Leisure-Sickness: Warum wir im Urlaub krank werden

Jeder fünfte Mensch in Deutschland wird in der Freizeit krank.

Quelle: Chaay_Tee/Shutterstock.com

Leisure Sickness oder auch Freizeitkrankheit tritt auf, wenn man eigentlich zur Ruhe kommen möchte, stattdessen aber körperliche oder psychische Beschwerden empfindet. Das steckt hinter diesem Phänomen.

Feierabend, der Urlaub steht bevor, doch ausgerechnet jetzt kratzt der Hals und die Nase läuft. Oft ist das kein Zufall, sondern hat einen konkreten Namen: Leisure Sickness heisst das Phänomen, das den Urlaub schnell vermiesen kann. Was das genau ist und was man dagegen tun kann.

Leisure Sickness – auch Freizeitkrankheit – tritt meistens dann auf, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann: Wenn man eigentlich nur auf Ruhemodus schalten und den Urlaub geniessen will. Menschen, die an Leisure Sickness leiden, empfinden dann jedoch körperliche oder psychische Beschwerden.

Laut einer Umfrage soll jeder fünfte Mensch in Deutschland daran leiden. Das bestätigte die Studie der Internationalen Hochschule Bad Honnef-Bonn (IUBH) vor einigen Jahren – und damit als eine der wenigen Untersuchungen in diesem Bereich auch die Häufigkeit dieses Phänomens.

Das steckt hinter Leisure Sickness

Nach Einschätzung von Prof. Claudia Möller, die an der Studie von 2017 beteiligt war, betrifft Leisure Sickness besonders die Menschen, die dazu neigen, in ihrer Freizeit beruflich erreichbar zu sein. Betroffene leiden jedoch an unterschiedlichen Begleiterscheinungen, die von verschiedenen Faktoren abhängen: Belastung im Alltag, Persönlichkeit oder Gesundheit.

Typische Symptome einer Freizeitkrankheit sind vor allem auftretende Kopfschmerzen zu Beginn eines Wochenendes, auch Erkältungen oder grippeähnliche Symptome kommen häufig vor. Die Symptome reichen jedoch weiter, so fühlen sich Freizeitkranke zum Beispiel platt und energielos. Daneben können auch Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Die genauen Hintergründe für dieses Phänomen sind jedoch bislang nicht ausreichend geklärt. Denn auch in der Forschung gibt es dazu noch keine eindeutige Definition, sondern verschiedene Erklärungsansätze, die das Phänomen erklären könnten.

Einer davon besagt, dass das Immunsystem in stressigen Phasen auf Hochtouren läuft, während der Körper wichtige Prozesse herunterfährt. Dadurch soll der Körper in Ruhephasen besonders anfällig für einen Infekt sein, da das Immunsystem bereits geschwächt ist.

Ein anderer Ansatz vermutet, dass der Körper bei hohem Stresslevel bereits vorhandene Symptome unterdrückt, da der Körper besonders fokussiert arbeitet. Dadurch merke man kaum, dass es einem gar nicht so gut geht oder der Körper eigentlich Entspannung benötigt, was sich negativ auf die körperliche Verfassung auswirkt.

Anzeichen für Depressionen?

Fest steht, dass es einen Zusammenhang zwischen dem erlebten Stress und der Reaktion des Körpers darauf gibt. Dabei werden die Beschwerden der Leisure Sickness von Betroffenen oftmals als harmlose Reaktion des Körpers angesehen und kaum beachtet.

Besonders besorgniserregend wird es bei einer immer wiederkehrenden Freizeitkrankheit oder andauernder Erschöpfung. Dann kann es ebenso ein Anzeichen für eine Depression sein. In diesem Fall sollte unbedingt eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert werden.

Das hilft gegen die Freizeitkrankheit

Umso entscheidender ist es, bewusst zu entschleunigen, um mögliche Ausfallerscheinungen zu vermeiden. Dabei können bereits kleinere Massnahmen wie regelmässiger Sport oder tägliche Spaziergänge helfen, den Stress abzubauen und den Kopf freizubekommen. Daneben ist allerdings auch ausreichender Schlaf sehr wichtig – sowohl für die körperliche als auch psychische Gesundheit.

Das A und O im beruflichen Alltag ist es, Pausen zu machen. Nach dem Feierabend kann es ausserdem helfen, das Smartphone und andere Medien beiseite zu legen oder gänzlich auszuschalten, damit der Körper und der Kopf zur Ruhe kommen.

Für die Urlaubsplanung ist es wichtig, zu überlegen, was einem wirklich wichtig ist und was man in dieser Zeit braucht. So lässt sich vermeiden, dass der Urlaub erneut mit zu vielen Terminen und Sightseeing-Touren überfüllt ist. Es ist auch wichtig, die Erwartungen an den Urlaub nicht zu hoch anzusetzen, um zusätzlichen Stress zu vermeiden.

Vor dem Urlaub sollten so viele Aufträge wie möglich erledigt werden. Eine immer weniger werdende Aufgabenliste hilft, das Stresslevel bereits im Vorfeld zu senken. Eine Übergabe an Kolleginnen und Kollegen kann das Abschalten zusätzlich erleichtern.

Im Idealfall hat man die ersten freien Tage bereits zu Hause verbracht, um sich in aller Ruhe auf den Urlaub einzustimmen. Wenn möglich, sollten nach dem Urlaub noch weitere Ruhetage zu Hause eingeplant werden. So könnte der Stress für Hin- und Rückreise verringert werden.

Übrigens: Arbeitsunfähigkeit und Urlaub schliessen sich nicht gegenseitig aus. Erkrankt man im Urlaub und wird arbeitsunfähig, zählen diese Tage nach § 9 Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) nicht zu den Urlaubstagen.
Das gilt allerdings nur mit einem ärztlichen Attest.

Vorheriger ArtikelMargot Robbie hat es vorausgesagt: „Barbie“ auf dem Weg zur Milliarde
Nächster ArtikelGoogle Pixel Tablet: Wenn das Tablet zur Smart-Home-Zentrale wird