Dieter Wedel: Die Chronologie seiner „Horror“-Geschichte

Anfang Januar wurde öffentlich, dass Dieter Wedel mehrere Frauen sexuell belästigt haben soll. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Nach dem Fall von Filmmogul Harvey Weinstein (65) und weiterer bekannter Hollywoodmänner breitete sich die entflammte #MeToo-Debatte spätestens Anfang Dezember auch nach Europa aus. Im „Zeit“-Magazin beschuldigten drei Frauen Regisseur Dieter Wedel (75, „Gier“), sie in den 1990er Jahren sexuell belästigt zu haben. Das ist seit der Veröffentlichung der Anschuldigungen passiert.

Wedel stritt sämtliche Vorwürfe sofort ab. Unter anderem erklärte er noch vor Erscheinen des Berichts in einer eidesstattlichen Erklärung, dass die Anschuldigungen „unzutreffend“ und „nicht gerechtfertigt“ seien. Er habe „zu keinem Zeitpunkt diesen oder anderen Frauen in irgendeiner Form Gewalt angetan“, wie es in einer Pressemitteilung von Wedels Anwalt Michael Philippi hiess.

Kirchberger und Speidel schalten sich ein

Kurz darauf meldete sich unter anderem Sonja Kirchberger (53) zu Wort, die in Wedels „Der König von St. Pauli“ mitspielt. Der „Bild“ erklärte die Schauspielerin, dass Wedel zwar ein „Frauenliebhaber“ sei, sie von angeblichen Übergriffen aber nichts mitbekommen habe: „Es gab sehr viele Gerüchte über Affären, aber ich habe nie etwas über sexuelle Übergriffe gehört oder derartiges gesehen. Ich weiss allerdings nicht, was hinter verschlossenen Türen passiert ist.“

Jutta Speidel (63, „Um Himmels Willen“) erklärte der „Süddeutschen Zeitung“, dass sie die #MeToo-Debatte für ein „schwieriges Thema“ halte. Weder Vergewaltigung noch Belästigung sei zu entschuldigen, so Speidel. Auf der anderen Seite müsse „einem als Frau doch schon auch klar sein, dass es falsch ist, eine Rolle über das Bett zu bekommen. Und Racheakte 20 Jahre später, wie jetzt bei Dieter Wedel, finde ich auch grenzwertig. […] Ich habe ein Jahr lang mit ihm gedreht und habe da mitbekommen, dass es solche Situationen gegeben hat. Mit mir jedoch nicht“, erinnert sich die 63-Jährige an ihre Zusammenarbeit mit Wedel.

Sie wehrte sich gegen Wedel

Kurz darauf meldete sich auch Brigitte Karner (60, „Der grosse Bellheim“) zu Wort. Abermals in der „SZ“ erklärte die österreichische Schauspielerin, dass sie nun keine Angst mehr habe, über das Thema zu sprechen. Diese sei ihr von dem Regisseur geradezu eingetrieben worden, „weil ich von Anfang an nicht auf seine Avancen eingestiegen bin. Ich wollte mich von Herrn Wedel nicht betatschen lassen.“ Deswegen sei sie bei Dreharbeiten schliesslich „fertiggemacht und vorgeführt“ worden.

Wedels Partnerin Uschi Wolters stand dagegen weiter zu ihm. „Ich glaube kein Wort, was diese Frauen erzählen.“ Zweifel daran habe sie „keine Sekunde“, wie sie dem Magazin „Bunte“ erklärte. Wolters gab zwar zu, dass ihr Mann „sehr aufbrausend“ werden könne, „wenn ein Schauspieler seinen Text nicht beherrscht oder sich am Set unprofessionell verhält“. Sie kenne Wedel, der ein grosses Herz besitze, allerdings als „liebenswürdig, charmant, klug, gebildet, humorvoll“.

Iris Berben und die Festspiele

In der „Zeit“ erzählte zuletzt auch Iris Berben (67, „Eddie the Eagle“) von ihren Erfahrungen mit Wedel. Zusammen arbeiteten sie in den 70er Jahren an der Serie „Halbzeit“. Der Regisseur habe sie zum Essen eingeladen, sie habe das Angebot jedoch ausgeschlagen. Am Set habe Wedel die Schauspielerin daraufhin eine Szene „sicher mehr als dreissigmal“ wiederholen lassen – und dass obwohl ihr Text nur aus „Hallo“ bestanden habe. „Er machte mich fertig“, erklärte Berben. „Wedel rächte sich, wenn jemand nicht bereit war, sein Spiel zu spielen.“ Er habe sie in Ruhe gelassen, nachdem sie damit gedroht hatte, den Vertrag zu beenden.

Erst am Montag trat Wedel nun als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurück. In einer persönlichen Stellungnahme erklärte er unter anderem: „Der Umfang, die Art und Weise der Darstellung, die Anfeindungen haben für mich in meinem 76sten Lebensjahr ein für meine Gesundheit und natürlich auch für meine Familie erträgliches Mass weit überschritten.“ Wedel sei nach Angaben der Leitung der Festspiele gesundheitlich angeschlagen und befinde sich momentan in einem Krankenhaus. Der „Bild“ habe eine Sprecherin bestätigt, dass Wedel eine Herzattacke gehabt haben soll.

Kein Wunder, hatte Wedel dem Blatt zuvor doch unter anderem verraten, dass er einen Film über die vergangenen Wochen „Horror“ nennen würde. Bereits im Gespräch vor wenigen Tagen habe der Regisseur geschwächt gewirkt und erzählt, dass ihm in seinem Leben – bis auf den Tod seines Vaters – bisher nichts Schlimmeres passiert sei. Die „Bild“ war es schliesslich am Montagabend auch, die als erstes darüber berichtet hatte, dass die Staatsanwaltschaft München gegen Wedel wegen einer möglicherweise nicht verjährten Sexualstraftat ermittle. Dies ist natürlich noch lange kein Beweis für eine mögliche Schuld Wedels, doch eines ist damit sicher: Das Thema ist noch lange nicht gegessen.

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