Elif: «Meine Songs sind wie beste Freunde für mich»

Drei Jahre nach ihrem Debüt veröffentlicht die Berliner Singer-Songwriterin Elif ihr neues Album „Doppelleben“. Im Interview verrät sie, warum hinter jedem guten Song eine Geschichte stecken muss. Und warum sie Jan Böhmermann gemein findet.

2013 landete sie mit ihrer Single „Unter der Haut“ auf Platz eins der deutschen Single-Charts. Jetzt veröffentlicht die Berliner Singer-Songwriterin Elif (24) endlich ihr zweites Album „Doppelleben“. Im Interview verrät die 24-Jährige, warum hinter jedem ihrer Songs eine Geschichte steckt, wie sich das Verhältnis zu ihren Eltern verändert hat und warum sie Jan Böhmermann gemein findet.

Nach drei Jahren erscheint nun Ihr zweites Album „Doppelleben“. Ist es eine Erleichterung, endlich damit abgeschlossen zu haben?

Elif: Es fühlt sich an, als hätte ich mein altes Leben abgegeben. Ich kann es endlich loslassen und neue Geschichten beginnen. Ich hatte mich mit meinen Problemen zwar auseinandergesetzt, aber konnte sie nicht so richtig loslassen. Das war anstrengend, weil ich mich wegen dem Album immer noch so reinfühlen musste. In meine verflossene Beziehung zum Beispiel.

Sie haben sich im Enstehungsprozess des Albums auch von Ihren langen Haaren getrennt. Wie hat sich das angefühlt?

Elif: Das war ein tolles Gefühl, eine andere Person im Spiegel zu sehen. Es gibt viele Leute, die sich die Haare schneiden, weil sie stylisch aussehen wollen, aber ich brauchte das wirklich, um meine alten Erinnerungen abzuschneiden. Die sitzen auch in den Haaren. Jetzt bin ich wieder bereit, sie wieder wachsen zu lassen. Das Album ist fertig und ich habe wieder Lust auf die Erinnerung in meinen Haaren.

War es ein Kraftakt das Album zu schreiben?

Elif: Es war echt schwierig. Ich wollte als Texterin besser werden und mich ausprobieren und musste erstmal herausfinden, welche Art von Sprache mir wirklich steht. Ich habe zum Beispiel bei diesem Album herausgefunden, dass ich ganz einfache Sätze singen kann, ohne dass sie kitschig klingen. Das Wichtige ist nur, dass man das fühlt. Ich habe immer gedacht, ich müsste es komplizierter schreiben, damit es ankommt und cool klingt. Aber man kann auch einfach ganz gerade heraus sagen: „Schön, dass es dich gibt!“

Jan Böhmermann hat vor Kurzem im Zuge des Echos ziemlich über die deutsche Musikszene abgelästert und vor allem die Einfachheit der Texte kritisiert. Hat Sie das getroffen?

Elif: Jan Böhmermanns Job ist es zu provozieren. Er hat auch über Ali Zuckowski gelästert. Das fand ich ein bisschen frech von ihm. Wenn man mit Ali Zuckowski oder Simon Triebel schreiben darf, dann ist das für mich ein Privileg. Das sind die besten Songwriter Deutschlands, finde ich. Die können ihr Handwerk. Sie haben ein Verständnis für Sprache, das ich faszinierend finde. Durch das Schreiben mit ihnen habe ich erfahren, dass ich eine ganz einfache Sprache verwenden darf. Und auch weil ich meine Kollegen wie Max Giesinger oder Andreas Bourani so gerne mag, fand ich das ein bisschen grenzwertig und gemein.

Warum trägt das Album den Namen „Doppelleben“?

Elif: Zerrissenheit ist ein grosses Thema für mich. Zwischen den Stühlen zu stehen, nicht richtig zu wissen, wo ich hingehöre. Das hat sich in vielen Lebenssituationen widergespiegelt. Das fängt bei der Identität an und endet bei Fragen wie: Wo will ich hin? Wer will ich sein? Was will ich von einer Liebesbeziehung? Ich kann mich ganz schlecht entscheiden. In „Doppelleben“ geht es darum, dass ich diese zwei Leben hatte und dass ich dem ein Ende setzen wollte, indem ich mich so zeige wie ich bin und zu einer Elif werde.

Die Beziehung zu Ihren Eltern spielte da eine grosse Rolle, richtig?

Elif: Früher war ich zuhause ein anderer Mensch als draussen. Ich hatte Angst vor meinen Eltern so zu sein, wie ich wirklich bin. Aber auch sie haben irgendwann einfach aufgehört mir zu zeigen, wer sie sind. Ich glaube, das haben sie von ihren Eltern gelernt. Und ihre Eltern von deren Eltern. Ein Teufelskreis.

Wie ist Ihr Verhältnis jetzt?

Elif: Am Anfang war das komisch. Von Smalltalk auf intimere Gespräche umzusteigen, ist ein grosser Unterschied. Aber jetzt haben wir eine viel bessere Beziehung und ich gehe so viel sicherer durchs Leben. Ich habe ein Zuhause und Leute, die mich immer halten. Und die mich vor allem auch verstehen. Es gab eben eine Zeit, in der das nicht so war. Nicht jede Beziehung sollte so bleiben, wie sie ist, das sollten viele Leute wissen. Man kann Dinge ganz aktiv verändern und muss nicht immer auf ein bestimmtes Zeichen warten. Ich habe einfach Verantwortung übernommen.

Sie beschäftigen sich in Ihrer Musik generell viel mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Fällt es Ihnen dadurch leichter, mit schwierigen Situationen umzugehen?

Elif: Songs sind ein bisschen wie Erinnerungen oder beste Freunde für mich. Ich lerne von meinen eigenen Liedern. Als ich „Doppelleben“ geschrieben habe, passierte das aus einer reinen Emotion heraus. Erst im Nachhinein habe ich meine eigenen Sätze verstanden und zwischen den Zeilen gelesen.

Steckt hinter jedem Ihrer Songs eine Geschichte?

Elif: Die müssen dahinter stecken. Lieder müssen eine Message haben und einem etwas bedeuten. Zu meinem Song „Fort Knox“ hat mich zum Beispiel eine Vierjährige inspiriert. Sie hat diese wundervollen Sätze gesagt: „Ich tunk dich in meine Liebe bis zum Boden und du bleibst darin stecken und wirst dich gut fühlen.“ Ich kann es mir als Künstlerin nicht leisten, zuzumachen. Ich brauche meine Durchlässigkeit. Und genau dieser Song ist eine Erinnerung daran, dass man keine Mauern bauen soll. Weil es nichts bringt.

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