Welchen Einfluss hat Ivanka Trump auf ihren Vater?

Donald und Ivanka Trump könnten auf den ersten Blick wohl nicht unterschiedlicher sein. Trotzdem ist sie nun die Beraterin des amtierenden US-Präsidenten. Doch hört er überhaupt auf sie?

Auf dem ersten Blick ist da kaum eine Ähnlichkeit. Er ist impulsiv, geltungssüchtig, und sein Stil ist eher prollig als staatstragend, da hilft auch die rote Krawatte nicht. Sie ist beherrscht, elegant durchgestylt, und im Notfall lächelt sie Gegenargumente cool weg.

Donald Trump (70) und seine Tochter Ivanka (35). Er Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, sie seine Beraterin. Er milliardenschwerer Immobilien-Boss, sie dreifache Mutter, Ehefrau, Golferin, Mode-Unternehmerin. Er ein politisches Leichtgewicht, sie die perfekte Stil-Ikone ohne politische Ahnung. Er der Papa, sie seine „first daughter“. Da stellt sich die Frage: Hat sie überhaupt einen Einfluss auf ihren politisch unberechenbaren Vater, und wenn ja, welchen?

Bedachte Worte im ersten Interview als Beraterin

In ihrem ersten Interview als Beraterin des US-Präsidenten, teilt Ivanka gnädig mit, dass Donald Trumps Administration auf einem guten Weg sei. Das wird den Papa gefreut haben. Endlich hat es mal jemand gesagt, da spielt es kaum eine Rolle, dass es das Urteil einer Handtaschendesignerin ist.

Allerdings: Ivanka Trump ist keine völlig verblödete „desperate housewife“, die ihren bis ins kleinste Detail organisierten Lifestyle auf Instagram postet. Sie ist Wirtschaftswissenschaftlerin mit Prädikatsexamen einer Elite-Universität und hat das entsprechende Selbstbewusstsein. Das schätzt der Papa.

„Wo ich mit meinem Vater nicht einer Meinung bin, weiss er es, und ich drücke mich total offen aus“, sagt sie in ihrem ersten offiziellen Interview mit dem US-Sender CBS – übrigens ein Medium, das Donald Trump überhaupt nicht ab kann. Sie lasse es nur die Öffentlichkeit nicht wissen, wenn sie mal anderer Meinung sei.

Ivanka Trump in der „Rolle eines Blitzableiters“

Solche wohlgesetzten Worte hat man beim amtierenden US-Präsidenten kaum gehört. Die Unterschiede zwischen Vater und Tochter sind so gross, dass die „Zeit“ schrieb: „Er ist Hitzkopf und Impulsmensch, schnell beleidigt, noch schneller beleidigend. Sie hat die Beherrschung des eigenen Körpers und der eigenen Sprache gemeistert, sieht immer gleich aus, sagt immer das Gleiche, kühl, wohlüberlegt, mit Samtstimme. Wo es Donald Trump die Haare verweht, ihm die Gesichtszüge entgleiten, bleibt Ivanka Trump makellos, die Frisur einbetoniert, das Lächeln festgefroren. Niemals würde sie pampig mit der Hand herumfuchteln wie ihr Vater. Sein Stil ist Prunk und Protz, immer ein bisschen notgeil. Ihrer ist subtile Park-Avenue-Eleganz, andeutungsweise sexy.“

Bereits im Wahlkampf, so das „Hamburger Wochenblatt“, habe Ivanka Trump mit ihrer „Vorzeigebiografie die Rolle eines Blitzableiters“ für ihren Vater gespielt. Wie ein Mantra wiederholte sie, wie grossartig und grosszügig der Herr Papa sei. Seine sexistischen Sprüche konterte sie mit dem Hinweis auf ihre Karriere als Frau im väterlichen Unternehmen. Rutschte Trump mal eine antisemitische Beleidigung raus, stellte Ivanka klar, dass sie einen jüdisch-orthodoxen Ehemann (Jared Kushner) habe und selbst zum Judentum konvertiert sei. Als Höchstmass an Kritik am Rüpel Trump sagte Ivanka auf dem Parteitag der Republikaner, ihr Vater sei „farbenblind und geschlechtsneutral“.

Familienpolitik als grosses Ziel

Sie hat selbst ein wenig unter der politischen Karriere von Donald Trump gelitten. Etliche Freunde und Geschäftspartner sind abgesprungen, ihr Modeunternehmen geriet leicht ins Abseits. Doch das wird Ivanka Trump nicht entmutigen. Als präsidiale Beraterin will sie sich um Familienpolitik kümmern, speziell um das Thema arbeitende Frauen und Kindesbetreuung. Dazu hat Donald Trump Reformpläne vorgelegt, die nach Auskunft des Weissen Hauses auf Ideen seiner Tochter basieren. So sind sechs Wochen bezahlter Mutterschutz und steuerliche Entlastungen für die Inanspruchnahme von Kindesbetreuung geplant, was in erster Linie wohlhabenden Amerikanern zugute käme.

Politische Beobachter in Washington haben der Tochter eine wesentlich schwierigere Rolle zugeordnet: Sie solle den Präsidenten geistig stylen und „den Chauvinismus und die Kleingeistigkeit ihres Vaters“ („Zeit“) für das amerikanische Volk aufhübschen oder zumindest weichspülen. Eine Jahrhundertaufgabe!

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