Hannelore Elsner: Die Grande Dame des Deutschen Films wird 75

Schauspielerin Hannelore Elsner gilt als die Grande Dame des Deutschen Films. Am heutigen Mittwoch feiert die gebürtige Bayerin ihren 75. Geburtstag. Doch für sie spielt das Alter keine Rolle.

Es ist schwierig, einen Text über Hannelore Elsner zu schreiben, wenn man ihr damit gerecht werden möchte. Die letzte Diva Deutschlands wird sie unter anderem genannt. In Interviews gilt sie unter Journalisten als schwierig. Dass man das Thema Alter im Gespräch lieber vermeiden sollte, ist ein offenes Geheimnis. „Mit 24 wurde ich gefragt, wie es ist, 25 zu sein. Mit 30 wurde ich gefragt, ob ich jetzt nicht am Ende bin. Mit 40 sowieso. Und ich habe gesagt: Moment mal, ich merke es überhaupt nicht! Was wollt ihr denn?“, sagte sie einmal im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.

Doch am heutigen Mittwoch spielt ihr Alter wieder einmal eine grosse Rolle: Denn Hannelore Elsner wird dieser Tage 75 Jahre alt.

Liest oder hört man sich Interviews mit der Schauspielerin an, stellt man fest: Sie spricht mit Bedacht. Hört bei jeder Frage genau hin, versucht dem Interviewpartner die richtige Antwort zu geben. Versteht sie eine Frage nicht, lässt sie einen das wissen. Findet sie eine Frage zu oberflächlich, zu dumm, ebenfalls. Hannelore Elsner kann sich das leisten, denn ihre Karriere im deutschen Film und Fernsehen ist eine beeindruckende.

Ihre Entdeckung

Mit 16 Jahren wurde sie von einem türkischen Regisseur entdeckt, als sie gerade mit ihrer Mutter die Strasse entlangspazierte. Aus dem geplanten Film wurde zwar trotz eines Fluges nach Istanbul nichts, doch es folgte eine Schauspielausbildung in München, die quasi den Grundstein für Hannelore Elsners Werdegang legte. Nach ersten Theaterengagements gab die Elsner mit 17 Jahren ihr Filmdebüt in „Freddy unter fremden Sternen“ (1959). 1963 folgte die Rolle der mittellosen Schauspielerin Sylvia Stössi im Filmdrama „Die endlose Nacht“ von Regisseur Will Tremper (1928 bis 1998).

Dem folgten unzählige Rollen in TV- und Filmproduktionen. Von 1983 bis 1997 wirkte sie in insgesamt sieben „Tatort“-Krimis mit – am bekanntesten ist wohl ihre Darstellung der Peggy Karoly im „Tatort: Peggy hat Angst“ (1983). Ab 1994 ermittelte sie ganze 66 Episoden lang als „Die Kommissarin“ Lea Sommer im Abendprogramm des Ersten. Zu ihren grossen Erfolgen gehören ausserdem die Filme „Die Unberührbare“, „Mein letzter Film“ oder auch „Hanami – Kirschblüten“. Sie erhielt das Bundesverdienstkreuz, den Deutschen Filmpreis sowie den Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises für ihr Lebenswerk.

„Die Filmrollen finden mich“

Ihre bayerische Oma habe sie schon als Kind gelehrt, das Leben so zu nehmen wie es kommt, erzählte Hannelore Elsner, als sie 2011 im Rahmen ihrer Autobiografie „Im Überschwang“ in der NDR-Talkshow „DAS!“ zu Gast war. Dieses Prinzip scheint die Schauspielerin auch auf ihren Beruf übertragen zu haben. „Die Filmrollen finden mich. Eine Filmrolle lehrt einen etwas. Das ist eine grosse innere Beschäftigung. Da beginnt die Suche in einem selbst nach Empfindungen oder Parallelen, Wissen, Erfahrungen, die man dann verwenden kann“, erklärte sie im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen“.

Dass man gegen das Spiel des Lebens machtlos ist, musste Hannelore Elsner schon früh lernen. Ihr Bruder Manfred wurde bei Kriegsende im März 1945 bei einem Tieffliegerangriff getötet. Ihr Vater starb als sie acht Jahre alt war an Tuberkulose. Ihre Mutter blieb ihr fremd. „Kurz bevor sie starb, gab es einen Moment, wo wir uns verabredet hatten zum Gespräch. Daraus wurde nichts; an dem Tag, an dem wir uns treffen wollten, starb sie ganz plötzlich an Herzversagen. Mit 59 Jahren“, erzählte sie 2011 der „Süddeutschen Zeitung“.

„Ich feiere das Leben 365 Tage im Jahr“

Zu ihrem Sohn Dominik – aus der Beziehung mit Regisseur Dieter Wedel (74), mit dem Hannelore Elsner heute nicht mehr spricht – pflegt sie ein enges Verhältnis. Ihr einziges Kind kam am 18. April 1981 zur Welt, ganze drei Monate zu früh. Zweimal war die Grande Dame insgesamt verheiratet. Ihre erste Ehe mit Schauspieler und Synchronsprecher Gerd Vespermann (1926 bis 2000) hielt zwei Jahre, die zweite Ehe mit dem Dramaturg Uwe Carstensen (62) dauerte von 1993 bis 2000.

„Wenn sie etwas nicht mag, sagt sie das direkt, aber meistens freundlich“, beschrieb ihr Sohn Hannelore Elsner einmal im Doppelinterview mit der „Bild“-Zeitung. Was sie offensichtlich nicht mag, ist ihren 75. Geburtstag gross zu feiern. Ihren Jubeltag verbringt sie in Prag mit Dreharbeiten zu einem neuen Film, in dem sie die exzentrische Mutter des verstorbenen Münchner Modemachers Rudolph Moshammer (1940 bis 2005) spielt. „Jedes Fest ist mir nur recht. Doch ich feiere das Leben ja sowieso 365 Tage im Jahr, da kann ich an meinem Geburtstag auch mal arbeiten“, erklärte das Geburtstagskind im Interview mit „Bild“.

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