Sir Roger Moore: Es gab ein Leben nach 007

Roger Moore wird als Agent 007 in Erinnerung bleiben. Abseits der Leinwand folgte der Star aber meist seinem Herzen: In vier Ehen und jahrzehntelanger Wohltätigkeitsarbeit. Nur auf Martini musste Moore zuletzt verzichten.

Roger Moore? Natürlich wird es auch nach dem Tod des Stars vor allem eine Assoziation geben: James Bond. Über sieben Filme und zwölf Jahre hinweg war Moore (1927-2017) die Verkörperung des smarten, toughen und leicht selbstironisch veranlagten Agenten ihrer Majestät. Von 1973 bis 1985 hob Moore als 007 in seinem Markenzeichen-Move die Augenbraue. Die Rolle als James Bond machte den gebürtigen Londoner zur Legende. Aber ein Star war Moore vorher schon. Und zum Ritter geschlagen wurde er erst lange nach der Bond-Zeit – und aus ganz anderen Gründen.

Moores erste Schritte als Schauspieler Ende der 40er-Jahre waren übrigens auf ein Intermezzo in Deutschland gefolgt: In den Jahren 1946 bis 1949 war Roger Moore mit der britischen Armee in Norddeutschland stationiert. Vorgezeichnet war sein Weg aber offenbar schon zuvor. 1945 hatte sich der Teenager für eine Statistenrolle in „Caesar und Cleopatra“ casten lassen. Und sich in der Film-Antike offenbar gut geschlagen: Co-Regisseur Brian Desmond Hurst (1895-1986, „Scrooge“) fand Gefallen an Moore und finanzierte ihm das Schauspielstudium an der renommierten „Royal Academy of Dramatic Art“.

Linke Augenbraue hoch

Gold war freilich nicht alles, was der junge Roger fabrizierte. Nach Werbeshootings – unter anderem für Zahnpasta und Woll-Pullunder – unterschrieb Moore 1954 einen Vertrag beim Hollywood-Studio MGM. Es folgte eine Phase über die der Mime später scherzte: „At MGM, RGM was NBG“ – „Bei MGM war Roger George Moore ’no bloody good'“. Frei übersetzt: Selbst Roger Moore fand seine schauspielerischen Leistungen fragwürdig. Besser lief’s in den 60er-Jahren. Als „Gentleman-Detektiv“ Simon Templar wurde Moore berühmt, in der Reihe „Die 2“ mit Tony Curtis zum TV-Spitzenverdiener. Eine Art Ahne der „Big Bang Theory“-Stars also.

Hartnäckig wird gemunkelt, Moore sei schon 1962 und 1969 für die Rolle des Bond angefragt worden. Vielleicht zierte sich der Serien-Star, vielleicht handelt es sich auch nur um einen Mythos. Klar ist: Ab 1973 dann war Roger Moore Bond. Und Bond Roger Moore. Die Interpretation der Agentenrolle des damals 45-Jährigen wurde Kult. Auch wenn die Witze auch nicht auf sich warten liessen. In den 80ern verspottete ihn die britische Puppenshow „Spitting Image“ mit seinem Augenbrauenspiel: Die Moore nachempfundene Puppe machte nur drei Bewegungen – linke Augenbraue hoch, rechte Augenbraue hoch, beide Augenbrauen hoch.

Moore nahm’s mit Humor. Wie auch seine Paraderolle im Allgemeinen. „Zu ‚leicht‘ und zu ‚lustig'“ habe er seinen Part gespielt, erinnerte der Brite an eine weitverbreitete Kritik; „ich bin offensichtlich der schlechteste Bond“, sagte er dem „Telegraph“. „Meine Reaktion war immer – der ist kein echter Spion“, erklärte Moore dem „Guardian“ seinen Blick auf Bond. „Du kannst kein echter Spion sein, wenn jeder auf der Welt deinen Namen und deinen Lieblingsdrink kennt. Das ist einfach nur zum Schreien komisch.“ Von der Rolle wirklich gelöst hat sich Moore allerdings nicht mehr. Alles was nach dem letzten Bond kam, war nicht der Rede wert – ein Auftritt zum Beispiel im Spice-Girls-Film „Spice World“.

Wohltätigkeitsarbeit war ihm wichtiger

Fortan kümmerte sich Moore ohnehin hauptsächlich um die Schwächsten in der Gesellschaft – als Botschafter des UN-Kinderhilfswerks Unicef. Mehr als 20 Jahre lang reiste der Star ab 1991 für den guten Zweck um die Welt. Dafür erhielt Moore auch den Ritterschlag und den Titel des „Sir“. Die Auszeichnung bedeute ihm so wesentlich mehr, als wenn er fürs Schauspielern ausgezeichnet worden wäre, erklärte Moore. Aber auch privat folgte Moore recht frei seinem Herzen: Viermal war der Star verheiratet, zuletzt mit der dänischen Millionärin „Kiki“ Tholstrup.

Allerdings wurde auch für Roger Moore schon bald nach Bond das Alter spürbar. 1993 erkrankte er an Prostata-Krebs, 2003 brach der Star in einem Broadway-Stück auf offener Bühne mit einem Herzanfall zusammen. 2012 erlitt er eine lebensbedrohliche Lungenentzündung und musste nach der Genesung zunächst wieder das Laufen lernen. In seinen letzten Jahren musste sich Roger Moore einer Diabetes wegen von Alkohol fernhalten und konnte nicht einmal mehr Martini trinken, wie er selbst dem „Telegraph“ erzählte.

Einerseits schien Moore mit dieser Einschränkung gut leben zu können: „Das war Sean Connerys Bond, meiner hat nie Martini bestellt“, leistete Moore Bond-Nachhilfe. Andererseits fehlte Moore der Genuss dann doch. „Wenn man mir sagt, dass ich noch 24 Stunden habe, werde ich ein paar Dry Martinis mit Tanqueray-Gin mischen“, erklärte Moore. Und wo er schon dabei war: „Und ein paar Schokoladen-Eis mit Schokolade aussen und weisser Vanille innen – oh, und Baked Beans.“ Bleibt zu hoffen, dass Sir Roger Moore diese letzten, sehr britischen, Wünsche bekommen hat. Er ist am Dienstag im Alter von 89 Jahren in der Schweiz gestorben.

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