Zum Tod von Sean Connery: Mehr als James Bond

Sean Connery sorgte im Alleingang dafür, dass Martinis nur noch geschüttelt und nicht gerührt werden. Doch der Schotte war nicht nur James Bond.

Grosse Trauer um Sean Connery (1930-2020). Die Schauspiel-Legende starb am 31. Oktober im Alter von 90 Jahren. Sein Sohn Jason Connery (57) gab bekannt, dass sein berühmter Vater in seiner Wahlheimat auf den Bahamas „friedlich eingeschlafen“ sei. Eine Rolle machte Connery weltberühmt: James Bond. Und als 007 ist er nicht zu toppen – dieses Ergebnis lieferte erst im Sommer eine Radio-Umfrage in Grossbritannien. Mit 14.000 Stimmen wurde der gebürtige Schotte zum besten James-Bond-Darsteller aller Zeiten gewählt. Doch Bond war für ihn wohl Segen und Fluch zugleich.

Sein Weg zur James-Bond-Ikone

Bevor Thomas Sean Connery 1962 zum ersten und für viele noch immer besten James-Bond-Darsteller reifte, konnte der 1930 in Edinburgh geborene Mime durchaus als beruflicher Wandervogel bezeichnet werden. Ärmlichen Verhältnissen entsprungen, steuerte er zunächst als Milchmann, später als Bademeister der Familienkasse bei. Nach einem kurzen Intermezzo in der Royal Navy, schuftete er unter anderem als Baggerfahrer, Pferdekutscher und Möbelpolierer. Aber auch als Akt-Model fungierte Connery, der sich zu dieser Zeit zunehmend als Bodybuilder in den „Mister Universum“-Wettbewerben einen Namen machte.

Jener Hintergrund war es auch, der Connery letztendlich ins Schauspielfach brachte. In den 50er Jahren lernte er so auch Michael Caine (87) kennen, mit dem er eine enge Freundschaft pflegte. Ausser für einige kleinere Rollen reichte es aber zunächst nicht, Connerys Stunde sollte erst 1962 schlagen. Als absolut unbekannter Darsteller ergatterte er die Rolle in der ersten Verfilmung von Ian Flemings Romanen namens „James Bond jagt Dr. No“ – der Rest ist Geschichte. Über Nacht wurde der damals 32-Jährige zum Star und sollte in noch sechs weiteren Filmen den Doppel-Null-Agenten darstellen.

Bei „Sag niemals nie“ (1983) immerhin im stolzen Alter von 53 Jahren. „Wenn die Bücher Erfolg hatten, dann machen sie auch einen unbekannten Darsteller berühmt. Einen grossen Star hätten wir niemals für die ganze Reihe binden können“, erklärte Barbara Broccoli (60), Tochter des Original-Bond-Produzenten Albert R. Broccoli (1909-1996), die Besetzung von Connery als Ur-Bond. Der Plan ging auf. Der Hype um 007 scheint dem Schotten aber nicht immer geheuer gewesen zu sein. Connery sagte einmal zum „Guardian“: „Ich habe diesen verdammten James Bond immer gehasst. Ich würde ihn gerne töten.“

Ein Oscar für „Die Unbestechlichen“

Auch wenn er seinen starken Akzent nie so ganz in den Griff bekommen sollte, seine Wandlungsfähigkeit als Schauspieler demonstrierte Connery vor allem in seinen späteren Jahren nach „Bond“. 1985 etwa, als der einzige schottische Hauptdarsteller am Set von „Highlander – Es kann nur einen geben“ den Spanier Juan Sánchez Villa-Lobos Ramírez mimte. Ähnlich verhielt es sich 1990, als er einen russischen U-Boot-Kapitän in „Jagd auf Roter Oktober“ verkörperte. Nur ein Jahr nach „Highlander“ schlüpfte er dagegen in eine Mönchskutte, um in der Verfilmung von Umberto Ecos „Der Name der Rose“ einen mysteriösen Mord in einem Kloster aufzuklären.

Den einzigen Oscar seiner Karriere staubte Sean Connery für seine Performance in „The Untouchables – Die Unbestechlichen“ (1987) ab, als bester Nebendarsteller. Der Film brachte ihm auch einen Golden Globe ein.

1989 dann seine – neben „James Bond“ – vielleicht denkwürdigste Rolle: Als Vater des peitschenschwingenden Archäologen mit dem Kult-Hut in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“. Selten hatte ein cineastisches Vater-Sohn-Gespann eine bessere Chemie, als bei den beiden Superstars Connery und Harrison Ford (78) – und das, obwohl die beiden im echten Leben nie und nimmer Vater und Sohn sein könnten. Ford ist schliesslich nur zwölf mickrige Jahre jünger.

Sein letzter Film

Gerade auf seine älteren Tage wollte es Connery dann noch einmal richtig wissen: In „The Rock – Fels der Entscheidung“ (1996) ballerte er sich an der Seite von Nicolas Cage (56) durch Terroristen-Horden auf Alcatraz und in „Mit Schirm, Charme und Melone“ (1998) wurde er zur Abwechslung mal als Bösewicht gecastet. Sein letzter Auftritt in einem Kinofilm war 2003 in „Die Liga der aussergewöhnlichen Gentleman“, darin durfte sich Connery noch einmal richtig ausleben. Seit einigen Jahren hatte er sich aus dem Rampenlicht zurückgezogen und war offiziell in Schauspiel-Rente.

Im Jahr 2000 wurde Sean Connery von Queen Elizabeth II. (94) geadelt und zum Ritter geschlagen. Im Schottenrock tauchte er zu der Zeremonie auf. „Es ist eine grosse Ehre für Schottland und für mich der stolzeste Tag meines Lebens“, sagte Connery damals. Seitdem durfte er ein „Sir“ vor seinem Namen tragen. Seit 1975 war er in zweiter Ehe mit Micheline Roquebrune (geb. 1929) verheiratet.

Jason Connery sagte am Todestag seines Vaters, es sei „ein trauriger Tag für alle, die meinen Vater kannten und liebten, und ein trauriger Verlust für alle Menschen auf der ganzen Welt, die das wunderbare Geschenk seiner Schauspielkunst genossen.“ Dank seiner Filme bleibt Sean Connery für immer unvergessen.

Vorheriger ArtikelLeslie Mandoki: „Kulturelle Vielfalt ist systemrelevant“
Nächster ArtikelJames-Bond-Darsteller Daniel Craig würdigt Sean Connery