Messerattacke auf Salman Rushdie: „Ich dachte, ich würde sterben“

Salman Rushdie verlor bei dem Angriff sein rechtes Augenlicht.

Quelle: Thomas Lohnes/Getty Images

Im August 2022 wäre Salman Rushdie bei einer Messerattacke fast ums Leben gekommen. Ein Angreifer stach auf offener Bühne auf ihn ein. Nun hat er zum ersten Mal ausführlich über die Attacke und seine schweren Verletzungen gesprochen.

Sir Salman Rushdie (76) hat erstmals in erschütternden Details über seine Erinnerungen an den Angriff vor zwei Jahren gesprochen, bei dem er auf der Bühne niedergestochen wurde. Der in Indien geborene britisch-amerikanische Autor sagte der BBC, dass sein Auge „wie ein weichgekochtes Ei“ in seinem Gesicht hängen geblieben sei und dass der Verlust des Auges ihn „jeden Tag erschüttert“. In seinem neuen Buch „Knife“, das weltweit am 16. April erscheint, beschäftigt er sich mit dem Angreifer.

Am Boden dachte er über „lächerliche“ Dinge nach

„Ich weiss noch, dass ich dachte, ich würde sterben“, sagte der 76-Jährige der BBC. Zum Glück habe er sich geirrt. Im August 2022 wurde der Schriftsteller auf offener Bühne in einem Bildungsinstitut im Bundesstaat New York angegriffen, als er sich auf einen Vortrag vorbereitete. Rushdie erinnerte sich, wie der Angreifer „die Treppe hinaufsprintete“. Zwölfmal stach der Mann unvermittelt auf ihn ein, unter anderem auch in den Hals und in den Unterleib. „Ich hätte mich nicht wehren können. Ich hätte nicht vor ihm weglaufen können.“ Er sei zu Boden gefallen, wo er mit „einer spektakulären Menge Blut“ um sich herum lag, schilderte Salman Rushdie. Er habe in dem Moment an „lächerliche“ Dinge gedacht. So habe er sich darum gesorgt, dass sein Ralph-Lauren-Anzug ruiniert werde und dass womöglich seine Hausschlüssel verloren gehen könnten.

Rushdies Leber und Hände wurden beschädigt und die Nerven in seinem rechten Auge durchtrennt. Er musste sechs Wochen lang im Krankenhaus behandelt werden. Sein Auge habe „sehr aufgebläht und geschwollen“ ausgesehen, sagte er. „Es hing irgendwie aus meinem Gesicht heraus, sass auf meiner Wange, wie ein weichgekochtes Ei.“ Der Verlust des rechten Augenlichts mache ihm täglich zu schaffen. Er müsse zum Beispiel vorsichtiger beim Treppenlaufen oder beim Überqueren einer Strasse sein. Er schätze sich aber glücklich, dass er keinen Hirnschaden erlitten hat. „Das bedeutete, dass ich immer noch in der Lage war, ich selbst zu sein.“

Der Autor sagte auch, dass er zuvor durchaus daran gedacht habe, dass eines Tages jemand „aus dem Publikum springen“ könnte. „Es wäre natürlich absurd gewesen, wenn mir das nicht in den Sinn gekommen wäre.“ Erst zwei Tage vor der schicksalhaften Veranstaltung habe er einen „Albtraum“ von einem Anschlag gehabt und war deshalb sogar kurz davor, diese abzusagen. „Und dann dachte ich, weisst du, es ist ein Traum. Und ausserdem bezahlen sie mich ganz gut. Alle haben Karten gekauft. Ich sollte gehen.“

Fiktives Gespräch mit dem Angreifer

Auch der Moderator der Veranstaltung, Henry Reese, denkt noch viel an das Drama: „Man hat das Gefühl, wenn man schneller gehandelt hätte, hätte vieles verhindert werden können“, gestand Henry Reese im Gespräch mit BBC. Doch in seinem neuen Buch „Knife“ dankt der Schriftsteller Reese und allen Menschen, die ihm an diesem Tag geholfen haben. „Das Buch ist schlicht und einfach den Männern und Frauen gewidmet, die mir das Leben gerettet haben“, heisst es auf der ersten Seite.

In „Knife“ führt er ein fiktives Gespräch mit seinem mutmasslichen Angreifer, Hadi Matar (26) aus New Jersey. Im realen Leben hat er noch nicht mit ihm gesprochen, jedoch könnte er ihm im für Herbst erwarteten Prozess gegenübertreten. Das Verfahren wurde verzögert, weil die Anwälte des Anklagten die Prüfung von Rushdies Buch forderten. Es könne als Beweismaterial dienen. Matar hat auf nicht schuldig plädiert und befindet sich ohne Kaution in Haft.

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