weg, wo sie ein ganz neues Leben annimmt.“

„Alle haben auf irgendeine Weise einen Verlust erlitten“

Gerade war die Autorin mit ihrem neuen Buch „Die Tochter des Uhrmachers“ (Diana Verlag) auch in Deutschland unterwegs. Inspiriert worden sei sie „von meiner Überzeugung, dass es auch in Zeiten grosser Dunkelheit möglich ist, Licht zu finden“, sagt sie über die Geschichte: „Alle meine Charaktere haben auf irgendeine Weise einen Verlust erlitten, wenn wir ihnen begegnen. Sie werden von Birchwood Manor angezogen, einem Haus, das auf einem Stück Land steht, von dem man glaubt, dass es bestimmte heilende Eigenschaften besitzt“. Liebe spiele in dem Buch eine grosse Rolle, so Morton – „die romantische Liebe, aber auch die Liebe der Eltern zu ihren Kindern, die Liebe zwischen Geschwistern und die Liebe eines Menschen zu einem Ort“.

Am Anfang recherchiere sie viel, erklärt Morton über ihren historischen Roman, „wenn ich die Charaktere, das Setting und die Handlung entdecke, und es hört nicht auf, wenn ich mit dem Schreiben beginne“. Das Forschen sei ein fortlaufender Prozess, „was für mich in Ordnung ist, weil ich immer über Themen schreibe, die ich faszinierend finde“. Wie die Figur der Lucy in „Die Tochter des Uhrmachers“ sei sie „sehr besorgt um all die interessanten Dinge, die es im Leben zu lernen gibt und die begrenzte Zeit, in der es sie zu lernen gibt!“

„Sie verfolgt mich immer noch“

Alle Charaktere aus der neuen Geschichte seien „besonders für sie“, erklärt Morton weiter. „Wenn ich gezwungen wäre, eine Lieblingsfigur zu wählen, wäre es Birdie Bell, die zentrale Figur des Romans, die einen sehr ungewöhnlichen Standpunkt hat. Wir treffen Birdie als Kind in den schäbigen Strassen des viktorianischen Londons, sehen wie sie zu einem Künstlermodell heranwächst, und schliesslich verlassen wir London mit ihr in Richtung Birchwood Manor. Birdie ist das Herz, die Seele und die Stimme von ‚Die Tochter des Uhrmachers‘ und sie verfolgt mich immer noch.“

Birchwood Manor ist übrigens eine Erfindung der Schriftstellerin, sie sei aber von einer Reihe realer Häuser inspiriert worden, erzählt sie. Besonders wichtig seien dabei zwei Gebäude gewesen: Avebury Manor aus dem frühen 16. Jahrhundert, das ein unglaubliches Gefühl für die Zeitschichten vermittelt, da es in einer Gruppe neolithischer Steinkreise steht; und Kelmscott Manor, das ehemalige Landhaus von William Morris. Das elisabethanische Herrenhaus Harvington Hall in Worcestershire sei ebenfalls eine Inspiration für Birchwood Manor gewesen, berichtet Kate Morton.

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