Schönling, Boxer, Wrack: Mickey Rourke feiert 65. Geburtstag

Ob im Boxring oder vor der Kamera: Kampfgeist hat Mickey Rourke stets bewiesen. Inzwischen ist der Star mit Nehmer-Qualitäten 65 Jahre alt.

James Dean, Marlon Brando… Mickey Rourke? Es gab eine Phase im Leben des Schauspielers, der nunmehr 65 Kerzen auf seinem Geburtstagskuchen auspusten darf, da kratzte er kurz am Legendenstatus. Die Frauen wollten ihn. Die Männer wollten so sein wie er – so plattgetreten diese Phrase auch sein mag. Seine Leinwandpräsenz suchte in den 80er Jahren seinesgleichen, Rourke war der fleischgewordene Sexappeal. Doch nach diversen Ausflügen in den Boxring und zum Schönheitschirurgen hat sich Rourke diese markante Schönheit schon längst aus dem Gesicht prügeln und spritzen lassen. Eines muss man ihm aber lassen: Bislang ist Rourke nach jedem Knockout wieder in den Hollywood-Ring gestiegen.

Auf den Spuren von Muhammad Ali

Die Kindheit und Jugend von Mickey Rourke war von Gewalt geprägt. Unbarmherzige Gewalt im eigenen Elternhaus, wo zunächst sein alkoholsüchtiger Vater, später sein nicht minder jähzorniger Stiefvater mit eiserner Patriarchen-Faust regierte. Doch auch geordnete, sportliche Gewalt erlernte er von Kindesbeinen an. Mit 15 Jahren wandelte er gar auf den Spuren von Muhammad Ali, trainierte in derselben Boxschule an der Fifth Street in Miami wie die Boxlegende. Einzig die Disziplin fehlte dem Jugendlichen damals offenbar, um ein ganz Grosser im Ring zu werden.

Hollywood klopft an

Wie die Jungfrau zum Kinde kam Rourke zu seiner ersten Rolle in einem Theaterstück. Als Hilfsarbeiter war er zur richtigen Zeit am richtigen Ort und lernte ein Mitglied eines Theatervereins kennen. Schnell hatte Rourke Blut geleckt und ergatterte wenig später einen Platz im Actors Studio, wo vor ihm schon Marlon Brando und Robert De Niro die Kunst des Method Acting erlernten, also das völlige Aufgehen in einer Rolle. Der Erfolg in der Traumfabrik liess danach nicht lange auf sich warten.

Als erstes erkannte Regie-Legende Steven Spielberg und dessen Produzenten das Talent von Rourke und gaben ihm einen Part in der Komödie „1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood“ – wie passend. Den besagten Weg in die Traumfabrik fand Rourke in den 80er Jahren mit schlafwandlerischer Sicherheit. 13 Filme drehte er in besagtem Jahrzehnt, darunter so Welterfolge wie „9½ Wochen“, der geistige Sado-Maso-Vorreiter von „50 Shades of Grey“, wenn man so will. Und auch die 90er begannen verheissungsvoll…

Die falsche Abzweigung genommen

Gleich in 18 Werken war Rourke von 1990 bis 1999 zu sehen. Doch nach Filmen wie „Harley Davidson & der Marlboro Mann“, der durchaus Kultstatus bei vielen Fans geniesst, war danach bei weitem nicht alles Gold, was Geld in Rourkes Geldbeutel spülte. Als einer seiner Filme floppte, stieg er wie aus Trotz zurück in den Boxring. Er habe schlichtweg keinen Respekt vor sich selbst als Schauspieler gehabt, sagte er Jahre später in einem Interview. Besagten Respekt versuchte er sich mit den Fäusten zurückzuholen – durchaus erfolgreich. Er bestritt acht Kämpfe, von denen er immerhin sechs gewinnen konnte.

Doch die Ausflüge in den Ring liessen wenig von Rourkes Status als Frauenschwarm übrig, gebrochene Knochen und diverse Schönheitsoperationen sorgten dafür. An Rollen mangelte es ihm zwar nicht, Quantität überwog hier aber ganz klar der Qualität. Hinzu kam ein schreckliches Händchen bei der Wahl seiner Engagements. So habe er Rollen in „Platoon“, „Top Gun“, „Das Schweigen der Lämmer“ und gar „Pulp Fiction“ (Bruce Willis ergatterte später den Part) ausgeschlagen.

Das Stehaufmännchen

Doch wie ein leidenschaftlicher Kämpfer wurde er von der Ring-Glocke Hollywoods gerettet. 2005 schlüpfte er in die Rolle des grobschlächtigen Raubeins Marv in der Comic-Verfilmung „Sin City“ – ein Job wie gemacht für Rourke. Plötzlich war er wieder geeignet für grosse Hollywood-Produktionen, wenn auch am exakt anderen Ende der Schönling-Skala. In keinem Film wurde das so deutlich wie in Darren Aronofskys Meisterwerk „The Wrestler“. Als völlig heruntergekommener Ringer mit wasserstoffblonder Mähne legte Rourke darin einen Seelenstriptease hin – und rührte zu Tränen. Noch heute gibt es viele Stimmen, die sagen, nicht Sean Penn, sondern Rourke hätte damals den Oscar als bester Hauptdarsteller verdient gehabt. Zumindest den Golden Globe fuhr er für seine Rolle als Randy „The Ram“ Robinson ein.

Weitere Fehltritte

In der Karriere lief es wieder, das bewiesen Parts in Filmen wie „Iron Man 2“ oder der „The Expendables“-Reihe. Nicht so im Privatleben. Schon 1994 wurde er erstmals festgenommen, eheliche Gewalt gegen seine damalige zweite Ehefrau wurde als Grund angegeben, später aber fallengelassen. 2007 wanderte er noch einmal auf den Rücksitz eines Polizeiautos. Damals sei er betrunken hinters Steuer einer Vespa gestiegen, so der Vorwurf.

Dennoch arbeitete er speziell in der Phase seines Comebacks daran, ein besserer Mensch zu werden – wöchentliche Besuche bei einem Psychiater mitinbegriffen. Ach so, und dank seiner Hunde. Denn Rourke ist ein absoluter Hunde-Narr und bezeichnete seinen Vierbeiner Loki einst gar als „die Liebe meines Lebens“ – samt Widmung bei der Dankesrede für seinen Golden Globe Award. Zum Geburtstag gibt’s da bestimmt auch einen Hundekuchen extra.

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