Daniel Brühl: Wie sein spanisches Herz leidet

Der deutsch-spanische Schauspieler Daniel Brühl ist in Barcelona geboren und gegen die Unabhängigkeit von Katalonien. Was in der Region gerade passiert, macht ihm schwer zu schaffen.

Er fühlt sich „perplex, ratlos und auch beängstigt ob alledem, was gerade in Katalonien passiert.“ Der deutsch-spanische Schauspieler Daniel Brühl (39, „Der ganz grosse Traum“) spricht über seine Heimat, seine erste oder zweite, ganz wie man will. Er ist in Barcelona geboren und in Köln aufgewachsen. Er lebt in Berlin und Barcelona. Katalonien ist für ihn mehr als ein Rückzugsort. Es ist Teil seines Lebens – auch im aktuellen politischen Konflikt.

In einem Beitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ schwärmt Brühl von seiner Heimatstadt: „Ich habe hier als Kind gespielt und als Schauspieler gearbeitet. Ich habe hier Familienangehörige, Freunde, Schauspielerkollegen, Regisseure; hier spielt mein Klub, der FC Barcelona, im Camp Nou, dem besten Stadion der Welt. Barcelona war mein Zufluchtsort, vor allem in persönlichen Krisen“. Nun ist dieser Ort selbst in einer schlimmen Krise.

Er habe mit seiner Partnerin Felicitas Rombold Pläne geschmiedet, ganz nach Barcelona zu ziehen, „erst recht, nachdem unser Sohn geboren wurde“. Aber nun falle es ihm schwerer, seit er „fassungslos“ die Nachrichten in spanischen und deutschen Zeitungen lese, die davon handeln, dass Katalonien sich von Spanien abspalten will. Seitdem frage er sich, „ob Barcelona das noch ist oder sein kann: Heimat. Oder ob man gerade dabei ist, mir etwas zu nehmen“.

Einer wie er, der „dieses goldene, gleissende Licht der mediterranen Sonne“ über alles liebt, „die offenherzigen Menschen, die Märkte, die Bars“, spüre nun, „wie der Konflikt an mich heranreicht, wie ich in meinem ganz persönlichen Umfeld Gräben beobachte, die jeden Tag tiefer werden“.

„Ich habe mich immer als Europäer gefühlt“

Daniel Brühl ist wie viele andere Katalanen gegen die Abspaltung von Spanien, „weil ich, Sohn eines Deutschen und einer Spanierin aus Barcelona, mich immer als Europäer gefühlt habe. Und weil mich das immun gemacht hat gegen die Engstirnigkeit, die ich jetzt in Katalonien wahrnehme“.

2006 hatte Brühl die Hauptrolle in Manuel Huergas Film „Salvador – Kampf um die Freiheit“. Er spielte den jungen katalanischen Anarchisten Salvador Puig Antich, der gegen die spanische Franco-Diktatur gekämpft hatte und dafür 1974 hingerichtet wurde. Daniel Brühl schildert in seinem „SZ“-Beitrag die Sympathien, die ihm in Barcelona entgegenströmten als der Film in die Kinos kam: „Man identifizierte mich so sehr mit dem Protagonisten, dass ich damals in Barcelona fast nur auf Katalanisch angesprochen wurde. Ich kann mich noch gut erinnern, wie unwohl ich mich fühlte, wenn ich auf Spanisch antwortete“.

Er verstehe zwar Katalanisch „perfekt“, doch es falle ihm schwer, Katalanisch zu sprechen. „Das war auch nie ein Problem. Meine Gesprächspartner wechselten ins Spanische, wenn sie merkten, dass ich kein Katalanisch sprach“, so Brühl. In letzter Zeit sei es ihm aber passiert, „dass Gesprächspartner ihr Katalanisch durchzogen, demonstrativ. Ich fürchte, das gehorcht einer Stimmung: Die da draussen gehören nicht zu uns. Das sind tendenziell Rechte“.

Es mache ihn fassungslos, wenn er höre, dass die Filmemacherin Isabel Coixet (57), eine linksorientierte Katalanin, „auf der Strasse als Faschistin beschimpft wurde, weil sie gegen die Unabhängigkeit ist“.

Aufgeheizte Stimmung innerhalb der Familie

Die Lage sei so aufgeheizt, dass es in seiner eigenen Familie auseinandergehe. „Es gibt einige, die extrem für die Unabhängigkeit sind… Andere sind radikal dagegen. Im Freundeskreis ist es ähnlich, und ich ertappe mich dabei, wie ich dem Thema ausweiche, um Freundschaften nicht zu gefährden“, erklärt der Schauspieler.

Brühl hält das Referendum zur Unabhängigkeit für „illegal“, für „eine Farce“, weil es „nicht mal den Mindestanforderungen an eine demokratische Abstimmung entsprach“. Er glaube nicht, dass die Mehrheit der Katalanen für eine Loslösung von Spanien sei. Doch jetzt, wo die Zentralregierung in Madrid die katalanischen Institutionen unter ihre Kontrolle stellen will, „dürfte es wieder mehr Zulauf für jene geben, die sich abspalten wollen. Denn das verletzt die Katalanen in ihrem Stolz“, gibt Brühl zu bedenken.

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